Seit diesem Sommer machen Jay-Z und Jerome Boateng gemeinsame Sache. Eine Kollaboration, die vielen erst einmal komisch vorkommen mag. Was hat ein Rapper mit einem der weltbesten Fußballern zu tun? Doch Jay-Z ist schon lange mehr als ein einfacher Rapper.
Er ist nicht nur Hip-Hop-Mogul und Label-Gründer, nein, er ist auch Restaurantbesitzer, Neugründer des Musik-Streaming-Service Tidal und der kreative Kopf hinter unzähligen nationalen und internationalen Künstlern. Ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen, kann man behaupten, dass alles zu Gold wird, was Jay-Z anzufassen scheint. Schon lange hat er das Klischee-Image des stereotypischen Rappers hinter sich gelassen und seine Visionen haben ihn zu einem der erfolgreichsten Hip-Hop-Künstler und Geschäftsmänner der USA gemacht. Derzeitig wird sein Vermögen laut Forbes-Liste auf gigantische 520 Millionen Dollar geschätzt und Firmen wie Samsung oder HP lecken sich die Finger danach, vom Glanz des Shawn Carters zu profitieren.
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Und genau das bietet Jerome Boateng nun: neue Perspektiven, wenn es darum geht, seinen Namen als Marke auf dem amerikanischen Markt zu etablieren. Denn seit 2013 gehört zu Jay-Zs Business-Portfolio auch eine Sportvermarktungsfirma namens Roc Nation. Hier finden sich Sportgrößen wie NBA-Superstar Kevin Durant, NFL-Quarterback Geno Smith oder Dallas Cowboys-Wide Receiver Dez Bryant wieder. Seit kurzer Zeit bewegt sich also nun auch Bayern-Innenverteidiger Jerome Boateng in diesem illustren Kreis. Das Konzept von Roc Nation Sports ist simpel: Es geht um die Konzentration auf die „Entwicklung von Sportlern in globalem Ausmaß, auf und neben dem Spielfeld.” Und für Boateng ist dieser Schritt kein schlechter, wenn er es Super-Star-Athleten wie Kobe Bryant oder LeBron James gleichtun will und seinen Namen zu einer unverkennbaren Marke machen möchte.
In den deutschen Medien wurde die Meldung über Boatengs neuen Karriere-Schritt und seinen kürzlichen Besuch bei Hip-Hop-Mogul Jay-Z eher reißerisch verarbeitet. „Jerome Boateng hat einen neuen Manager — Jay-Z”, titelt DIE WELT und beginnt ihren Artikel mit einem Satz, der Jay-Z eigentlich schon längst nicht mehr gerecht wird.
„Auf der Tribüne des FC Bayern sitzt bald vielleicht ein ehemaliger Drogendealer, der es zu einem der reichsten Menschen Amerikas gebracht hat.”
Für Boateng geht es darum, sein Potenzial vollends auszuschöpfen und mit dem cleveren Geschäftsmann Jay-Z an seiner Seite, hat er jemanden gefunden, der es bis heute schafft, auch sich selbst neu zu erfinden und mit Konventionen zu brechen. Eine Sache, die viel beeindruckender ist, als auf Jay-Zs Vergangenheit als Drogendealer anzuspielen.
Zustande kam der Deal über Boatengs neues Management, SAM Sports, welches von Ex-Bayern-Manager Christian Nerlinger geleitet wird. Wahrscheinlich auch unter dem Gesichtspunkt, dass Boatengs Partnerschaft mit Roc Nation auch für den FC Bayern, der erst vergangenes Jahr ein Büro in New York eröffnet hat, lukrative Perspektiven bietet. Eine Win-win-Situation für Spieler, Verein und Management.
Mit Jay-Z an Boatengs Seite scheint seine Entwicklung unter dem Marketingaspekt also in guten Händen zu liegen. Ob er von der sportlichen Seite an seine guten Leistungen anknüpfen kann, wird sich kommende Saison zeigen. Doch nach dem Abgang von Bastian Schweinsteiger zu Manchester United bieten sich auch hier neue Perspektiven, die er erkennt und auch wahrnehmen will. „Ich bin an einem Punkt, an dem ich noch mehr Verantwortung übernehmen möchte und auch kann”, so Boateng. Und wenn Jay Z dann öfter mal auf der Tribüne seinem Schützling zuschaut, wird es niemanden interessieren, ob er schon mal straffällig geworden ist – vor allem nicht in der Allianz Arena.