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Campus, Sex und Ravioli

Dinge, für die du als Student nicht zahlen solltest

Brauchen wir plötzlich eine Schubkarre voller Geld, um kurz beim Späti ein Bier zu kaufen? Nein. Aber Eltern werden immer geiziger und Geld liegt nicht auf der Straße, also müssen Studenten sparen.

Foto: Rafael Castillo

Ah, die Finanzkrise. Fünf Jahre ist es jetzt her, dass die Regierung der Vereinigten Staaten den Lehman-Brüdern das Taschengeld gestrichen und damit unter den Studenten weltweit die Angst ausgelöst hat, dass auch sie jetzt von Kürzungen durch ihre Eltern betroffen sein werden. Dankenswerter Weise lieferte die Krise auch einen Vorwand, auf dem Weg vom Hörsaal zum Kaffeeautomaten mit dem Burschen aus der ersten Reihe ein Gespräch anzufangen. Bis sie dann im April 2009 von der Schweinegrippe als das neue Ah abgelöst wurde und so läuft das seither weiter.

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Immer geben wir vor, leicht panisch zu sein und tun so, als stünde das Ende der Welt kurz bevor (nur um noch ein letztes Mal Sex zu haben), aber wenn wir uns ehrlich sind, hat sich nichts großartig verändert. Brauchen wir plötzlich eine Scheibtruhe voller Geld, um kurz beim Anker ein Weckerl zu kaufen? Überlegt die Europäische Zentralbank etwa 100.000.000.000 Euro-Scheine zu drucken? Wurde Kokain plötzlich leistbar? Nein. Und Paul Krugmann hatte natürlich auch Unrecht, als er Österreich und Island in denselben Korb schmiss. Hey Paul, wir hatten zwar eine Reihe etwas merkwürdiger Finanzminister, aber die sind jetzt weg und wenigstens beheizen wir unsere Straßen nicht!

Weil Praktika aber unbezahlt sind, unsere Eltern immer geiziger werden und das Geld doch nicht auf der Straße liegt, müssen wir auf der einen Seite sparen, um es dann doch wieder mit beiden Händen aus dem Fenster zu werfen.

ESSEN

Foto VICE Alps

Gleich vorweg: Obst, Gemüse, Brot und auch Milchprodukte bekommst du in den meisten Supermärkten gratis oder zumindest um den Preis, den du im Naturkostladen für eine Kartoffel bezahlst. Als Bonus schmeckt die Banane dann auch so süß als wär sie gerade vom Baum gefallen und nicht wie ein frisch aufgemachtes Heineken. Ich denke gerne an meine Großmutter zurück, die sich einen Scheißdreck darum gekümmert hat, ob etwas abgelaufen war oder nicht. Ok, das hatte auch mit dem Krieg und genereller Knappheit zu tun, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie immer einfach nur den Schimmel heruntergekratzt hat und jetzt die älteste Person ist, die ich kenne.

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Von ihr hab ich auch die goldene Regel in Bezug auf Essen gelernt: Solange es dir schmeckt, kannst du alles essen (wobei man diese Regel nicht umdrehen darf, denn auch wenn es mir als Kind nicht geschmeckt hat, war das keine Ausrede, denn eine mindestens so wichtige Regel war: Gegessen wird, was auf den Tisch kommt). Kümmere dich nicht um all die Ernährungsberater, das Ablaufdatum oder geplatzte Vakuumverpackungen!

Foto: Agnes Prammer

Du musst einfach mehr deinem Instinkt vertrauen. Ich bin mir sicher, du hast schon mehr als einmal unabsichtlich Schimmel gegessen und es nicht einmal gemerkt. In der Mehrzahl der Fälle ist es deinem Körper nämlich völlig egal. Sollte eine Speise aber doch gesundheitsschädigend sein, erkennst du das sofort am Geschmack, weil dein Körper mit den notwendigen Instrumentarien ausgestattet ist. Du musst einfach nur weg vom Selbstverständnis als alles in sich hineinstopfender Mähdrescher. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass nur Fleisch und Fisch wirklich gefährlich sind, aber hier ist die Farbe ein zusätzlicher Indikator—ist das Fleisch grau, wär Essen nicht schlau.

Manche Dinge werden sogar immer besser, je länger du sie stehen lässt. Der beste Parmesan, den ich jemals gegessen habe, war schon weit über dem Ablaufdatum. Aber das ist mir erst aufgefallen, als die erste Portion Spaghetti schon längst verdaut war und ich am Abend neben dem Rest Parmesan auch grüne Bällchen aus der Packung gekratzt habe. Natürlich hab ich anfangs Panik bekommen, präventiv die Kohletabletten vom letzten Urlaub herausgeholt und gewartet. Aber—oh Überraschung—die einzige Folge war, dass ich jetzt hier sitze und diesen Artikel schreibe.

