FYI.

This story is over 5 years old.

Design

Das MIT hat einen Stuhl entwickelt, der sich mit Hilfe von Wasserkraft selbst zusammenbaut

Selbstassemblierende Objekte nutzen ausschließlich die Energien natürlicher Kräfte und können sich ohne Eingriff von Mensch oder Maschine konstruieren.

Fluid Assembly: Chair Test, Self-Assembly Lab, MIT + Arthur Olson + Autodesk Inc. Project Leads: Baily Zuniga, Carrie McKnelly, Athina Papadopoulou, Christophe Guberan, Chris Martin, Hannarae Annie Nam, Skylar Tibbits. Bilder mit freundlicher Genehmigung der Künstler .

Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Cambridge haben einen Stuhl entwickelt, der sich selbst zusammenbaut. Was im ersten Moment vielleicht eher nach Woody Allens Science-Fiction-Parodie Der Schläfer klingt, zeigt tatsächlich das Potenzial des im Deutschen bisher noch etwas ungelenk Selbstassemblierung genannten Prozesses auf, der generelle Konstruktionsverfahren revolutionieren könnte. Denn das Prinzip der Selbstassemblierung beruht auf Objekten, die sich mit Hilfe natürlicher Energien wie Wasser- oder Windkraft selbständig zusammenbauen, für ihre Konstruktion also weder technische Geräte noch menschliche Handgriffe benötigen. Der Stuhl verfügt über ein Design, das es ermöglicht, die Energien natürlicher Kräfte zu nutzen, um geordnete, stabile Strukturen zu konstruieren. Das Werk mit dem Titel Fluid Assembly: Chair Test ist die aktuellste Entwicklung im Rahmen einer fortwährenden Kollaboration zwischen dem Self-Assembly Lab am MIT, der Firma für Design-Software Autodesk und dem Molekularbiologen Arthur Olson. Beim Biofabricate Summit in New York Ende im Dezember präsentierte der Leiter des Self-Assembly Lab, Skylar Tibbits den Chair Test sowie zwei weitere sich noch in der Entwicklung befindende Projekte: ein per Windkraft angetriebenes Konstruktionssystem namens Aerial Assemblies sowie die Fluid Crystallization: Cubic, die das Konzept der Selbstassemblierung eindrucksvoll veranschaulicht

Anzeige

Fluid Crystallization, Self-Assembly Lab, MIT, Arthur Olson, Autodesk Inc., International Design Center, MIT

Tibbits bezeichnet ein selbstassemblierendes Objekt als eine Gruppe „individueller Teile, die sich selbstständig zusammensetzen, um eine präzise Struktur aufzubauen.“

Mit den Experimenten verfolge er das langfristige Ziel, einen Konstruktionsprozess zu entwickeln, der weder Mensch noch Maschine benötigt, keine fossilen Brennstoffe, keine externe Energie, rund um die Uhr laufen kann und sich optimal für Bereiche eignet, in denen bereits existierende Technologien Probleme haben. Dazu gehören zum Beispiel Katastrophenhilfe, Konstruktion im Weltraum oder die Fertigung von Mikro- und Makrostrukturen.

„Wir beschäftigen uns auch mit dem Zukunftsszenario der 'evolutionary fabrication', in dem sich Materialien selbst organisieren“, erklärt Tibbits. Während moderne Herstellungsprozesse einen Drucker, eine Fräse oder einen Cutter benötigen, um spezifische Objekte zu produzieren, verbraucht die 'evolutionary fabrication' wenig an externer Energie und das natürliche System würde die Objekte selbst designen. Aerial Assemblies ist ein Beispiel für einen derartigen Prozess: Abhängig von den Windbedingungen und der physischen Umgebung nimmt die Erfindung ihre bestmögliche Form an. „Nachdem das Helium entwichen ist und die Module gelandet sind, haben wir eine zusammengesetzte, leichte Gitterstruktur“, so Tibbits.

Anzeige

Aerial Assembly, Self-Assembly Lab, MIT

Während das Team des Self-Assembly Lab alle möglichen Arten von Reaktionen hervorrufen kann, betont Tibbits, dass selbstassemblierende Strukturen in der Natur nicht gerade selten sind: Man findet sie in vielen mikroskopischen Strukturen wie Viren und der Art von Kristallen, von denen Fluid Crystalization inspiriert ist. Auf menschlicher Ebene sind sie bisher weitgehend unbeachtet geblieben und die Entwicklung einer nachhaltigen, praktischen Anwendungsmöglichkeit dieser Materialien hat noch einen weiten Weg vor sich.

Tibbits Ansatz ist deswegen folgender: „Wir dürfen nicht mit der Forschung anfangen, indem wir sagen 'Wir müssen die Probleme X, Y und Z lösen'. Das würde eher zu schrittweiser Entwicklung statt zu radikaler Entwicklung führen. Wir versuchen uns stattdessen selbst zu pushen, um die durchgeknalltesten Dinge zu tun und wenn dann Leute auf uns zukommen, können wir auf diese Erfahrungen und ihre Anwendungsmöglichkeiten zurückgreifen.“

Fluid Crystallization, Self-Assembly Lab, MIT, Arthur Olson, Autodesk Inc., International Design Center, MIT

Fluid Assembly: Chair, Self-Assembly Lab, MIT + Arthur Olson + Autodesk Inc.

Fluid Assembly: Chair, Self-Assembly Lab, MIT + Arthur Olson + Autodesk Inc.

>> Besucht hier die Website des Self-Assembly-Lab