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Wir haben die Pepsi-Werbung mit echten Protesten verglichen

Nach einem Riesenshitstorm zieht Pepsi seinen Werbespot zurück. Darin geht Kendall Jenner auf eine Demo und hat dank Pepsi richtig viel Spaß mit der Polizei.
Simon Childs
London, GB

Für den köstlichen und sehr tugendhaften Softdrink Pepsi Max gibt es eine neue Werbung, die die Welt gerade zu einem besseren Ort macht. Aber schau es dir einfach mal selbst an.

… getan? OK gut. Fühlst du es? Diese Last, die nach Jahren der Unterdrückung von deinen Schultern genommen wird. Ein erlösendes Gefühl – ungefähr so, als würdest du rülpsen, nachdem du zu viel Pepsi getrunken hast.

Im Werbespot spielt Kendall Jenner ein Model, das seinen Foto-Shoot verlässt um an einem Protest teilzunehmen. Der Spot endet damit, dass sie sich mit der Polizei, die den Protest bewacht, mittels eines Schlucks Pepsi anfreundet. Und alle richtig viel Spaß miteinander haben.

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Sehr, sehr viele Menschen im Internet haben den Werbespot jedoch wegen der Kommerzialisierung von Protestbewegungen kritisiert. Und auch dafür, dass die Polizisten als ziemlich nette Typen dargestellt werden, obwohl sie in Wirklichkeit totale Arschlöcher seien. Der Shitstorm war so groß, dass Pepsi gestern ankündigte, den Spot nicht mehr auszustrahlen, und sich dafür entschuldigte, "ein ernstes Thema zu verharmlosen". "Wir sind eindeutig am Ziel vorbei geschossen", schreibt Pepsi.

Ob Pepsi mit dem Spot wirklich die Welt ändern oder einfach ihre Absatzzahlen ankurbeln wollte, ist eine Debatte, die wir noch in Jahrzehnten führen werden. Aber die unmittelbare Frage ist, wie realitätsnah sie den Geist des Protest eingefangen haben. Ich habe mir dazu einige Schlüsselmomente angesehen und sie analysiert.

Die Message

Foto: Pepsi Werbung

"Join the conversation!" Ich will Pepsi ja nicht unterstellen, dass sie nur deshalb einen völlig harmlosen Slogan gewählt haben, um die Ästhetik des Protestes zu nutzen, ohne irgendetwas Politisches dazu sagen zu müssen. Aber was Pepsi nicht kapiert, ist, dass niemand protestieren geht, um einfach mal nichts zu sagen.

Foto: Henry Langston

Auf die Kritik der Werbung antwortet Pepsi: "Es ist ein internationaler Werbespot, der verschiedenste Leute im Geiste der Harmonie zusammenkommen lässt, und wir denken, dass das eine wichtige Nachricht ist." Persönlich finde ich, das oben Genannte ist eine wichtigere Nachricht.

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Oder was ist mit diesem Banner?

Foto: Henry Langston

Und wenn euch dieses Poster nicht gefällt, wie wäre es mit diesem hier?

Ihr hättet es auch ändern können, sodass es euch besser passt. Beispielsweise in folgenden Satz: "Alle Regierungen und Politiker werden bald in einer Welle von köstlich-erfrischender Pepsi weggefegt werden".

Oder Ihr hättet es mit dem versuchen können:

Vielleicht passt es auch einfach nicht zur Marke.

Los Pepsi - Die Bühne gehört dir. Sag was dazu!

THE STRUGGLE IS REAL(LY FUN!)

Foto: Pepsi Werbung

Foto: Pepsi Werbung

In dem Pepsi-Werbespot hat jeder eine fantastische Zeit. Logisch! Menschen, die dafür kämpfen, eine Stimme zu haben, haben immer sehr viel Spaß und werden nie brutal unterdrückt. Schaut hier:

Foto: Simon Childs

SEXY PROTESTIERENDE

Foto: Pepsi Werbung

Foto: Pepsi Werbung

Das Beste an Demonstrationen ist aus Marketingsicht der jugendfrische Idealismus. Nur junge, sexy Leute leiden genug, dass sie unbedingt die Welt ändern wollen – bevor sie desillusioniert werden und die zermürbende Realität des Lebens unter Kapitalismus akzeptieren müssen.

Foto: Tom Johnson

DIE POLIZISTEN

Foto: Pepsi Werbung

Das ist der strittige Teil. Dem Werbespot wurde vorgeworfen, die Polizei als viel zu nett darzustellen. Diese Kritik ist besonders erschütternd, wenn man beachtet, dass vor Kurzem Menschen in den USA gegen rassistische Polizeigewalt auf die Straßen gegangen sind – und gegen das Töten von Schwarzen durch Polizisten protestiert haben.

So sieht die echte Polizei aus.

Foto: Oscar Webb

So sehen Pepsi-Polizisten aus.

Foto: Pepsi Werbung

Im TV-Spot sind alle zu sehr damit beschäftigt zu tanzen und Leute in Cafés zu ermutigen, mitzumachen, sodass die Polizei gar nicht dazu kommt zu intervenieren. Und als Kendall Jenner dem Polizisten eine Pepsi anbietet.

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Foto: Pepsi Werbung

Woohoo! Die ganze Protest-Truppe beginnt zu jubeln! Endlich ist die anstrengende und angespannte Beziehung zwischen den Protestierenden und der kontroversen "Join the Conversation"-Bewegung gerettet und das aufgrund eines köstlichen Softdrinks! Ich nehme an, dass jetzt alles gut ist und institutioneller Polizeirassismus ein Ende hat – bestimmt sind diese Demonstranten zufrieden gewesen.

Aber für den Kontext: So können die Begegnungen zwischen Demonstranten und Polizisten im echten Leben ausgehen.

Foto: Tom Johnson

Foto: Chris Bethell

Aber vielleicht haben diese Menschen einfach vergessen, besänftigende Dosen Pepsi für einen Notfall mitzubringen? Wahrscheinlich würde sie niemand schlagen, wenn sie einen Softdrink dabei hätten!

Foto: Pepsi Werbung

Foto: Tom Johnson

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