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Popkultur

James Franco über 'Man of Steel', den Super-Film

Ich bin zur London-Premiere von Man of Steel eingeladen worden. Nach getaner Arbeit am Set meines eigenen neuen Thrillers, ging ich also zu der Vorführung, um mir den neuesten Superheldenfilm anzuschauen.

Bild von Courtney Nicholas

Ich bin zur London-Premiere von Man of Steel eingeladen worden. Nach getaner Arbeit am Set meines neuen kleinen Thrillers ging ich also zum Leicester Square, um mir den neuesten Superheldenfilm anzuschauen.

Viele Dinge gingen mir durch den Kopf, sowohl subjektiver als auch objektiver Natur—oder besser gesagt, es waren gleichzeitig Gedanken aus der Perspektive von jemandem aus der Filmbranche und von jemandem, der einfach nur ins Kino geht. Auch ich habe schon in einer Comic-Verfilmung mitgespielt—in der Spider-Man-Trilogie von Sam Raimi. Ich nenne hier den Regisseur, da man in der Flut von Spider-Man-Filmen schnell den Überblick verlieren kann. Die Neuverfilmungen landen im Kino, noch bevor die Leiche des alten Spider-Mans begraben werden konnte. Tatsächlich gibt es immer noch junge Kinder, die mich ansprechen, weil sie Fans der „originalen“ (das klingt verdammt merkwürdig) Reihe sind. Eigentlich habe ich keine große emotionale Beziehung zu Spider-Man als Actionfigur. Eher fühle ich mit den Leuten, mit denen ich bei diesem Film zusammengearbeitet habe, verbunden: Sam, Toby, Kirsten, die große Laura Ziskin und Hunderte Andere, die mit uns gearbeitet haben. Es gibt verschiedene Gründe, weshalb es mich nicht stört, dass Spider-Man danach neuverfilmt wurde. Was mich aber am meisten interessiert, ist, dass es so schnell neuverfilmt wurde—und die Gründe dafür.

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Die Antwort ist, wie sollte es auch anders sein, Geld. Wir sind hier schließlich im Filmbusiness und die Studios gehören großen Unternehmen, die Geld verdienen wollen. Und in diesem Bereich der Kunst, wo viel investiert wird und auch viel Profit gemacht werden kann, ist das Geld zwangsläufig ein Kriterium für den Erfolg. Und wenn Filme so gut laufen, dass sie an einem Wochenende 200 Millionen Dollar einspielen, wie zum Beispiel The Avengers, werden alle, von Studios bis hin zu den Regisseuren, mehr Comic-Verfilmungen produzieren. Und wenn große Regisseure wie Sam Raimi und Christopher Nolan zeigen, dass ähnlich große Comic-Figuren in mit Spezialeffekten gefüllten Filmen existieren können, dann werden Comic-Verfilmungen legitim, und große Schauspieler ziehen mit. Aber der Hauptgrund, und das dürfen wir nicht vergessen, ist das Geld. Für alle Beteiligten geht es um die Arbeit mit dem größten Gerät, dem größten Aufwand und den besten Leuten, da sie wegen des Produkts bezahlt werden. Und das ist nicht zwangsläufig etwas Schlechtes. Wenn du einen Film über einen Typen, der fliegen und Raumschiffe mit seinen Händen in Stücke reißen kann, machen willst, dann brauchst du jede Menge Geld, um es gut aussehen zu lassen. Andernfalls kannst du die Superhelden auch in ihren Comic-Heften lassen—dort kostet es viel weniger, Übernatürliches cool aussehen zu lassen.

Ich war dieses Jahr schon mal am Leicester Square, und zwar für die Premiere meines Films Oz, wo der rote Teppich ein gelber Pflastersteinweg war. Aber diesmal kam ich undercover: 1) weil es nicht mein Film war und 2) weil ich nicht denke, dass Henry Cavill mich dort gerne gesehen hätte. Nicht dass wir Feinde wären—vor Jahren arbeiteten wir zusammen an Tristan und Isolde. Ich spielte Tristan und er spielte meinen hinterhältigen Kumpanen. Ich denke aber, dass er mich nicht besonders mochte. Ich weiß das natürlich nicht genau, aber ich glaube, dass ich mich damals selbst nicht gemocht hätte. Ich war ein schwieriger und junger Schauspieler, der sich selbst viel zu ernst nahm.

