Andhims erste Club-Erfahrung: Echter HipHop, Scratchen und Battlen

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mein erster club

Andhims erste Club-Erfahrung: Echter HipHop, Scratchen und Battlen

„Kein Fake-Scheiß, nur Skills, das war genau das, was ich an der Szene so geliebt habe."

Für „Mein Erster Club" graben DJs und Produzenten tief in ihrem Gedächtnis und erzählen von den prägenden Eindrücken ihrer ersten Nächte._ Simon Hähnel von andhim erzählt uns von Oldschool-HipHop-Partys und DMC._

Die allererste Club-Erfahrung, an die ich mich erinnere, war eine HipHop-Party in Köln um 1998. Sie fand in einer abseitigen Location beim Neumarkt statt. Ich war 14 Jahre alt, super nervös und besorgt, dass ich nicht reinkomme. Ich frage mich immer noch, wie ich es geschafft habe, aber da war ich, ein Teenager, der mit ganz großen Augen zusah, umgeben von all den älteren HipHop-Fans. Damals, als HipHop noch diesen wunderbaren Old-School-Touch hatte, kam mir alles vor wie ein Traum. Es gab Leute, die freestylten und Break-Dancer haben ihre Moves vollführt, alles begleitet von der Musik meiner frühen DJ-Helden: DJ Stylewarz, der Back-to-Back mit DJ Lifeforce spielte. Zu dieser Zeit waren das zwei der Top-DJs in Deutschland. Hauptsächlich haben sie gescratcht und sich nicht dafür interessiert, ob Leute die Tracks ohne Unterbrechung hören wollten. Das war die Zeit, in der wir lebten, und ich habe jede Minute davon geliebt. Neben der improvisierten DJ-Kanzel zu stehen und meinen Idolen zwei Stunden lang dabei zuzusehen, wie sie Backspins, Chirps, Stabs und Transformer machten (so ziemlich die einzigen Tricks, die die Leute damals konnten), war einfach so rein und ehrlich. Kein Fake-Scheiß, nur Skills, das war genau das, was ich an der Szene so geliebt habe. Auch wenn es kein Battle war, es hat sich genauso angefühlt wie ein Battle. Du wolltest immer beweisen, dass du der Beste warst und die krassesten Instrumentals hattest. Zu dieser Zeit haben DJs auch die Labels der Platten, die sie gespielt haben, abgeklebt, damit man die Namen nicht lesen konnte. Das ist so nerdig, aber ich mochte dieses Wettbewerbsverhalten auch, da es von Hingabe gezeugt hat.

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Ich fand bald heraus, dass es weitaus bessere DJs gab als DJ Stylewarz. Andererseits war dieses erste Treffen ein großes Abenteuer für mich. Ich hatte all diese Mixtapes und Platten und war einfach heiß darauf, eine DJ-Performance live zu sehen und die Energie der Musik und der Leute zu spüren. Diese Oldschool-HipHop-Partys hatten einen wunderbaren Spirit. Sie waren so vielseitig und aufregend. Als Kind stand ich total auf Turntablism, also hatte ich all diese DMC-Videobänder. Das war etwas, das ich liebte, und es war der Grund, wieso ich DJ werden wollte. Ich habe tatsächlich ein paar der Videos auf Kassette aufgenommen, um sie mir immer und immer wieder auf meinem Walkman anzuhören. Ich habe dutzende Tapes mit dem besten Scratching von anderen Tapes, Videokassetten oder meinen eigenen Sessions zusammengestellt. Ich war wirklich süchtig danach.

Zu dieser Zeit war ich auch sehr aktiv in der Kölner HipHop-Szene. Ich habe im größten Plattenladen der Stadt gearbeitet—Groove Attack—und war sehr oft auf HipHop-Partys. Allerdings bewegte sich das Ganze langsam in eine andere Richtung, da sich die Musik und die Einstellung der HipHop-Künstler und -Partys änderte. Das Vergnügen und die Echtheit der Szene mussten übertriebener Coolness, Bling-Bling und Idioten weichen. Für mich ging der wahre Geist der Musik verloren, aber glücklicherweise entdeckte ich fast gleichzeitig, dass die House-Szene all diese Freude und Fröhlichkeit hatte, die ich in der HipHop-Szene vermisste.

Wie viele andere habe ich meine ersten DJ-Erfahrungen im örtlichen Jugendzentrum oder auf Schulpartys gemacht. Als ich meinen ersten echten Club-Gig spielte, war ich ungefähr 16 und zitterte vor Aufregung. Ich hatte das Set zuvor wochenlang vorbereitet und kannte jeden einzelnen Scratch. Zum Glück wurde es eine ziemlich gute Nacht, aber es hat mich Jahre gekostet, die Nervosität zu überwinden.

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