Dieser Artikel ist Teil des VICE Guides für Festivals, alle Texte findet ihr hier.
Ein verschrumpeltes Festivalzelt, klebrig von Bier- und Ravioliresten ist nicht unbedingt der Ort, an dem die meisten Leute ihr erstes Mal verbringen wollen. Man könnte sich dafür genauso gut in einen Nassen Duschvorhang einwickeln. Trotzdem passiert es immer wieder, dass Leute auf Festivals die wunderbare Welt der Sexualität entdecken, einfach weil an diesen Orten der Alkohol in Strömen fließt und nicht selten auch Drogen die Runde machen. Alle sind fröhlich und endlich ist man die störende Aufsicht der Eltern los. Die Pubertät verkriecht sich langsam wieder in das Erdloch, aus der sie kam und man hat Zeit, den Körper des Anderen zu entdecken. Wir haben Leute gefragt, wie es war, als sie ihre Jungfräulichkeit auf einem Festival verloren haben.
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Phillip – seine Freunde lagen in ihrem Zelt 20 Zentimeter entfernt und machten Witze
Ich habe meine Jungfräulichkeit auf dem Lowlands in den Niederlanden verloren. Ich hatte das Mädel schon vorher gedatet, wir hatten uns bei einem Konzert von The Tallest Man on Earth kennengelernt. Zum Lowlands kamen wir unabhängig voneinander mit unseren eigenen Freundeskreisen. Am Tag vor dem Festival hätten wir beinahe Sex gehabt, aber es klappte nicht, weil ich zu nervös war. Zum Festival habe ich nicht mal Kondome mitgenommen, weil ich dachte, ich würde dort niemals Sex haben. Natürlich bin ich schon in der ersten Nacht in ihrem Zelt gelandet. Es war so klein, dass wir darin nicht mal nebeneinander liegen konnten.
Meine Freunde lagen in ihren eigenen Zelten, circa 20 Zentimeter von uns entfernt und versuchten, uns dauernd mit ihren Witzen zu unterbrechen. “Hey Phillip, bekommst du ihn hoch?”, fragten sie. Nach einiger Zeit wurde es still, da einige eingeschlafen waren oder zumindest so taten. Das war der Moment in dem es passierte. Sie war oben. Es fühlte sich wirklich einmalig gut an. Es war ein merkwürdiges Gefühl, dass ich nie wieder so hatte. Ich mag Sex zwar immer noch total, aber es gibt definitiv keinen Aha-Effekt mehr dabei. Ich kam ziemlich schnell. Am gleichen Wochenende hatten wir wieder Sex. Um alles ein wenig romantischer zu machen, bat sie mich, mit ihr auf ein Konzert von Ben Howard zu gehen. Was soll ich sagen, es war schrecklich. Aber das war es auf jeden Fall wert! Wir trafen uns noch ungefähr drei weitere Monate, bis wir den Kontakt verloren haben, aber das war vollkommen okay.
Isabell – probierte beim ersten Mal alle Stellungen aus, die sie kannte
Mein erstes Mal war auf einem echt merkwürdigen Weltmusikfestival in Belgien. Ich war 15 Jahre alt und mein Vater brachte mich zum Festival. Es war so ein typisches Hippie-Event für New-Age-Typen – und ihre Kinder. Ich hing die ganze Zeit mit anderen jungen Leuten ab, die mit ihren Eltern da waren. Einer der Jungs war ungefähr zwanzig. Er war ziemlich cool. Ich hatte vor den anderen niemals erwähnt, dass ich 15 bin, weshalb sie mir immer wieder neues Bier mitbrachten. Das führte dazu, dass ich irgendwann komplett betrunken war. Wir verbrachten den ganzen Abend eng aneinandergeschmiegt, schwitzend und tanzend. Als wir zum Zeltplatz zurück liefen, verloren wir irgendwie den Weg. Natürlich war das super aufregend, weil es mitten in der Nacht war und so. Da schoss es mir in den Kopf: Jetzt ist der Moment!
Ich hatte schon seit einiger Zeit darüber nachgedacht, sexuell aktiv zu werden. Als wir dann endlich sein Zelt fanden, stellte es sich als ziemlich klein heraus. Einer seiner Kumpels bot an, das Zelt zu wechseln und uns das größere zu überlassen. Zum Schlafen kamen wir in dieser Nacht so gut wie gar nicht. Der Sex war wirklich gut und der Kerl hatte einiges an Erfahrung. Er wusste, was er tat. Nur war alles ziemlich heiß und verschwitzt und somit nicht unbedingt gemütlich. Ich glaube, es gab noch nicht einmal Matratzen im Zelt. Wo ich schon mal dabei war, probierte ich so ziemlich alles aus, Sachen wie Anal und so. Ich erinnere mich, dass er auf mir kam und es ziemlich klebrig und heiß war. Das fand ich nicht sonderlich gut. Trotzdem erinnere ich mich bis heute noch an diese Nacht.
