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Popkultur

Das neue Ende von „How I Met Your Mother“ macht nichts besser

Das Finale der preisgekrönten Sitcom war ein absolutes Desaster—jetzt wurde ein alternatives Ende veröffentlicht.

Foto: Graham van der Wielen | Flickr | CC BY 2.0

Es ist immer ein bisschen mühselig, über Serien oder Filme zu diskutieren und dabei zu versuchen, auch nur ansatzweise Objektivität zu wahren. Deshalb sage ich euch direkt, wie es ist: Ich bin kein emotionsloser Roboter, der neun Jahre lang ein bestimmtes Format der Popkultur konsumiert und dabei komplett kalt bleibt. Ich bin nicht objektiv. Dementsprechend kann ich auch ganz offen zugeben, dass ich das Ende von How I Met Your Mother gehasst habe. Voller Inbrunst, mit wütenden „Wie bitte?!“-Ausrufen noch vor dem Abspann. Klar, die komplette neunte Staffel war so langweilig, dass ich mich regelrecht dazu zwingen musste, auf den letzten Metern nicht einzubrechen und mich irgendetwas zuzuwenden, das tatsächlich noch lustig, inspiriert oder auch nur ansatzweise spannend ist. Die letzten zwei Folgen waren aber eine solche Frechheit, dass das Internet vollkommen zu Recht explodiert ist. (Ach ja. Spoiler.)

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Jetzt kann man es als verzweifelt-versöhnliche Aktion sehen, dass Serienschöpfer Carter Bays und sein Team sich dazu entschlossen haben, ein alternatives Ende auf die DVD-Box zur neunten Staffel zu packen. Ein Ende, in der alle überleben und das Ganze nicht mit der konstruiertesten Liebesgeschichte seit Die Schöne und das Biest endet. Weil wir in einem Zeitalter leben, in der nichts mehr geheim ist und mittlerweile alle wissen, wie Jennifer Lawrences Vagina aussieht, wurde das „Happy End“ natürlich geleakt und hat es mittlerweile auf Youtube geschafft:

Ein Friedensangebot an die geprellten Fans? Sicherlich. Trotzdem macht dieses alternative Ende nichts besser. Der überraschende Tod der so lange geheimgehaltenen Mutter war schließlich eines der mutigeren und erzählerisch cleverer gelösten Elemente der neunten Staffel.

Über mehr als 200 Episoden hinweg wurde die Geschichte von Ted Mosby, der seinen Kindern erzählt, wie er ihre Mutter kennengelernt hat, ausgewalzt und über all den kleineren Randstorys, den Streitereien, Insiderwitzen und dramatischen Affären stand immer nur eine Frage—wer verdammt noch mal ist denn jetzt die große Liebe des sudernden Architekten? Dass genau diese Schlüsselfigur schlussendlich das Zeitliche segnen musste, macht Sinn. Warum sonst sollte Ted die Geschichte um seine große Liebe so langatmig erzählen? Das würde keinen Sinn machen, wenn die Mutter im Nebenraum putzt. Was genau also war und ist nach wie vor das Problem mit How I Met Your Mother, das zu Glanzzeiten grandiose Unterhaltung lieferte, insbesondere zum Ende hin aber zunehmend vor sich hin dümpelte?

Folgendes passiert im Finale: Ted und die Mutter finden sich endlich, bekommen zwei Kinder und sie stirbt irgendwann in den darauffolgenden Jahren an einer unheilbaren Krankheit. Davor hatten sich bereits Robin und Barney getrennt, weil sie sich aus beruflichen Gründen nicht so oft sehen. Diese Entwicklung ergibt weder von den Charakteren noch der vorherigen Story her irgendeinen Sinn, ist aber wichtig. Damit Ted am Ende der Folge endlich mit seiner echten und wahren (also, echt jetzt) Liebe, ROBIN, zusammen sein kann, der nach Jahren der Einsamkeit anscheinend aufgegangen ist, dass sie ihren abgelegten und mehrfach abgewiesenen Exfreund doch zurück haben will. Die Beiden liegen sich—von Teds Kindern initiiert—dramatisch in den Armen, Barney bekommt von einer Frau, die nicht einmal im Bild ist, ein Kind und bei Lilly und Marshall passiert, wie immer, nichts. Pow pow pow, neun Jahre preisgekrönte Fernsehunterhaltung vorbei.

Vielleicht hassen die HIMYM-Macher uns, ihre Zuschauer, dafür, dass sie für uns eine Staffel nach der nächsten produzieren mussten, obwohl ihnen doch so gar nichts mehr eingefallen ist. Vielleicht hatten sie Angst, dass es bei all den stillstehenden Neben-Handlungssträngen (Barneys und Robins On-Off-Beziehung, die selten kriselnde Vorzeige-Ehe von Marshall und Lilly), die Teds Suche nach seiner einzig wahren Liebe immer mal wieder als Hauptthema ablösten, offenbar wird, dass sie Geschichten eben doch nicht so clever und schlüssig über einen längeren Zeitraum erzählen können. Ich weiß es nicht. Irgendeinen Grund muss es aber gehabt haben, dass sie am Schluss alles eingestampft haben, was sie sich über Jahre hinweg aufgebaut und zum Schluss zumindest noch künstlich beatmet hatten. Dass sie anscheinend der festen Überzeugung sind, der—mal mehr, mal weniger fundierten—Kritik dadurch begegnen zu können, dass sie eine vierminütige Zusatzszene ins Bonusmaterial der DVD-Box packen, wirkt beinahe zynisch.

Folgt Lisa bei Twitter: @antialleslisa