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Die wichtigsten Fernsehwerbungen meiner Kindheit

Die entscheidensten Memorabilia für Nostalgie und Kindheitsflashbacks durch Werbesprecher.
Foto von Jerine Lay

Es gab mal eine Zeit, in der war es ungeheuer akzeptiert, zuzugeben, dass man seine Kindheit vor dem Fernseher verbracht hatte. Eigentlich geht uns ohne TV aber nichts verloren.

Das einzige, was uns fehlt, ist Wissen über aktuelle Fernsehwerbungen. Als man als Zwanzigjähriger schon etwa drei Jahre keinen TV mehr geschaut hatte, (Ausser vielleicht „Der Name der Rose" als glaubensfreier Ersatz für den Weihnachtsgottesdienst.) stellte sich dieses Gefühl der Entfremdung ein.

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Foto von Keirsten Marie; Flickr; CC BY 2.0

Fernsehen ist für mich ähnlich exotisch geworden wie Autofahren. Etwas, das sehr mit Kindheit und Familie verbunden ist, aber mit dem aktuellen Alltag nichts mehr zu tun hat. Ausgewählte Bingewatching-Höhepunkte wie „Jung, Wild & Sexy" und die „Rundschau" werden gestreamt.

Da wir ein Urheberrecht haben, das in einem übereifrigen Offenen Brief von musikschaffende.ch schon als „Urheberrechts-Guantanamo Europas" bezeichnet wurde, kommen wir in unserem heimischen, rechtsfreien Raum auch ohne zu zahlen an allen Suchtstoff von Borgen bis Broen und von Game of Thrones bis True Detective.

Foto von Jerine Lay; Flickr; CC BY 2.0

So bilden wir Stream-Serienjunkies was Werbereferenzen angeht einen ähnlich verschworenen Kreis wie die letzten Anhänger der zoroastrischen Religion im Iran. Hier also die Werbungen, die unseren Kult ähnlich sentimental machen wie die Erinnerung an den ersten ~Kuss~ Suff:

5. LBS Bausparvertrag

Quelle: Youtube

Junge, du bist etwas aus der Zeit gefallen. Spiessertum ist heute ein Bio-Gemüsekorb (Wann bestellen wir uns endlich einen?) und Brunch. (Bei uns immer mit zwei Sorten Rührei.) Das mit dem „Gärtli und Hüsli" gibt es zwar auch noch; anscheinend gibt es auch Leute, die sich die Retorten-Modellhäuser kaufen, die überall hingepflastert werden, aber sparen … Sorry, ich wünschte ja, es wäre anders: Sparen lohnt sich nicht mehr.

Also, du mit deinem Bausparvertrag: Dein Kumpel wohnt nicht mehr „Oben bei Mutti." sondern in irgendeiner Altbau-WG. Und dein Bausparvertrag lohnt sich nicht mehr, weil die Zinsen von Erspartem niedrig bis negativ sind und du darum den Lohn von deinem dummen Tankstellen-Job nur zur Selbstzerstörung auf die Bank trägst. „Ein Bausparvertrag?—Wie uncool." Nicht uncool, einfach saudumm.

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4. Herbal Essences

Quelle: Youtube

Als ich noch sehr klein war, durfte ich nur bei meinem „Kinderhüte-Mädchen" (Es gab noch keine Babysitter.) Fernsehen. Ich erinnere mich daran, das ich Super Ninja Turtles auf dem Gameboy spielte, als ich diese Werbung zum ersten Mal bewusst gesehen hatte—es ist meine erste Fernsehwerbung!

Und ich wusste zwar noch nicht, was ein Orgasmus und was sexuell unbefriedigende Beziehungen sind (Weiss ich auch jetzt noch nicht. Höhö.), aber dieses Shampoo musste etwas sehr Spezielles sein. Da war ich mir sicher. Was, das man für sich selbst behalten und mit niemandem teilen will.

3. LC1

Quelle: Youtube

Das Verdauungsjoghurt, das ein besseres Leben verspricht. Die Parodie auf Walliserdeutsch wurde auf Youtube um die 400 000 Mal angeklickt. Eine unglaublich hohe Zahl für Schweizer Verhältnisse.

Genau so beeindruckend ist die Anzahl der Leute, die sie in jeder Barrunde und vor jeder Club-Schlange imitieren können. Nach „Er raucht nöd." ist das sicher die Mundart-Fernsehwerbung mit der höchsten Dichte an Leuten, die Tonfall, Text und Dynamik perfekt auswendig können. „I fühl mi au blendend. Sit i täglich mis LC1 nimme."

2. Rügenwalder Mühle

Quelle: Youtube

Wie geht nochmal die dritte Zeile von „Quark, Quark, Quark. Käse mild und stark"? Ich habe keine Ahnung mehr von den Liedtexten, die unsere Kindergarten- und Primarschulzeit prägten. Ich habe auch kaum Ahnung von Schweizer Kulturgut.

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Zum Beispiel mag ich Dr Wilhelm Täll von Mani Matter sehr, aber egal wie oft ich das Lied höre, komm ich im Text immer nur bis „Si hei dr Wilhelm Täll ufgfüehrt im Löie Nottiswiuu …" Aber was ich nie vergessen werde: „Feierabend wie das duftet. Heftig, deftig, würzig, zart. Pommersche aus dem Rügenwald …" Erst vor kurzem habe ich auch von der Streichwurst probiert. So beeindruckend war sie nicht; im Wesentlichen dasselbe wie „Le Parfait".

1. „De Sandro isch Sächzähni"

Quelle: Youtube

„Er isch mega. Er raucht nöd." Leider ist das Video nirgends mehr zu finden, nur noch so eine blöde Parodie, die zu irgendeiner längst vergangenen Wahl auffordert. Dabei lechzt jeder, der in der Prä-Smartphone-Ära auf einem Pausenplatz gewesen ist, nach dem Original.

Wir brauchen es. Als ich auf Facebook einen Suchaufruf gestartet habe, sind alle vom Politiker über den Hacker bis zum Lichttechniker bekümmert um den Verbleib. Das Internet hat uns freie Daten versprochen. Wie kann es uns so einen wichtigen Baustein in der Erzählung unserer Leben vorenthalten? Grausam, einfach nur grausam.

Findest du die „Er isch mega. Er raucht nöd."-Werbung, musst du das Benj mitteilen. Am besten auf Twitter: @biofrontsau