FYI.

This story is over 5 years old.

doping

Wurden Doping-Gegner in Russland systematisch ermordet?

Innerhalb von zwei Wochen starben zwei Mitarbeiter der russischen Antidopingbehörde. Einer von ihnen arbeitete an einem Enthüllungsbuch über russische Dopingpraktiken.
Foto: Imago

Bei der Antidopingbehörde in Russland gehen mysteriöse Dinge vor sich. Dinge die einem die Gänsehaut über den Rücken jagen lässt. Innerhalb von zwei Wochen verstarben zwei Mitarbeiter der russischen Antidopingbehörde (RUSADA) plötzlich und völlig unerwartet. Einer der beiden arbeitete Medienberichten zufolge an einem Enthüllungsbuch über Doping im russischen Profisport.

Die RUSADA steht in Russland für Fairness und Gesundheit und kämpft seit 2008 gegen den übermäßigen Dopingkonsum im Sport. Doch ohne gravierende Erfolge: Die IAAF suspendierte im November 2015 den Verband wegen massiver Dopingverfehlungen. Dadurch steht die Teilnahme der russischen Leichtathleten an der Olympiade 2016 in Rio bislang noch in den Sternen. Zudem suspendierte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) die RUSADA und entzog dem Moskauer Anti-Doping-Labor die Akkreditierung.

Kurz nach der Suspendierung des russischen Verbandes trat der damalige Geschäftsführer Nikita Kamajew mit einigen anderen RUSADA-Funktionären zurück. Den Rücktritt begründete er als Konsequenz der Vorwürfe und der daraus resultierenden, unsicheren Olympia-Teilnahme der russischen Leichtathleten.

Am 14. Februar verstarb Kamajew unerwartet. Nach einem Skifausflug in der Nähe von Moskau klagte er über Unwohlsein und Herzschmerzen. Einige Stunden später erlag er einem Herzinfarkt und starb noch vor Ort. Dabei galt Kamajew als sportlicher Kerl und nichts wies auf gesundheitliche Probleme hin.

Der Enthüllungsjournalist David Walsh plante, zusammen mit Kamajew ein Buch über die wahre Geschichte der Pharmakologie des Sports und Doping in Russland seit 1987. Das Buch sollte erschreckende und nie veröffentlichte Informationen enthalten, welche vermutlich stark schädigend für den Ruf des russischen Profisports gewesen wären. Die WADA wollte sich zu diesen Vorkommnissen allerdings nicht weiter äußern und beteuerte Kamajews Familie und den Angehörigen lediglich Beileid. „Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und seinen Kollegen."

Kamajews Vorgänger Wjatscheslaw Sinew verstarb am 3. Februar, nur einige Tage vor Kamajew, unerwartet. Die Todesursache ist bis heute noch vollkommen unklar. Die russische Justiz macht zudem keinerlei Anstalten, die Todesursache aufzuklären. Die Bilanz von zwei toten ehemaligen Vorsitzenden der RUSADA, innerhalb von zwei Wochen, ist erschreckend und weisst auf Außeneinfluss hin. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass Systemkritiker in Russland auf unklare Weise versterben. Dissidenten wie Anna Politkowskaja, die als Journalistin arbeitete oder der Politiker Boris Nemzow wurden systematisch ermordet. Ob Kamajew und Sinew das gleiche Schicksal widerfuhr, ist unklar. Es gibt keine konkreten Beweise für einen Mord.