Oranger Wein für Gott und für uns alle

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Weinproduktion

Oranger Wein für Gott und für uns alle

Nördlich von Rom hat sich ein Nonnenkloster nicht nur Gott, sondern auch der Herstellung von Naturwein verschrieben. Die Schwestern des Monastero Suore Cisterci produzieren zwei Arten von Weinen und lassen so alte Techniken und moderne Aromen...

Ungefähr 50 km nördlich von Rom in der Nähe der Stadt Vitorchiano befindet sich das Monastero Suore Cisterci (Orden der zisterziensischen Schwestern). Er wurde im Jahr 1098 als ein zisterziensischer Orden der katholischen Kirche gegründet. 80 Nonnen dieses Ordens haben sich jetzt zur Aufgabe gemacht, Naturwein zu produzieren. Bereits in der Vergangenheit hat sich die katholische Kirche für hochwertigen Weinbau in ganz Europa eingesetzt. Besonders die Benediktiner und die Zisterzienser pflanzten über den ganzen Kontinent verteilt Weinreben an. Diese autonomen, selbsterhaltenden Gemeinschaften produzieren neben Wein auch Bier, Spirituosen, Käse und Süßigkeiten, von denen sie leben—während sie versuchen, unter der Herrschaft von Benedikt von Nursia zu leben und ständig damit beschäftigt sind, den Weinbau und das Land, auf dem sie anbauen, zu optimieren.

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Wein spielt eine wichtige Rolle in den spirituellen Praktiken der Schwestern und die Einnahmen sind für die Einrichtung eine bedeutende Unterstützung. Die Weinberge pflanzen die Schwestern von Hand mit Trebbiano, Verdicchio und Grechetto an—Traubensorten aus der Region. Auch für die Pflege des Weingartens setzen sie keinerlei Maschinen ein und versuchen generell, so wenig wie möglich in den Wachstumsprozess der Pflanzen einzugreifen. Sie fermentieren den Wein ausschließlich mit natürlich vorkommender Hefe und halten sich an die Praktiken der biologischen Weinherstellung.

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Die Weinproduktion ermöglicht den Schwestern, direktes Einkommen für die Organisation zu erwirtschaften. Damit machen sie sich einen der lukrativsten und aufstrebendsten Weintrends zu Nutze. Natürliche, biologische Weine und orange Weine sind zur Zeit sehr gefragte Waren im Weinhandel und ihre Produkte fallen genau in diese zwei Kategorien.

Orange Weine werden aus weißen Trauben hergestellt, aber die Marzeration und der Kontakt mit der Haut der Früchte dauern länger, wodurch den Trauben mehr Farbe und mehr Geschmack entzogen wird. Der Wein kommt mit mehr Sauerstoff in Kontakt, was für eine leicht oxidative Note sorgen kann. Viele orange Weine trinken sich wie Rotweine, haben einen erhöhten Tanningehalt, robuste, wechselnde Aromen und eine Tiefe, die an einen rustikalen Sangiovese oder einen dunklen Nebbiolo erinnert.

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Mit der Hilfe von Italiens prominentesten Naturweinproduzenten, der ebenfalls auf geringst möglichen Technikeinsatz setzt—Giampiero Bea und sein Vater Paolo—sind sie in der Lage, ein Produkt zu entwickeln, das auf dem internationalen Markt sehr gut ankommt. Bis zu 80 Prozent ihres Weins ist für den Export bestimmt. Die Beas sind bekannt dafür, Wein ohne kommerzielle Hefe herzustellen. Ihre Weine werden nicht geklärt und auch nicht gefiltert und es wird nur eine winzige Menge Sulfur vor der Abfüllung hinzugefügt. Jedes Jahr kommen die Beas von ihrer Heimat Umbrien zum Kloster und helfen den Schwestern bei der Ernte und bei der Herstellung ihrer zwei Weine.

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Die Vergangenheit und die Tradition stehen auf der Seite der Schwestern und ihre Geschichte ist eine besondere. Erstaunlich an den Schwestern ist aber nicht nur ihre religiöse Hingabe, sondern auch ihre Fähigkeit, ein Produkt herzustellen, das in der modernen Welt erfolgreich und rentabel ist.