Bizarre Wahrheiten über sportliche Idole, die zu Rivalen werden
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Bizarre Wahrheiten über sportliche Idole, die zu Rivalen werden

Nicht jede Geschichte ist so rührselig wie die von Vettel und seinem Mentor Schumi. Mitunter spannen Athleten auch die Frauen ihrer Idole aus und lassen sich die Namen ihrer Kinder auf den Oberarm stechen.

Wer hatte als Kind bitte kein Idol? Höchstens Weirdos. Manch einer von uns hatte sogar gleich mehrere, fein säuberlich nach Sportarten getrennt. Wie es genau zu dieser präpubertären Götzenbildung kommt, können selbst wir Hobbypsychologen von VICE Sports nicht hinreichend erklären. Doch der gesunde Menschenverstand schlägt einem mindestens drei Genesefaktoren vor: die Formbarkeit des kindlichen Gehirns, der Einfluss von Sportübertragungen und der menschliche Nachahmungsinstinkt.

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Das Tolle an Sportidolen ist dabei, dass man ihnen im besten aller Fälle—wenn man genügend Talent mitbringt und immer schön fleißig trainiert—eines Tages auf dem Platz gegenüberstehen kann. Und sie vielleicht sogar noch übertrumpft.

Nehmen wir zum Beispiel Lionel Messi, der 2002 in einem Interview gesagt hat, dass Pablo Aimar der Spieler war, den er am meisten bewundert hat. Da wird es dem Zauberfuß besonders viel bedeutet haben, dass er zehn Jahre später mit Barcelona in der Champions League gegen Aimar und dessen Verein Benfica gespielt—und mit 2:0 gewonnen—hat. Ein Foto nach dem Spiel zeigt einen Messi mit weit aufgerissenen Augen—fast so, als könnte er es immer noch nicht fassen, seinem großen Vorbild just ein Schnippchen geschlagen zu haben.

Es kommt selten vor, einen Superstar so freudestrahlend-perplex aus der Wäsche schauen zu sehen. Aber genau das ist die Macht von Kindheitsidolen, die plötzlich vor dir stehen. Auch wenn Messi sein Vorbild fußballerisch schon längst überholt hat, würde es wohl niemanden überraschen, wenn er klammheimlich noch immer in Aimar-Fan-Bettwäsche eingewickelt einschlummert.

Manchmal kann die Geschichte aber auch ein anderes Ende nehmen, zum Beispiel dann, wenn du dir eingestehen musst, dass dein größtes Idol ziemlich scheiße ist. Es geht aber auch andersrum, wenn dein Idol herausfindet, dass DU scheiße bist. What? Ja, das passiert. Was nach einer unfassbar schlechten Seifenoper-Folge klingt, hat sich tatsächlich zugetragen. Streitpunkt war—um es in den Worten von Inter-Kicker Mauro Icardi auszudrücken—sein „Bombón".

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Denn an selbigem—Wanda Nara, mittlerweile Icardi mit Nachnamen—hat vor nicht allzu langer Zeit noch ein gewisser Maxi López gelutscht. Der war mal das große Jugendidol des neun Jahre jüngeren Icardi. Bis sie eines Tages gemeinsam bei Sampdoria Genua spielten und Icardi während dieser Zeit dem armen López seine Frau—und Mutter seiner drei Kinder—ausgespannt hat. Seitdem hat die Männerfreundschaft zwischen den beiden ziemlich gelitten. Beim ersten sportlichen Aufeinandertreffen nach Bekanntwerden des fliegenden Frauenwechsels—Inter mit Icardi gegen den FC Turin mit López—schrieben die italienischen Gazetten im Vorfeld der Partie vom „Wanda-Derby". Man kann es López wohl nicht verübeln, dass er keine Lust auf den üblichen Handshake verspürte.

In der Zwischenzeit hat sich Icardi sogar die Namen von López' Kindern auf den Oberarm tätowieren lassen. Eine echte „Maxi-Schmach", also.

