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Warum kopiert der Islamische Zentralrat Assassin's Creed?

Der Islamische Zentralrat der Schweiz hat ein Video voll junger, vermummter Männer gepostet. Uns macht das etwas Angst, obwohl der Assassin's Creed-Kameraschwenk sehr gelungen ist.
Screenshot von Youtube

Letzten Freitag arbeiteten wir die Nacht durch. Es war eine nüchterne und besessene Arbeit und dieser Arbeit ging eine so vollgestopfte Woche voraus, dass wir sozial, medial und sozial-medial komplett isoliert waren. Als die Nachtschicht vorbei war, um 10.30, haben wir uns das Video vom Islamischen Zentralrat der Schweiz (IZRS), einer selbsternannten Dachorganisation der Schweizer Muslime, angeguckt.

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Quelle: Youtube

Das Video hatte letzte Woche bodenständige Blick-Leser verstört und auch wir hatten uns an Honig-Pops verschluckt—bis die Milch aus der Nase rauskam.

Da wir wissen, dass der IZRS nicht wirklich die Muslime in der Schweiz repräsentiert und uns das Müdigkeits- und Nachdemo-Adrenalin ermöglichte, uns mit dem Clip auch humoristisch auseinanderzusetzen, wollen wir euch unsere Assoziationen nicht vorenthalten:

00:03:
Benj: Bis hier erinnert es mich an die Center Parcs-Werbung, die früher immer auf RTL lief. Ich bin mir noch sicher: Der Islamische Zentralrat will Familienferien-Paradiese pushen.

00:15:
Benj: Fliegende Löwenzahnblüten. Ein kurzes Abdriften zu Final Fantasy-Kitsch. Noch immer fühle ich mich wohlig kuschlig.
Till: Sind das nicht genau dieselben Einstellungen wie bei einem Assassin's Creed-Trailer? Geil, jetzt geht bestimmt jemand drauf.

00:20:
Benj: Zeitraffer am Bahnhof. Aber der Bahnhof ist angenehm leer. Richtig eng ist es nicht. Ah, hier geht es um Einsamkeit. Einsamkeit statt Dichtestress.
Till: Logo, keine Zeugen sehr schön und jetzt, wer geht drauf? Ich bin schon ganz hibbelig.

00:23: „ … Enduring torture, pain and humiliation."
Benj: Lieber Konvertitenverein, wo habt ihr denn bitte Folter erlebt? Dann als euer Pressesprecher Qaasim Illi noch in der AUNS mitgemacht hat? Oder ging es um Initiationsrituale in der Rekrutenschule, die Herren Offiziere der Schweizer Armee? Trotzdem: mythische Tell-Ästhetik. Gelungen.

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0:25-0:33:
Benj: Die Kingdom of Heaven-Optik ist so platt, dass man sie eigentlich gar nicht erwähnen sollte. Aber was macht der Kirchturm in eurem Video? Bei all dem Revolutionspathos passt eine Kirche nur rein, wenn man sie angreifen will. Und das ja hoffentlich nicht, oder? Kirchenverbrennungen waren eher was für norwegische Black Metal-Typen in den 90ern. (Off-Topic-Pointe: Da jede halbwegs interessante Kirche dauerrestauriert wird, muss der Zeitraffer schneller werden, damit die Baugerüste das Bild nicht stören.)

00:45:
Benj: Ich weiss, man will Kopftücher tragen. Aber männliche Muslime, auch IZRSler, sind im Alltag selten so vermummt. Normalerweise sind das eher Ultras, Hooligans und Autonome.