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Foto: Claudio Farkasch

FORTBEWEGUNG

Taxis: In Städten ist dieses sich privat chauffieren lassen eigentlich komplett überflüssig. Hallo, es gibt öffentliche Verkehrsmittel und die sind (siehe weiter unten) gratis. Hin und wieder gibt es aber doch Momente, in denen du das Maß an zwischenmenschlichen Interaktionen auf ein Minimum begrenzen möchtest. Zum Beispiel, wenn du frühmorgens aus dem Club torkelst und sogar am Blick des dir den Weg weisenden Türstehers erkennst, dass du noch nicht für die Welt da draußen bereit bist. Aber auch hier kannst du sparen: Folge einfach anderen, in Richtung Licht wankenden Menschen und frag sie kurz vorm Taxistand, wo sie eigentlich hinwollen. Was auch immer sie antworten, deine nächste Aussage muss lauten: „So ein Zufall, das ist genau meine Richtung", und während du schon ins Fahrzeug steigst, fügst du hinzu: „Wir könnten uns doch ein Taxi teilen." Jetzt musst du es nur mehr schaffen, dem Fahrer deine Adresse richtig durchzugeben und aufpassen, dass du nicht als Letzter aussteigst. Die letzte Person muss nämlich zahlen.

Öffentliche Verkehrsmittel: Niemand sollte in Wien oder anderen Großstädten für öffentliche Verkehrsmittel bezahlen. Vielleicht ist das jetzt etwas vorschnell behauptet und in Zürich ist die Kontrolleursdichte höher, aber in Österreichs Hauptstadt triffst du alle heiligen Zeiten einen Schwarzkappler (und mit heiligen Zeiten meinen wir Semesterbeginn). Solltest du wider Erwarten doch einmal erwischt werden, kostet dich das 100 Euro. Du musst jetzt nicht Mathematik studiert haben, um dir ausrechnen zu können, in welchem Verhältnis das zu den 365 Euro für eine Jahreskarte steht. Auch an den Stress gewöhnst du dich mit der Zeit. Wenn du bedenkst, dass die U-Bahn neben dem Karlsplatz der Hauptumschlagplatz für Drogen ist, wird dir gleich viel leichter. Andere Leute zahlen nicht einfach nur 100 Euro, wenn sie erwischt werden. Ansonsten ist gehen denkbar günstig und auch Autostoppen hat sich über die Jahre bewährt.

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Foto VICE Alps

WEGGEHEN

Eintritt: Das ist jetzt möglicherweise so, als brächten wir Eulen nach Athen oder es hört sich an wie das elfte Gebot, aber du sollst keinen Eintritt zahlen. Sieh es als eine Art Vorspiel, dich an der Kassa durchzuschummeln. Fälsche Eintrittskarten, male den Stempel ab, hüpf über den Zaun, nimm ein paar Platten mit und gib vor der DJ zu sein, lüge und betrüge—oft ist das lustiger als die Party selbst. Zum Thema Alkohol selbst mitbringen verlieren wir jetzt wirklich kein Wort mehr.

KÖRPERHYGIENE

Das große Geschäft: Der Orgasmus des kleinen Mannes kann sich als ziemlich kostspielig erweisen. Willst du einen juckenden Arsch oder andere Unannehmlichkeiten vermeiden, musst du gutes, aber teures Klopapier kaufen? Falsch. Du musst es stehlen. Niemand mag wunde Popos und Bremsspuren sind auch nicht gerade das, was landläufig als sexy betrachtet wird, also streng dich wenigstens dieses eine Mal ein bisschen an. Alles was du brauchst ist ein gutes Mittelklasse-Restaurant (also das Gegenteil von McDonald's, denn dort haben sie nur ein zeitungsähnliches, superraues Etwas, das so tut, als wär' es Klopapier; außerdem kannst du keine ganze Rolle mitnehmen, weil die in kleinen Käfigen eingesperrt sind).

Für den Fall, dass du nicht der Typ dafür bist, etwas auszuborgen ohne es zurückzugeben, kannst du dich auch direkt im Restaurant erleichtern. Keine Sorge, du musst vorher nichts bestellen aber dafür in Kauf nehmen, dass es auf semiöffentlichen Toiletten meistens so riecht als, hmm ja, als hätte dort gerade jemand gekackt. Dazu kommt dieses Entspannungsproblem, das sich einstellt, wenn deine Darmentleerungsgeräusche zusammen mit den Arschtrompeten aus den anderen Kabinen eine Scheißsymphonie bilden, du aber aus dem Takt bist. Also zurück zum Diebstahl. Wenn du Glück hast, findest du neben Klopapier auch rare Schätze wie Tampons, Magazine, Feuchttücher oder Kondome, die sonst ein Vermögen kosten.

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Foto: VICE Alps

PFLEGEUTENSILIEN

Ich kann jetzt nicht behaupten, ich wäre Experte auf diesem Gebiet und wer meine dauerfettigen Haare kennt, der kann das bestätigen. Alles, was ich an Pflege brauche, stehle ich bei meiner Schwester, weshalb ich auch wie ein 15-jähriges Mädchen rieche. Und bei meinen Eltern bediene ich mich, wenn es zu Waschpulver (ich nenne es das Koks des Badezimmers) und Geschirrspülmittel- Engpässen kommt.

Aber wollt ihr die bittere Wahrheit wissen? Alles, was über Seife hinausgeht, wurde einzig aus dem Grund erfunden, um damit Geld zu verdienen. Ich kann mir mein Gesicht täglich mit irgendeiner superteuren und superaktiven Pflege-Creme einschmieren, wenn ich weiterhin nur Müll esse, wird meine Haut nicht besser werden. Auch deine Haare sind keine eigene Wissenschaft. Sie ab und zu unters Wasser zu halten, reicht vollkommen.