Im April gab die aufstrebende japanische Online-Entertainment-Plattform AbemaTV bekannt, dass der frühere Boxweltmeister Kōki Kameda gegen vier Amateure antreten würde, die ein Preisgeld in Höhe von 10 Millionen Yen (rund 80.000 Euro) gewinnen könnten.
Um sich das Geld zu sichern, müssten die Teilnehmer Kameda in einem Kampf über drei Runden à drei Minuten besiegen. Die Teilnehmer durften nicht größer als 175cm sein und mehr als 70kg auf die Waage bringen.
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In seiner Boxkarriere holte sich der Japaner den WM-Titel in drei verschiedenen Gewichtsklassen, trat aber 2015 nach einer Punkte-Niederlage gegen seinen Landsmann Kohei Kono zurück – mit der imposanten Statistik von 33 Siegen bei nur einer Niederlage.
Trotz seines sportlichen Erfolges ist Kameda in seinem Heimatland äußerst unbeliebt, was vor allem daran liegt, dass ihm im wie außerhalb des Ringes “unjapanisches Verhalten” vorgeworfen wird. “Die fliegende Faust von Osaka” – ja, Japan hat die besten Kampfnamen – ist einer von wenigen japanischen Kämpfern, die für ihren Trashtalk bekannt sind. Und Trashtalk gepaart mit angeberischem Auftreten sind in Japan nunmal gar nicht gerne gesehen. So wurde ihm oft vorgeworfen, am Anfang seiner Karriere vor allem durch seine große Klappe und weniger durch seine Boxmeriten berühmt geworden zu sein. Ein Vorwurf, der durch die Tatsache gestärkt wird, dass seine ersten sechs Gegner zusammenaddiert auf 18 Niederlagen und 0 Siege kamen. Später machte sich Kemeda noch dadurch unbeliebt, dass er als Trainer seinem Bruder Daiki – ein weiterer Weltmeister in verschiedenen Gewichtsklassen – den Taktik-Tipp gegeben hat, seinen Gegner mit dem Ellbogen zu attackieren.
So spielten Kameda und AbemaTV bei der Promotion für das Event mit seinem schlechten Ruf im Lande und teilten gleichzeitig gegen seine Kritiker aus. “Diejenigen, die glauben, dass es einfach für mich war, Weltmeister zu werden, haben jetzt die Chance, sich 10 Millionen Yen von mir zu schnappen”, hieß es in Kamedas Pressemitteilung.
Tausende Männer bewarben sich und vier “Glückliche” wurden ausgewählt und in einer groß angelegten Pressekonferenz auf AbemaTV vorgestellt. Die vier Teilnehmer – von links nach rechts auf dem obigen Bild – sind der 25-jährige Oberschullehrer Ryota Matsumoto, der Club-Veranstalter “Kamikaze,” ein 26-jähriger YouTuber und der 32-jährige selbsternannte Gangster Yuuta.
Als Erstes war Kamikaze an der Reihe, doch seine schwache Verteidigung sowie seine Flatterarme waren nicht genug für einen ehemaligen Klasseboxer wie Kameda, der ihn nach nur zwei Minuten und 30 Sekunden mit einem Körpertreffer und einem brutalen linken Haken gegen den Kopf ausschaltete. Dann war YouTuber Joe dran, der deutlich mehr Gegenwehr zeigte und es bis in die dritte Runde schaffte. Dort war dann aber nach einem technischen K.o. Schluss. Schullehrer Matsumoto ging in der zweiten Runde K.o., nachdem ihn eine Rechte von Kameda hart getroffen hatte. Yuuta, der sich als Rocker und Gangster vorstellte, war als Letztes dran und überstand die drei Runden, verlor aber schließlich nach Punkten.
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Keiner der vier Teilnehmer schaffte es also, den 10-Millionen-Yen-Jackpot zu knacken.
Für Kameda gab es nichts zu gewinnen. Bis auf Siegesehren und die Tatsache, dass er gegen die spöttische Presse in Japan einen Wirkungstreffer erzielen konnte. Der eigentliche Gewinner war aber AbemaTV. Denn dass die Kämpfe in einer schäbig aussehenden Schulsporthalle stattgefunden haben, hat 14 Millionen Japaner nicht abgeschreckt. So viele haben nämlich eingeschaltet (die meisten wohl in der Hoffnung, dass Kameda kassieren würde) und dadurch die Server des Senders abstürzen lassen.
Und wer jetzt denkt, die spinnen doch, die Japaner, der sei daran erinnert, dass ein ähnliches Szenario auch schon mal im Westen stattfand. Prügel-Protagonist war die amerikanische Boxlegende Roy Jones Jr., der einem Amateurboxer 100.000 Dollar versprach, wenn er ihn schlagen würde. Via Facebook-Umfrage fiel die Wahl auf MMA-Kämpfer Vyron Phillips. Doch der ging bei dem Pay-per-view-Event schon in der zweiten Runden K.o..
Nach dem Erfolg des Show-Events in Japan sollten wir damit rechnen, dass auch anderswo ähnliche Kämpfe organisiert werden könnten.