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Lebensmittelabfälle

Politiker schlemmten beim UN-Gipfel Lebensmittelabfälle

Statt üppiger, luxuriöser Gerichte gab es beim Gipfel der Vereinten Nationen in New York City für die Politiker Lebensmittelabfälle zu essen.
Hilary Pollack
Los Angeles, US
Foto von elaine_macc via Flickr

Lebensmittelabfälle sind ein riesiges Problem. Eine Vielzahl an Studien hat kürzlich die schwindelerregenden Mengen von Essen, die wir in den Müll schmeißen, aufgezeigt. 1,27 Milliarden Kilo werden jedes Jahr weltweit verschwendet. Das ist genug Essen, um drei Milliarden Menschen zu ernähren. In manchen Ländern wie den USA landet ein Drittel der gesamten Nahrungsmittel auf dem Müll. Das Ausmaß ist beschämend, besonders angesichts der Tatsache, dass in vielen Gebieten der Welt Hunger immer noch ein riesiges Problem ist und etwa einer von neun Menschen auf dieser Welt unterernährt ist.

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Diese Unwirtschaftlichkeit ist in den letzten Jahren immer problematischer geworden und auch Politiker setzen sich endlich intensiver mit der Thematik auseinander. Die EU finanzierte ein Forschungsprojekt, mit dessen Hilfe die Lebensmittelabfälle der Mitgliedsstaaten bis 2025 um 30 Prozent reduziert werden sollen. Der US-Präsident President Barack Obama, zusammen mit dem US-Landwirtschafts- und Umweltministerium, verkündete vergangenen Monat, dass zielgerichtete Maßnahmen umgesetzt werden sollen, um die Lebensmittelabfälle in den USA, wo das Problem noch akuter ist als beispielsweise in Deutschland, bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren.

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Mit diesen Bemühungen und Zahlen im Hinterkopf beschlossen die Organisatoren des UN-Gipfels, der vergangenes Wochenende in New York stattfand, dieses Problem anzugehen.

Bei der Veranstaltung, bei der 30 führende Politiker aus der ganzen Welt wie der französische Präsident François Hollande oder der peruanische Präsident Ollanta Humala anwesend waren, bereiteten die Köche ein Essen für die Gäste zu, das ausschließlich aus Zutaten bestand, die normalerweise im Mülleimer gelandet wären. Das Menü war komplett vegetarisch und aus der Herkunft der Zutaten wurde kein Hehl gemacht: Auf der Karte standen beispielsweise „Landfill Salad" und „Spent Grain Bread."

Der „Landfill Salad" wurde aus Gemüseabfällen wie Stängel, die normalerweise weggeschmissen werden, aus Obst, das aufgrund seiner Form oder Farbe aussortiert wurde, und aus dem Wasser von Kichererbsen gemacht.

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Die Gäste bekamen außerdem einen Veggie-Burger mit „Gemüse von geringer Qualität, wiederverwertetem Brötchen, Ketchup aus gequetschter Beete, Essiggurken-Resten und Kuhmais-Pommes". Damit ist der Mais gemeint, der normalerweise als Tierfutter oder zur Ethanolproduktion verwendet wird.

Das „Spent Grain Bread" wurde aus der Maische, die beim Brauen und Destillieren übrig bleibt, hergestellt und der „Cocoa Husk Custard", der als Dessert serviert wurde, machten die Köche aus der äußeren Schale von Kakaobohnen sowie dem Fruchtfleisch von Kaffeekirschen.

Das einzigartige Menü wurde vom ehemaligen Koch des Weißen Hauses Sam Kass und dem Koch und Besitzer des Blue Hill Dan Barber kreiert. „Es ist ein typisch amerikanisches Menü, aber komplett auf den Kopf gestellt. Statt Rindfleisch werden wir den Mais, der dem Rind verfüttert wird, essen", sagte Barber zu Newsweek. „Die Herausforderung liegt darin, etwas Leckeres aus Zutaten zu zaubern, die wir normalerweise wegschmeißen würden."

Barber hat bereits in seinem eigenen Restaurant ein Pop-up zum Thema Lebensmittelabfälle mit dem Namen wastED veranstaltet, bei dem er bekannte Köche dazu herausforderte, Gerichte aus Zutaten zu kreieren, die normalerweise im Mülleimer landen.

Einer der wichtigsten Themen des Gipfels waren die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Nahrungsmittelversorgung sowie auf verarmte Bevölkerungsgruppen auf der Welt.

„Unser Mittagessen wurde aus Nahrungsmitteln zubereitet, die normalerweise auf den Mülldeponien landen und Methangas—ein potentes Treibhausgas—ausstoßen würden", sagte der UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon zu Journalisten. „Die Lebensmittelproduktion und die Landwirtschaft tragen genauso viel zum Klimawandel bei wie das Transportwesen."

Wie das Menü aus „Müll" geschmeckt hatte, erfuhren wir nicht. Stoff zum Nachdenken sollte es auf jeden Fall genug gegeben haben.