00:55: „In order to survive, we left our homes."
Benj: Wie bitte? Also, gerne nochmals als biographischen Reminder: Nicolas Blancho, Präsident IZRS—aus Biel, wohnt vielleicht mittlerweile in Bern. Qaasim Illi, geboren als Patric Jerome, Pressesprecher IZRS—aus Schaffhausen, wohnt vielleicht mittlerweile in Bern. Nora Illi, Frauenbeauftragte IZRS—aus Uster, wohnt vielleicht mittlerweile in Bern. (Obwohl Wikipedia sagt, sie wohne in Kairo. Und ihr Mann Qaasim wohne mit seiner Zweitfrau in Bern.) Till: Also seid ihr in dem Sinn vor die Türe gegangen? Einkaufen oder so? Ich finde nicht, dass das Grund genug ist für ein Video. Aber dass ihr draussen seid, sieht man: Die Leute stehen im Wald. Sind sie auf der Jagd? Brauchen sie was zu essen? Warum haben sie ihr mittelländisches Zuhause verlassen, um in der Wildnis zu überleben?

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01:00-01:24:
Till: Warum sind alle nur so alleine? Keine Sau auf den Strassen? Fühlt sich der IZRS isoliert?

1:24:
Benj: Hier sieht es nach traditionell eidgenössischem Fahnenschwingen aus. Der Schriftzug ist übrigens einfach das islamische Glaubensbekenntnis: „Es gibt keinen Gott ausser Allah und Mohammed ist sein Prophet." Etwas, das Antonio Banderas mit ähnlichem Pathos schon in Der 13. Krieger gesagt hat.
Till: Sportlich sind die jungen Autonomen auch.

1:51: „… Were facing extinction."
Till: Hmmm, wirklich? Das könnte stimmen zumal es ja gar keine Frauen im Video gibt, die sind noch wichtig, wenn man nicht aussterben will. So als Gruppe von Menschen, ganz egal was man sonst noch ist.

02:00:
Till: Ah, jetzt scheinen sie rausgefunden zu haben, wie man sich gegenseitig befruchtet. Als Baum brauchen sie keine Frauen mehr, nur noch Insekten.
Benj: Das sieht jetzt nach klassischem Wald-und-Wiesen-Kampf aus. Jedenfalls genau wie die Hooliganevents, bei denen man sich ungestört an Waldrändern prügelt.

02:08:
Till: Noch mehr junge Männer, die Baumsache scheint funktioniert zu haben.
Benj: Sporenbefruchtung!

02:21: „The beginning of an Islamic revolution, which changed the world."
Benj: Mit solchen Aussagen macht man sich aber keine Freunde, da die anderen Abkürzungsfans vom Islamischen Staat den Begriff Revolution etwas vereinnahmt haben. Befinden wir uns im Jahre 622, in der spanischen Recoquista oder meint ihr den arabischen Frühling?

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Till: Ich versteh nicht, ob die Revolution schon stattgefunden hat. Rein grammatikalisch hätte sie das ja. Aber dann bräuchte es kein Video mehr.

02:30: „You may ban our minarets, our headscarves, our niqabs and even our conferences."
Benj: Sorry, ist das jetzt so'ne Fundi-Schwulencommunity, die Niqaps für Männer fordert? Frauen braucht der Baum ja nicht.

02:37: „You may call our Religion violent, backwardly, not belonging to Switzerland, but know that we are here and that we are part of this reality."
Benj: Das hätte ich bisher alles nicht gemacht. Aber danke für die Erlaubnis. Ich passe das mal logisch an und nenne den Islamischen Zentralrat rückständig. Zum Glück, seid ihr nur eine Konvertiten-Splittergruppe.

02:48: „We wont leave nor will we give up our peaceful struggle for equal rights. Basic liberties and toleration is all what we ask for."
Benj: Aber gerade wolltet ihr noch eine Revolution? Kinder, Kinder, entscheidet was ihr wollt. Grundrechte sollten ohne Revolution drin sein.

02:57: „Expect us, anytime anywhere"
Till: Das tönt gar nicht so friedlich, das hat man mir letztens gesagt, als ich in einem Laden in der Langstrasse mit einem Kleingangster Stress bekommen habe.

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