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​Um Wasser zu sparen: Fast 10 Prozent der Deutschen lecken ihre Teller vor dem Spülen ab

Das hat eine der merkwürdigsten Studien herausgefunden, die wir seit langem gelesen haben.
Foto: imago | Maria Gänßlein

Es gibt wahrscheinlich kein europäisches Volk, das so gerne spart wie die Deutschen. "Sparsamkeit in allen Dingen ist die vernünftige Handlung eines rechtdenkenden Menschen", schrieb Immanuel Kant schon 1785. 200 Jahre später formulierte Saturn das etwas um: Geiz ist geil!

"Sparfuchs" ist bei uns ein Kompliment, "Schnäppchenjäger" eine ehrbare Betätigung. Wenn man einer aktuellen Studie glaubt, könnte "Tellerlecker" auch bald so ein Wort sein.

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Wie weit die deutsche Lust am Sparen wirklich gehen kann, zeigt nämlich eine neue Umfrage, laut der neun Prozent der Deutschen ihre Teller ablecken, "um beim Spülen weniger Wasser zu benötigen." Und das ist nur der bundesdeutsche Durchschnitt: In Berlin schlabbern sogar knapp ein Viertel der Menschen, pflichtbewusst ihr Porzellan ab, um ein paar Euro bei der Wasserrechnung zu sparen.

Wer hat gesagt, dass Sparen nicht sexy sein kann? Foto: imago | Paul von Stroheim

Die von der Gutschein-Schleuder RetailMeNot veröffentlichte Studie über Sparen im Haushalt hält auch sonst einige ausgesprochen deutsche "Life-Hacks" bereit. "Ich wasche mein Gemüse oder Obst nicht unter fließendem Wasser, sondern eher in einer Schüssel", erklärten 46 Prozent der Befragten. Jeweils neun Prozent gaben an, ihre Klospülung mit Wasser aus der Waschmaschine aufzufüllen. Ebenfalls neun Prozent legen einen Ziegelstein in den WC-Spülkasten, "um mit weniger Wasser zu spülen".

Besonders beeindruckend: 45 Prozent der Deutschen gehen nachts im Dunkeln aufs Klo, um Strom zu sparen. Auch hier gibt es starke regionale Schwankungen: In Rheinland-Pfalz zum Beispiel trauen sich das nur 29 Prozent, während stolze 72 Prozent der Hamburger nachts im Dunkeln durch die Wohnung tapsen. Das könnte allerdings auch erklären, warum es in Hamburg so viele Tote bei Haushaltsunfällen gibt: 2013 zum Beispiel starben fast 100 Menschen mehr bei so Unfällen in Hamburg als in ganz Schleswig-Holstein, obwohl dort eine Million mehr Menschen leben.

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Das heißt: Die Berliner sind zwar die größten Tellerlecker der Republik. Aber was echten, eisernen Sparwillen angeht, kann den todesmutigen Hamburgern niemand das Wasser reichen.

Aber ach, all die Entbehrungen, sie lohnen sich: "Ich bin stolz, wenn sich meine Sparmethoden positiv auf die Nebenkostenabrechnung auswirken", so 92 Prozent der Befragten. 74 Prozent haben, da ist der Deutsche streng, "kein Verständnis" dafür, wenn Leute nicht im Haushalt sparen wollen. Nur 22 Prozent finden den Spartrieb ihrer Mitmenschen hin und wieder ein bisschen "übertrieben". Dabei geht es den Deutschen offenbar eher ums Prinzip als ums Geld: Nur 15 Prozent würden weniger im Haushalt sparen, wenn sie mehr verdienen würden.

Wir sind den Machern der Umfrage sehr dankbar, nie zuvor haben wir einen so direkten Einblick in die Spargewohnheiten unserer Mitbürger bekommen. Andererseits wirft die Umfrage auch eine ganze Menge Fragen auf. Die allerwichtigste: Wie zur Hölle kommt man auf die Idee, Leute zu fragen, ob sie aus Kostengründen ihre Teller ablecken?

Vielleicht müssen wir aber dankbar sein, dass die fleißigen Frager nicht noch ganz andere Sachen wissen wollten. Zum Beispiel nach den besten Sparmaßnahmen für Klopapier. Die effizienteste kam übrigens von einem Frauentausch-Teilnehmer namens Hardy. Was der dem deutschen Fernsehpublikum 2009 mit auf den Weg gab, muss wohl als die absolute Königsdisziplin für Sparfüchse, Tellerlecker und Arschlochpuler im ganzen Land gelten:

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