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Was Henry damals ernst genommen hat, war Superman. Er wollte Superman spielen, mehr als alles Andere in dieser Welt. Ich selbst bin mir nicht sicher, warum. Ich habe die ganze Superman-Film-Ära verpasst. Ich war eher ein Fan von Richard Donners Goonies und Lethal Weapon. Natürlich kann ich nachvollziehen, welche Anziehungskraft die originalen Superman-Comics für die jungen Menschen während des Zweiten Weltkriegs hatten. Auch verstehe ich deren Verlangen nach einem Helden, der die Welt vom Bösen befreit. Aber in meiner Zeit als Jugendlicher war diese Anziehungskraft von Superman mit seinen kitschigen Klamotten und seiner hoffnungslosen Unbesiegbarkeit längst überholt. Aber Henry wollte unbedingt der Superman in der Bryan-Singer-Verfilmung sein, die geplant wurde, während wir 2005 Tristan in Irland und der Tschechischen Republik drehten. Henry war zwar im Rennen um die Rolle, wurde am Ende jedoch von Brandon Routh überholt.

In der Nacht der Premiere sah ich Henry aus der Ferne auf dem roten Teppich und wusste, dass genau das der Moment war, auf den er sein ganzes Leben gewartet hatte. Sein Traum ist wahr geworden, und ich freute mich für ihn. Es war die Rolle, für die er getötet hätte, mit dem richtigen Regisseur (Zack Snyder: 300, Watchmen) und dem richtigen Produzenten (Chris Nolan: The Dark Knight)—Leute, die sich auf die Story und die Charaktere konzentrieren, geleitet von Chris Nolans regulärem Team: David S. Goyer und Emma Thomas. Dieses Projekt muss alle, die daran gearbeitet haben, sehr glücklich gemacht haben.

Was also habe ich gesehen? Einen großartigen Film. Aber was bringt mich dazu, das zu sagen? Ist es die Nerd-Revolution, die unseren Geschmack zu dem Punkt gebracht hat, dass wir Comic-Figuren und Videospiele cool finden? Sind es diese überdimensionalen Comic-Verfilmungen, die uns solche Figuren, die sonst nur in der Nerd-Nische existiert haben, mögen lassen? Auf der einen Seite, ja. Auf der anderen Seite sind wir aber einfach nur durch das ganze Geld beeindruckt, das diese Filme so gigantisch macht. Kinder lieben die Helden aus den Comic-Heften, Teenager mögen protzige Action und Sex, und deshalb sind diese Filme so erfolgreich. Erwachsene—die dritte Zuschauergruppe—respektieren das investierte Geld. Deshalb werden diese Filme gedreht. Immer und immer wieder. Und wenn Brandon Routh nicht die Rolle des Superman spielt, oder wenn Sam Raimi der Bösewicht für den vierten Teil von Spider-Man nicht gefällt, dann werden sie die neuen Neuverfilmungen einfach ohne sie machen. Man of Steel ist großartig, weil er alles hat, was er haben muss. Er macht Superman wieder cool. Es bringt Action und interessante Charaktere auf die Leinwand. Und die Handlung ist fundiert genug, um unser Interesse zu wecken.

Fairerweise muss man auch sagen, dass Kinos immer mehr um ihr Überleben kämpfen. Mit dem tollen TV-Programm, das gutes Schauspiel zunehmend für sich beansprucht, und den Videospielen, die ihre Spieler aktiv einbinden und nicht als passive Zuschauer still rumsitzen lassen, muss das Kino mehr bieten: große Effekte, 3D und Geld, Geld, Geld.

Warum aber bin ich am Ende wirklich ein Fan von diesem Film geworden? Es war jedenfalls nicht wegen seiner Aussage. Vielleicht klingt es naiv, wenn ich sage, ich gehe aufgrund seiner Message in so einen Film, aber die Bilder und Motive wirkten in 3D auf mich—und da möchte ich wissen, was genau übermittelt wird. Ein Grund, weshalb ich ihn gemocht habe, ist, weil das Superman-S-Symbol in diesem Film für die „Hoffnung“ auf dem Planeten Krypton steht. Die Zuschauer lernen, dass Superman selbst ein Symbol für die Hoffnung seines toten Volkes und gleichzeitig für die Hoffnung der Menschheit ist. Während der ersten 30 Jahre seines Lebens auf der Erde versteckt er seine Superkräfte, da sein Stiefvater (Kevin Costner) befürchtet, dass die Menschheit noch nicht dafür bereit ist. Auf diese Art wird Superman wie eine Christusfigur dargestellt, auf die Erde gesandt, um die Menschheit zu retten (Ich bin mir sicher, dass es eine Parallele ist, die es schon oft gegeben hat). Doch leider zeigt dieser Christus niemandem, wie man es richtig macht. Er führt den Kampf gegen das Böse allein. Wenn wir in irgendwas Hoffnung haben sollen, dann dass Superman weiterhin für das Gute kämpft. Wenn er es nicht tut, gibt es keine Möglichkeit, ihn aufzuhalten.

Ich glaube, das klingt ein wenig wie aus dem Film selbst. Wir lieben diese Filme, weil sie so gigantisch und verdammt nochmal alles sind, was wir haben. Sie werden nicht von der Leinwand verschwinden und so müssen wir hoffen, dass sie wenigstens gut gemacht sind.