Ist Modafinil die wirksamste Smart Drug der Welt?
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Ist Modafinil die wirksamste Smart Drug der Welt?

Eine neue Metastudie bescheinigt dem Wirkstoff das Zeug zum effektiven Nootropikum. Doch das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.

Smart Drugs, auch als Nootropika bekannt, gibt es zwar schon hier und da im Netz zu kaufen, trotzdem gibt es noch wenig Konsens darüber, wie effektiv Substanzen wie Modafilnil die kognitiven Fähigkeiten bei Menschen verbessern, die die zwar völlig gesund sind, aber ihren Geist gerne ein bisschen tunen möchten.

Eine wissenschaftliche Studie aus der vergangenen Woche kommt zu vielversprechenden Schlüssen über die Eigenschaften einer der bekanntesten Smart Drugs: Modafinil. Modafinil wird gewöhnlich gegen Schlafstörungen wie Narkolepsie verschrieben. Aber auch Studenten, Manager und Hacker bedienen sich gelegentlich dem Mittel, obwohl sie wunderbar schlafen—denn angeblich hätten sie durch den Konsum eine gesteigerte Gehirnleistung wahrgenommen.

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Das Paper untermauert diese gängige Behauptung von Modafinil-Fans. Ruairidh Battleday und Anna-Katharine Brem von der Universität Oxford und der Harvard Medical School erstellten eine Metastudie zur Wirkung von Modafinil auf gesunde Menschen und kamen zu dem Schluss: „Es könnte durchaus sein, dass Modafinil der erste, gut validierte, pharmazeutische 'nootropische' Wirkstoff ist."

Ist es in Ordnung, sich eine Pille einzuschmeißen, die schlauer macht?

Und nicht nur das: Die Autoren berichten, dass es bei Modafinil „nahezu keine Nebenwirkungen oder Stimmungsschwankungen gibt." Wenn überhaupt wahrnehmbar, wirke sich Modafinil „positiv auf die Stimmung" aus. Zu der Meta-Studie über Modafinil kam es überhaupt erst, weil sich Wissenschaftler bisher uneinig über die Wirkung des Stoffes sind. Battleday und Brem hatten insgesamt 24 Studien über die kognitiven Effekte von Mondafinil im Zeitraum zwischen 1990 und 2014 verglichen, deren Ergebnisse und Methodiken sich deutlich voneinander unterschieden.

Die graueste Zone des Darknets: Medikamentenhandel in der „Lifestyle-Apotheke"

In den meisten Studien wurden dieselben Aufgaben einmal von Personen durchgeführt, die Modafinil genommen hatten und dann noch einmal von Personen, die ein Placebo verabreicht bekamen. Die Schwierigkeit dieser Aufgaben variierte aber von Studie zu Studie sehr stark. Manche Probanden wurden mit schwierigen, andere mit eher leichten Tests konfrontiert.

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Die Metastudie kam nun zu dem Ergebnis, dass Studien mit komplexeren kognitiven Tests dem Modafinil häufiger eine positive Auswirkung auf die Hirnleistung bescheinigten als Studien mit einfachen Tests. Die positive Wirkung von Modafinil scheint sich also eher bei komplexeren geistigen Prozessen bemerkbar zu machen.

Wir bräuchten also eine bessere Methode zur Überprüfung der kognitiven Wirkung von Nootropika, schlussfolgerten Battleday und Brem. Denn auf einfache kognitive Aufgaben wird zwar meist zurückgegriffen, wenn man Menschen mit kognitiven Defiziten untersucht. Sie scheinen jedoch ungeeignet, um den Effekt von Arzneimitteln zur Verbesserung der Denkleistung jenseits eines normalen Levels zu ermitteln. Wie misst man also individuelle Hirnleistung jenseits des Gewöhnlichen?

Wie sollten wir ein Medikament bewerten, das die Leistungsfähigkeit gesunder Menschen erhöht?

Dank der Metastudie sind wir der Wirkung von Modafinil ein großes Stück näher gekommen. Allerdings bleiben zahlreiche ethische Fragen weiterhin unbeantwortet: Ist es in Ordnung, sich eine Pille einzuschmeißen, die schlauer macht? (Mal ganz davon abgesehen, dass Modafinil dafür natürlich noch längst nicht offiziell zugelassen ist.) Ist es dann auch okay, sich vor einer Prüfung ein kleines Hirndoping zu gönnen?

Die Ergebnisse der Studie zeigen jedenfalls, wie wichtig diese Debatte ist, erklärte Guy Goodwin, Präsident des European College of Neuropsychopharmacology: „In bisherigen Diskussionen über solche Mittel ging man immer von übertrieben positiven Effekten aus, obwohl diese gar nicht bestätigt waren. Die neuen Daten bedeuten, dass diese ethische Debatte in der Wirklichkeit angekommen ist: Wie sollen wir nun ein Mittel bewerten, das die menschliche Leistungen auch derjenigen erhöht, die keine geistigen Einschränkungen haben?"

Auch auf Reddit sind sich Menschen, die mehrere solcher Substanzen ausprobiert haben, bisher uneinig, ob diese mutmaßlich „intelligenten" Mittelchen überhaupt wirken und weisen unter anderem auf eine Studie hin, die nicht in der Metastudie auftaucht. Diese kommt zu folgendem Schluss: „Modafinil verbessert die allgemeine kognitive Leistung von gesunden, nicht schlafkranken Studenten nicht, außer bei anspruchslosen Tätigkeiten."

Es scheint, als wäre das letzte Wort in Sachen Modafinil also noch lange nicht gesprochen. Nur eines ist sicher: Nootropika sind bereits unter uns.