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Das Sportler-Flugzeug der Zukunft

Die Reisebelastungen im US-Profisport sind immens, Studien belegen Wettbewerbsnachteile bei weit entfernten Auswärtsspielen. Eine Design-Beratung aus Seattle präsentiert das Flugzeug der Zukunft für Sportteams.
Alle Fotos: Teague

3.935 km. Einfach—und dazu fast sechs Stunden Flugdauer. Ein Trip von Los Angeles nach New York, quer durch drei Zeitzonen, ist wahrlich kein Spaziergang. Sechs Stunden eingepfercht in die Holzklasse. Ab 1,85 Meter Körpergröße wird es interessant, außer der Geldbeutel gibt ein Ticket für die Business Class her.

Für NBA-Profis ist der Komfort zwar deutlich größer, der Privatjet ist das bevorzugte Reiseutensil, doch zum einen ist der Durchschnittsbasketballer nicht 1,85 Meter groß und zum anderen muss Ottonormalverbraucher nicht 82 Saisonspiele, plus Training, plus mögliche Playoffs zwischen Ende Oktober und Juli absolvieren. Privatjet also hin oder her, das Leben als Profisportler in den USA—egal ob NBA, NFL, MLB oder NHL—hat auch abseits des Spielfelds seine Tücken.

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Das verflixte Land ist einfach zu groß. Zwar versuchen die Profiligen, die Spielpläne möglichst geschickt zu legen, doch die Reisestrapazen sind trotzdem enorm. Was nach Jammern auf hohem Niveau klingt, wurde 2008 in einer Studie von Nikhil Swaminathan mit Statistiken unterfüttert. Baseball-Teams, die durch drei Zeitzonen zu einem Auswärtsspiel anreisen, verlieren sechs von zehn Partien. Jetlag, zu wenig Erholung im Flugzeug, keine adäquate medizinische Versorgung. Die Faktoren für eine verminderte Leistungsfähigkeit sind vielfältig. Die Profiklubs wirken diesen Negativfaktoren in den letzten Jahren mit professionell ausgerüsteten Trainingskomplexen am Heimatstandort entgegen. Die L.A. Clippers feuerten 2008 gut 60 Millionen Dollar für einen neues Trainingszentrum raus, für die College-Sportler der Orgeon Ducks wurden 68 Millionen investiert. Doch was ist mit den Auswärtsspielen?

Hier kommt die Design Beratung Teague ins Spiel. Die Tüftler mit Büros in Seattle und München setzten sich zusammen und ließen den Gedanken freien Lauf. „Wir wollten unsere Erfahrung im Flugzeug-Design für eine sehr spezielle Zielgruppe nutzen, und zugleich in unbekannte Bereiche vorstoßen", fasst Philipp Steiner, Creative Director der Athlete Plane Studie, die ersten Überlegungen zusammen. Was braucht also ein Jet für Profisportler, um die Reise so erholsam und zugleich effektiv wie möglich zu machen?

Die wichtigsten Punkte waren schnell in ein paar Schlagworten formuliert: Heilung, Denken, Schlafen und Zirkulation. Um diese Punkte in den Alltag zu transferieren, holte sich Teague Nike ins Boot—und heraus kam das:

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„Das Flugzeug ist für ein komplettes NFL-Team konzipiert. Die Kabine ist daher besonders geräumig und bietet 98 Personen, darunter aktive und verletzte Spieler, Trainerstab, Ärzte und Physiotherapeuten, Videoabteilung sowie ein paar VIPs, Platz", so Steiner.

LeBron James und Co. könnten sich von oben bis unten durchchecken lassen, während sie von einem Spiel zum nächsten fliegen. Lakers-Coach Byron Scott könnte Nick „Swaggy P" Young seine dümmsten Aktionen auf dem Feld in Endlosschleife vorspielen und ihn gleichzeitig zur Strafe eine Stunde in ein Eisbad setzen. Und Clippers-Coach Doc Rivers müsste keine Angst mehr haben, dass Glen Davis aus Frust über die engen Sitze den kompletten Vorrat gerösteter Nüsse im Flugzeug plündert.

Aus der Major League Baseball gab es bereits eine erste ernsthafte Anfrage, wobei Steiner den Namen des Teams nicht verraten durfte. In Anbetracht der immensen Ausgaben im US-Profisport sollte die Investition in solch ein Projekt die Klubs nicht groß schocken. Nach Aussage Steiners dürften sich die Kosten für ein entsprechendes Flugzeug nicht groß von einem vergleichbaren Business Jet unterscheiden. Mark Cuban, Besitzer der Dallas Mavericks, lässt Dirk Nowitzki und den Rest des Teams zum Beispiel in einer Boeing 767 200 reisen. Die Kosten für ein Flugzeug dieser Größenordnung: rund 160 Millionen Dollar. Ohne Extras.

Im Falle des Athlete Planes ist Steiner besonders stolz darauf, dass Teague alle Ideen in der Studie unterbringen konnte. „Wir wollten verstehen, was die Sportler wirklich brauchen, um diese Bedürfnisse dann mit realen Lösungen zu befriedigen", so Steiner: „Besonders die Geräte zur Erfassung biometrischer Leistungsdaten, um daraus einen entsprechenden Reha-Plan für die Sportler zu erstellen, sind ein sehr gutes Beispiel für die Möglichkeiten dieses Flugzeugs."

Das Athlete Plane könnte also die Wohlfühloase in 10.000 Metern Höhe werden. Zwar nicht ganz billig, aber wenn es die Wahrscheinlichkeit auf Siege erhöht, heiligt der Zweck im Profisport so ziemlich jedes Mittel. Der einzige Haken an der ganzen Sache?! Bis so ein Flugzeug tatsächlich abhebt, dürfte es wohl noch ein bisschen dauern. Denn auch wenn die Nachfrage da ist, sieht Steiner die Realisierung der Studie noch in ihren Anfängen.

„Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn sehr weit weg von Realisierung der Studie ist, würde ich sagen, wir sind gerade bei neun", so Steiner. Keine guten Aussichten also für alle Profisportler, die sich schon vor dem inneren Auge in einer neuen Dimension des Reisens sahen. Was wäre nach Meinung Steiners also der nächste Schritt in Richtung Take off? „Für gewöhnlich testen wir als nächstes alle geplanten Geräte und Einbauten unter echten Bedingungen. Dafür müssten wir ein komplettes Modell in realer Größe bauen."