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Der neue Asterix-Comic setzt Julian Assange als „Polemix“ ein Denkmal

Blüht Polemix mit seiner Whistleblower-Zeitung das gleiche Schicksal wie Troubadix?
Informationen aus Rom treffen in Gallien nur sehr selten ein—und dann interessieren sie auch niemanden. Das will Polemix ändern. Foto: www.asterix.com, © 2015 Les Éditions Albert René

Gleich zwei Neuigkeiten wurden gestern zur Causa Assange bekannt: Scotland Yard zieht nach über drei Jahren die Wachposten vor der ecuadorianischen Botschaft in London ab und Julian Assange wird bald nach Gallien reisen. Der Wikileaks-Gründer steht nämlich Pate für eine Figur im neuen Asterix-Comic „Der Papyrus des Cäsar".

Als Enthüllungsjournalist Polemix wird er versuchen, die Bewohner des berühmten gallischen Dorfes über die verdeckten Machenschaften Cäsars im gallischen Reich aufzuklären. Informationen als Waffe in kriegerischen Zeiten ist eines der Hauptthemen im 36. Abenteuer von Asterix und Obelix, das am 22. Oktober weltweit erscheint. Doch genau wie in der harten Realität des Julian Assange ist Enthüllungsaktivismus auch in Gallien ein echter Knochenjob—die Dorfbewohner interessieren sich für Polemix' investigative Zeitung nämlich vor allem aufgrund des unterhaltsamen Horoskops.

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© 2015 Les Éditions Albert Ren

Wie das verkannte Genie Troubadix auf den Neuling in der Dorfgemeinschaft reagiert, der mit einer ähnlichen Hybris wie der geächtete Barde ausgestattet sein dürfte, verriet Asterix-Autor Jean-Yves Ferri auf der gestrigen Pressekonferenz in Paris nicht. Etwas offenherziger war da die zeitgleich herausgegebene Presseerklärung der Londoner Polizei: „Wie bei allen öffentlichen Einrichtungen sind auch die Ressourcen des MPS [Metropolitan Police Service] begrenzt. Angesichts der Vielzahl an anderen kriminellen Bedrohungen der Stadt, die wir beschützen, halten wir den aktuellen Einsatz von Beamten nicht länger für angemessen."

Nach über drei Jahren Bewachung rund um die Uhr und damit verbundenen Kosten von umgerechnet insgesamt 13,5 Millionen Euro, sieht man es bei Scotland Yard also nicht länger ein, Beamte vor der ecuadorianischen Botschaft aufzustellen, in der Hoffnung, Assange werde vielleicht doch mal unbedarft vor der Tür eine rauchen, so dass man ihn endlich in Gewahrsam nehmen und an Schweden ausliefern könne.

Uniformierte Beamte des MPS vor der ecuadorianischen Botschaft in London. Ab sofort werde sie dort nicht mehr stehen. Foto: Imago/ZUMA Press

„Die Situation hat sich dadurch nicht geändert" erklärte Wikileaks-Sprecher Kristinn Hrafnsson gegenüber der DPA auf die Ankündigung von Scotland Yard. Die uniformierten Polizisten würden lediglich durch verdeckte Ermittler ersetzt. Und so vermeldet der MPS auch in derselben Presseerklärung, dass man weiterhin alle Anstrengungen unternehmen werde, um den 44-Jährigen zu verhaften, sollte er das Botschaftsgelände verlassen.

Erst im September hatte Ecuadors Präsident Rafael Correa die Bereitschaft erklärt, mit der schwedischen Justiz zu verhandeln. Denkbar wäre eine Befragung Assanges durch die schwedischen Ermittler in der Botschaft, um die Vorwürfe der Vergewaltigung gegen den Wikileaksgründer zu prüfen. Bis es zu einer Einigung zwischen schwedischen, britischen und ecuadorianischen Vertretern kommen könnte, hat Assange wohl aber noch jede Menge Zeit in der Botschaft, das neue Abenteuer von Asterix, Obelix und auch Polemix zu schmökern. Mit Gaius Iulius Caesar hat er sich wohl einen ähnlich mächtigen Feind wie die NSA ausgesucht.