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So quälen Spitzenfunktionäre deutscher Bauernverbände die Schweine in ihren Ställen

Tiere mit offenen Wunden, überall Kot und erhöhte Ammoniakwerte: Tierschutz-Aktivisten filmten die katastrophalen Zustände in den Ställen der wichtigsten Fleisch-Lobbyisten.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Animal Rights Watch

Was Tierschutzaktivisten von Animal Rights Watch (ARIWA) da gefilmt haben, dreht einem den Magen um. Tiere, die sich gegenseitig essen, Kadaver in überfüllten Ställen, faustgroße Wunden. Seit Juni 2014 waren Undercover-Filmteams in zwölf Schweine-, Puten- und Hühneranlagen unterwegs und dokumentierten die dortigen Zustände.

Zyniker könnten nun meinen: "Ach, ist doch nichts Besonderes, über unwürdige Tierhaltung zu berichten." Besonders ist in diesem Fall aber, wem die Tierbetriebe gehören. Sie gehören Politikern und Spitzenfunktionären deutscher Bauernverbände—es sind Präsidenten, Aufsichtsräte, Vorsitzende und Vorstände. Man sollte annehmen, dass wenigsten diese vorzeigbaren Saubermänner um eine artgerechte Haltung bemüht sein müssten. Sind sie offenbar nicht.

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Ausgerechnet im Mastbetrieb von einem der einflussreichsten Schweinehalter, dem Vorsitzenden des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion, Paul Hegemann, entdeckten die Tierschützer katastrophale Zustände. Tiere mit offenen Wunden am After, Kot überall und Ammoniakwerte in den Räumen, die um das Dreifache den gesetzlichen Höchstwert übertrafen. Auf Anfragen des NDR wollte Hegemann sich zu dem belastenden Videomaterial nicht äußern.

Ähnlich verwahrlost und leidend wie die Schweine Hegemanns waren auch die Tiere des Präsidenten des Zentralverbands der Deutschen Putenerzeuger, Thomas Storck. Immerhin war er um einen Kommentar gegenüber NDR und Süddeutscher Zeitung nicht verlegen. Es seien "erschreckende", "schlimme Bilder", so Storck. Er sei "in höchstem Maße betroffen und traurig". Allerdings seien die Bilder "nicht repräsentativ für den Zustand der gesamten Herde".

Aber den Vogel abgeschossen mit seinem Kommentar hat Johannes Röring. Konfrontiert mit den dokumentierten Zuständen in seinem Familienbetrieb bei Vreden nahe der holländischen Grenze lässt der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Fachausschusses Schweinefleisch im Deutschen Bauernverband via anwaltlichem Schreiben ausrichten, dass die Haltungsbedingungen in seinem Stall zum Zeitpunkt der Bildaufnahmen "einwandfrei" gewesen seien. Auf den Bildern sei "nichts zu sehen, was einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz darstellen könnte". Doch es kommt noch besser! Im Video ist zudem ein totes Schwein zu sehen und Röring behauptet nun, dass die Aktivisten den Kadaver auf seine Anlage geschleppt hätten, um das Tier fotografisch in Szene zu setzen. Die Aktivisten bestreiten diesen Vorwurf.

Darüber, wie "einwandfrei" die Zustände in den Mastbetrieben sind, soll sich am besten jeder selbst ein Bild machen. Bitte schön.