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Mit dem 'Sommerhaus der Stars' ist RTL eine Perle des Trash-Fernsehens gelungen

Zitat Thorsten Legat: "Gibt auch wieder Probleme ... bei 14 Leuten: Ich will da den Slip gewaschen haben, ich will da die Unterhose, dann scheißt sich bestimmt wieder einer voll—weil er Angst hat."

Alle Screenshots vom heimischen Fernseher des Autors geschossen.

Wer sich mit Trash-TV-Formaten auseinandersetzt, kann das vor allem auf zwei Weisen tun: Er kann sie ernst nehmen, sich darüber ausheulen, wie schrecklich und niveaulos sie sind. Oder er lässt sich einfach auf den Spaß ein. Letztgenannte Haltung wird nur problematisch, wenn die zur Schau gestellten Subjekte sich entlang der Grenze zur Unzurechnungsfähigkeit bewegen—siehe Bauer sucht Frau oder Schwiegersohn gesucht.

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Diese Befürchtung muss man bei dem neusten RTL-C-Promi-Resterampenformat nicht haben. In Das Sommerhaus der Stars werden sieben Promipaare in ein für sie ungewöhnlich unluxuriöses Domizil nach Portugal verfrachtet. Thorsten Legat und seine Ehefrau Alexandra bringen ihre Gefühle bei ihrer Erstbesichtigung der Immobilie auf den Punkt:

Alexandra: "Hier riecht es nach alt."
Thorsten: "Ach du Scheiße. Ach du Scheiße, ey."
Alexandra: "Hier, eine Waschmaschine."
Thorsten: "Gibt es auch wieder Probleme. Ich sach' es dir. Bei 14 Leuten: 'Ich will da den Slip gewaschen haben, ich will da die Unterhose', dann scheißt sich bestimmt wieder einer voll—weil er Angst hat. Hör' auf."

Das Prinzip ist klar: 14 Trash-Charaktere auf engstem Raum, Aufgaben, Spiele, Wettkampf, wöchentliches Rauswählen eines Promipaares. Wut, Hass, Tränen, oder wie es Thorsten Legat formuliert: "Es ist wie im Fußball: Wer den ersten Platz hat, gewinnt." Alternativ auch: "Pisst einer im Stehen und ich soll das sehen, knall' ich ihn weg. (…) Das sind Ratten für mich. Da werd' ich verrückt."

Neben dem Meister-Propper-Pärchen hat RTL so ziemlich jede Ausschussware aus den eigenen Haussendern herangezogen, die ihre Promi-Tiefkühlkammern hergeben: VOX-Immobilienmarkler Alexander Posth ist dabei, genauso wie das Wurstgrillpaar aus Goodbye, Deutschland und gefühlt die halbe Dschungel-Camp- oder Promi Big Brother-Belegschaft: Hubert Kah samt ausladendem Unterkiefer, …

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… das wie auf Chrystal Meth überdreht-aufgekratze Paar Angelina und Rocco, …

… aber auch ein Weltmeister aus Pforzheim, nämlich René Weller, der erstmal einen lupenreinen Playboy-Auftritt hinlegte: Mit seiner besseren Hälfte endlich am Sommerhaus angekommen, checkt der Boxer lässig die Lage im Inneren des Prachtbunkers, …

… lässt sich dabei von den bereits Anwesenden feiern und vergisst völlig, dass seine Frau draußen vor dem Haus wie ein Köter mit den Koffern steht.

Zitat René Weller: "Macho, Macho, musst du sein." So ist er halt. "Er ist Vollmacho", sagt seine Maria, die eigener Aussage nach, nur ein halbes Face-Lift hat machen lassen—OK, und die Tränensäcke auch. Was sie aber furchtbar findet, ist, "wenn man sich verschönert, dass es wirklich ätzend aussieht, dass man nur noch wie eine Maske aussieht".

Und wenn René Weller auch noch mit Sentenzen zum Philosophen mutiert wie etwa "Was uns von Tieren unterscheidet, ist einfach die Eitelkeit", dann wird spätestens in diesem Moment dem Zuschauer bewusst, dass RTL hier eine wahre Perle der Abfall-Fernsehformate gelungen zu sein scheint. Als erste Aufgabe müssen die Frauen in einem Becken voll Scheiße nach Goldbaren tauchen—wer zuerst fünf Stück eine Rampe hinaufbefördert, hat für sich und seinen Partner 2.000 Euro aufs Konto erspielt. Und in der zweiten Challenge beweisen die Herren der Schöpfung, dass Multitask—nein, Denken—nicht zu ihren Stärken gehört. Sie sollen aus einem 3D-Puzzle die Gesichter ihrer Frauen zusammensetzen und parallel Fragen über die Wesenszüge der Partnerin beantworten:

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Angelina: "Was habe ich studiert?"
Rocco: "Psychologie."
Angelina: "Falsch."
Rocco: "Irgendwie sowas."

Xenia von Sachsen: "Wie oft war ich verlobt?"
Rajab Hassan: "Sieben Mal?"
Xenia: "Was!?"
Rajab: "Acht Mal? Neun Mal?"
Xenia: "Sechs Mal, du Penner."

Und nach mehreren Minuten Puzzeln hat Mastermind René Weller seine Maria wie folgt zusammengesetzt:

Der Weltmeister erinnert in seiner Hilflosigkeit an einen Fünfjährigen, der sich gerade in die Hose gemacht hat und von seiner Mama aus dem IKEA-Bälleparadies abgeholt werden will. Hubert Kah hatte es immerhin vollbracht, das Kinn seiner Liebsten an ihre Stirn zu heften:

Schade nur, dass das Kinn ihr gar nicht gehörte. Egal. Die Challenge gewonnen hat übrigens das überaus sympathische Currywurst-Pärchen Christian und Magdalena:

Beim folgenden Voting ist erwartungsgemäß böses Blut geflossen, weil Rocco und Angelina—die sich die ganze Zeit über maximal arschig aufführten—einstimmig gewählt wurden, sich doch bitte schnellstmöglich aus dem Star-Sommerhaus zu verpissen. Zunächst schauten sie nur grenzdebil aus der Wäsche, …

… dann gingen sie dazu über, die anderen Paare mit verbalem Kot zu bewerfen, was schließlich darin mündetet, dass Alexander Posth ihnen mit einem Sturm aus Verleumdungsklagen drohte und Thorsten Legat ihnen auf die Fresse hauen wollte.

Alles in allem sieht es aus, als wenn die Mittwochabende für die nächsten paar Wochen gerettet wären.

Wer mit Paul niveaulose TV-Abende verbringen will, kann ihm die Einladung via Twitter senden. Erdbeeren und Asti bringt er mit.