Throbbing Gristle existiert von 1976 bis 1981, dann implodiert die Gruppe, die sich zu jeder Zeit am Rande des Auseinanderbrechens bewegt. Ein Großteil der inneren Spannungen erzeugt laut der Autorin Genesis P-Orridge. Cosey zeichnet ein fragwürdiges Bild der charismatischen Ikone der Gegenkultur. P-Orridge ist zunächst Inspiration und setzt kreative Kräfte in ihr frei, Cosey findet sich in ihm wieder und fühlt sich zum ersten Mal verstanden. Doch später manipuliert und kontrolliert er sie, wird gewalttätig und treibt Machtspiele innerhalb der Gruppe. Als Cosey sich von ihm trennen will, akzeptiert P-Orridge das nicht, geht erst mit einem Messer auf sie los, wirft später einen Betonblock nach ihr, der sie nur um Zentimeter verfehlt."Unser Ansatz war eine Reaktion auf Disco und Popmusik, auf die Kultur der Exklusivität, die Tendenz, die Gräueltaten der Vergangenheit und Gegenwart zu begraben, auf die politischen Aufstände der Zeit, die uns täglich beeinflussten, die allgegenwärtigen Umgebungsgeräusche, die Fabriken, Sägen, Maschinen, U-Bahnen, Kinder, die im Park spielten. Wir erschufen den Soundtrack zu unserer Realität. Wir haben ein Forum für Diskussion erschaffen und vorgefertigte Ideen aufgebrochen, was 'Musik' ist."
Neben der Kunst arbeitet Cosey als Model für Fetischkleidung und Nacktmodel, später als Pornodarstellerin und Stripperin. Ihre Arbeit dokumentiert sie, benutzt die Sexindustrie für ihre eigenen künstlerischen Zwecke. Ihre Aktfotos und Pornomagazine stellt sie in der aufsehenerregenden COUM-Ausstellung Prostitution aus. Getrieben wird sie dabei, wie auch bei der Kunst und der Musik, davon die eigenen Grenzen zu überschreiten, ihren eigenen Körper zu kontrollieren und ihn als Instrument einzusetzen: "Ich wollte die Sexindustrie von innen kennen lernen, um Erfahrungen aus erster Hand zu sammeln.""Ich war für neue Herausforderungen offen, egal ob sie mir durch mich selbst oder durch unerwartete Ereignisse auferlegt wurden. Ich wollte die Dinge noch weiter treiben, aus meiner Komfortzone heraustreten; selbst, wenn allein der Gedanke daran den Drang auslöste, wegzulaufen."
"Ich war kein 'Opfer' von Ausbeutung. Ich habe die Sexindustrie für meine eigenen Zwecke ausgenutzt, um sie zu untergraben und für meine eigene Kunst zu nutzen. Ich habe Regeln überschritten – auch feministische. Ich weigere mich, durch mein Geschlecht definiert oder begrenzt zu werden."
Doch nicht nur von der Mainstream-Gesellschaft, deren konventionellen Vorstellungen von Moral, Freizügigkeit und Rollenbildern sie sich immer wieder entgegenstellt, spürt sie Widerstand. Auch innerhalb der vermeintlich fortschrittlichen und emanzipatorischen radikalen Kunstszene wird sie mit klassischen Rollenerwartungen konfrontiert. Als einzige Frau innerhalb des COUM-Kosmos muss sie sich um Dinge wie Einkaufen, Kochen und Putzen kümmern, wird von einigen Mitgliedern – wenn auch halb ironisch – als "Mama" bezeichnet. Auch hier herrscht zumindest implizit anscheinend noch ein traditionelles Machtverhältnis.