Die Tage danach fühlte ich mich ein wenig verloren, weil ich niemanden hatte, mit dem ich meine Erfahrung teilen konnte. Smartphones waren noch nicht aktuell und ich hatte auch kein Interesse, mit meinem Vater ein ausgiebiges Gespräch über mein erstes Mal zu führen. Ich sah den Typen noch ein paar Mal nach unserer gemeinsamen Nacht, aber wir hielten nicht weiter Kontakt. Vor Kurzem habe ich gehört, dass er jetzt als Model arbeitet. Anscheinend hatte ich schon damals einen guten Geschmack.
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Erik – rutschte das Kondom mittendrin weg
Ich reiste mit ein paar Freunden durch Europa. Wir waren schon einige Wochen unterwegs und es wurde Zeit, dass ich wieder nach Hause fuhr. Einige meiner Freunde wollten länger bleiben und fanden einen Job in einem Hostel in Budapest. Ein paar Wochen später kam ich wieder zurück, um das Sziget-Festival zu besuchen. Ich kam ein paar Tage vor dem Festival an und schlief im Hostel. Meine Freunde organisierten Pub-Crawls und bei einer der Touren lernte ich ein Mädchen kennen. Es stellte sich heraus, dass sie in meinem Hostel wohnte, nur teilte sie ihr Zimmer mit einem Kerl, der eindeutig hinter ihr her war und mir die Möglichkeit nahm mit ihr in die Kiste zu springen. Einige Tage später traf ich sie auf dem Sziget wieder. Es war 5 Uhr morgens und meine Clique saß noch gemütlich zusammen, als mir bewusst wurde, dass dies der Moment war. Wir gingen in mein Zelt und hatten Sex. Es passierte alles so schnell und ich hatte nur ein Kondom bei mir. Es rutschte mittendrin ab. Also hörte ich auf, was sie wiederum dazu veranlasste, zu gehen. Am nächsten Tag sagte sie mir, sie habe die Pille danach genommen. Ich sah sie nie wieder. Ich hätte mir gewünscht, dass mein erstes Mal etwas Besonderes sein würde – nicht so wie das, was passiert ist. Eine ziemlich schlechte Erfahrung.
Daniel – weiß bis heute nicht genau wie sie aussah
Ich war auf dem Lowlands 2006 und zum ersten Mal überhaupt auf einem Festival. Zwei Tage vorher war ich 16 geworden und hatte vor, mal ein Wochenende genau das zu tun, was mir meine Eltern immer verboten hatten. Meine Kumpels und ich waren Anfänger, weshalb wir schon am Donnerstagmorgen anreisten. Als wir endlich unsere Zelte auf dem Campingplatz aufgebaut hatten, bemerkte ich, wie high ich von den ganzen Joints war, die wir über den Tag verteilt geraucht hatten. Der Nachmittag ging genauso weiter und irgendwann ging ich zurück zu meinem Zelt – entweder weil ich so extrem high war oder weil meine Kumpels totale Idioten waren. Ich denke eher Letzteres, weil (als ich so in meinem Zelt hockte und meinen Joint vor mich hin rauchte) einer der Kerle mit zwei Mädels in das Zelt kam, die ich davor noch nie gesehen hatte. Mir war es egal. Nach einiger Zeit verschwand er mit einem der Mädels und ließ mich mit dem anderen Mädchen zurück.
Ich erinnere mich, wie wir uns unterhielten und kurz darauf anfingen zu knutschen. Danach ging alles ziemlich schnell. Wir hatten relativ mittelmäßigen Sex auf einer Luftmatratze, die ungefähr im gleichen Zustand war wie mein Schwanz: nicht wirklich hart. Nach dem Sex verdrückte sie sich bald. Ich weiß bis heute nicht genau wie sie aussah, weil es schon dunkel war und ich sie nur in meinem Zelt gesehen hatte. Angeblich kam sie am nächsten Tag zurück, um zu sehen, wer ich bin, aber ich war nicht mehr da. Bestimmt habe ich irgendwo anders einen Joint geraucht. Ich habe keinen Kontakt mehr zu der Clique. Trotzdem denke ich mit einem Lächeln im Gesicht an dieses Abenteuer zurück, obwohl ich dem Typen, der die Mädels mitbrachte, nicht wirklich dankbar bin. Er kackte nämlich noch am gleichen Wochenende in mein Zelt.