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Radioaktivität

Fünf Jahre Fukushima—Und in Europa werden noch immer Lebensmittel aus Tschernobyl verstrahlt

Fukushima ist jetzt fünf Jahre her. Was für Langzeitfolgen Verstrahlung hat, kann man auch in Europa sehen. Auch wenn die Gegend um die Ruine des Kraftwerks von Tschernobyl langsam wieder zum Leben erwacht, sieht die Zukunft für ihre Bewohner nicht gut...

Während sich heute, 11. März, das Unglück von Fukushima zum fünften Mal jährt, vergisst man schnell, dass es auch in Europa noch immer ein Problem mit Radioaktivität gibt. Während die Gegend um die Ruine des Kernkraftwerks von Tschernobyl langsam wieder als Touristenattraktion und als Ziel für besonders waghalsige Parkour-Enthusiasten und Wildtierhabitat entwickelt (Elche, Hirsche, Wildschweine und Wölfe fühlen sich dort besonders wohl), sieht die Zukunft für ihre menschlichen Bewohner alles andere als rosig aus.

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Laut eines vor Kurzem erschienen Greenpeace-Bericht mit dem Titel „Nuclear Scars: The Lasting Legacies of Chernobyl and Fukushima" ist noch immer alles im Umkreis von Prypjat, der ukrainischen Stadt in der Nähe des Atomkraftwerks, radioaktiv verstrahlt—vor allem die Nahrung.

„Die Strahlung findet sich in allem, was dort gegessen und getrunken wird. Sie ist in dem Holz, das sie zum Bauen und Heizen verwenden", ist in dem Bericht zu lesen. „Und genau wie die Kontamination dort für die folgenden Jahrzehnte bestehen bleibt, werden das auch die Auswirkungen auf die Gesundheit der dort lebenden Menschen. Tausende Kinder, selbst diejenigen, die 30 Jahre nach Tschernobyl auf die Welt gekommen sind, müssen noch immer radioaktiv verseuchte Milch trinken."

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Auch wenn die Belastung mit schädlichen Isotopen wie Cäsium-137 und Strontium-90 abgenommen hat, ist die radioaktive Strahlung weiterhin gefährlich hoch und steigt in manchen Gebieten sogar. Obendrein leidet die Ukraine in Folge der pro-russischen Separationsbewegung nun auch noch unter schweren wirtschaftlichen Problemen.

Laut Greenpace verfügt die Ukraine „nicht länger über die Mittel, um Programme zu finanzieren, die nötig sind, um die Öffentlichkeit angemessen zu schützen (…) Das bedeutet, dass die Menschen, die noch immer in den kontaminierten Gebieten leben, sehr wahrscheinlich zunehmend radioaktiver Strahlung ausgesetzt werden."

Der Chirurg Victor Khanayev berichtete den Autoren der Studie, dass die Anwohner von den ökonomischen Auswirkungen besonders betroffen seien. „Für Menschen vom Land und selbst die Bewohner der kleineren Orte in der Gegend ist es unmöglich, auf lokal angebaute Nahrung von den Feldern und aus ihren Gärten zu verzichten—besonders wenn die staatlichen Kompensationen so klein ausfallen."

Halina Chmulevych—eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, die in einem russischen Dorf etwa 200 Kilometer entfernt vom Ort der Katastrophe lebt—berichtete vom täglichen Verzehr kontaminierter Nahrung.

„Wir bauen Kartoffeln an, die Kuh grast auf der Weide", erklärte sie. „Wir haben Milch und backen unser eigenes Brot—das verstrahlt ist. Alles hier ist verstrahlt. Ich selbst wurde geboren, als der Reaktor explodiert ist. Aber ich lebe. Ich esse, lebe und genau so werden sie essen, was wir haben. Natürlich mache ich mir Sorgen, aber was soll ich tun?"