Darum muss sich Icardi jetzt auch damit abfinden, dass die Italiener ihm zuliebe einen netten Reim geschöpft haben: Se tua moglie torna a casa tardi, se la bomba Mauro Icardi—auf Deutsch: Wenn deine Frau spät nach Hause kommt, bumst sie Mauro Icardi. Schön.

Es gibt aber auch gedeihlichere Formen des Wiedersehens zwischen Idol und früherem Fanboy. Da wäre zum Beispiel der historische Moment anno 1996, als der Isländer Eiður Guðjohnsen in der zweiten Hälfte eines Länderspiels für seinen Vater Arnór eingewechselt wurde und so sein Nationalmannschaftsdebüt feierte. Das war bis heute das erste und einzige Mal, dass Vater und Sohn in ein und derselben Partie auf so hohem Niveau mitgespielt haben.

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Und manchmal ist man sich sicher, das frühere Idol eines mittlerweile etablierten Sportlers zu kennen, um am Ende dann doch falsch zu liegen. Wenn der eigene Vater eine Formel-1-Legende ist und man als Sohnemann selbst sein Glück im Rennsport versucht, würde man denken, der Papa wäre das große Vorbild gewesen. Nicht so in der Familie Prost. Denn wie uns Nicolas Prost—Star der Formel-E-Meisterschaft—in einem Interview verraten hat, war sein Jugendidol nicht etwa sein Vater Alain, sondern die italienische Skilegende Alberto Tomba.

„Natürlich ist dein Vater irgendwie immer dein Held, den du nachzuahmen versuchst, ohne es zu merken. Aber wenn ich ein Idol meiner Kindheit nennen müsste, dann wäre es definitiv Alberto Tomba. Mir gefiel sein Charakter und seine Art, Ski zu fahren. Und sein Style. Ich habe ihn zweimal getroffen und wollte selber so wie Tomba sein."

Und dann wäre da natürlich noch das bekannteste Beispiel von Idol meets Fanboy: die Beziehung zwischen Michael Schumacher und Sebastian Vettel. Beide trafen sich zum ersten Mal im Jahr 1994, als der damals siebenjährige Vettel ein Kartrennen gewonnen hatte. Ohne Zweifel hat dieses Treffen einen weiteren Funken Rennsportleidenschaft im jungen Vettel gezündet. Schumi wurde später zu Vettels großem Mentor und nahm ihn auch abseits der Strecke unter seine Fittiche. Vielleicht war es deswegen auch kein Zufall, dass Vettel just in den drei Jahren zum Weltmeister—und doppelten Titelverteidiger—reifte, als Schumi sein Formel-1-Comeback gab. Umso weniger sollte es zudem überraschen, dass Vettel den Weg Schumachers einschlug und letztendlich ebenso bei Ferrari unterschrieb.

Es gibt aber—neben der an eine griechische Tragödie erinnernde López-Wanda-Icardi-Dreicksbeziehung—auch noch andere dunkle Wolken am Jugendidol-Himmel. Fragt diesbezüglich mal den legendären Valentino Rossi, der seit letzter Saison, und nach etlichen Jahren zum Vergessen, endlich wieder im Titelrennen mitmischt. Zum Weltmeistertitel hat es aber dennoch nicht gereicht. 2014 war es Marc Márquez, der ihm Platz eins in der Gesamtwertung weggeschnappt hat, und dieses Jahr Jorge Lorenzo. Und was haben Márquez und Lorenzo gemeinsam? Natürlich, dass ihr früheres Idol Valentino Rossi heißt (Márquez soll sogar Spielzeugfiguren von Rossi gesammelt haben). Davon will Rossi aber nichts mehr hören, er hat beiden Spaniern nämlich vorgeworfen, sich gegen ihn verbündet zu haben.

Was lernen wir daraus? Die größte Gefahr für einen gefeierten Superstar kann im schreienden Fanboy-Mob lauern.