Foto mit freundlicher Genehmigung von iStock/darak77
In den vergangenen zehn Jahren haben verschreibungspflichtige Medikamente das Schreckgespenst einer neuen Drogenepidemie heraufbeschworen. Laut einer Anfang des Jahres veröffentlichten Studie hat einer von vier amerikanischen Teenagern schon mindestens einmal missbräuchlich Medikamente eingenommen—ein Anstieg um 33 Prozent seit 2008—und Oxycontin steht ganz oben auf der Liste. Der Wirkstoff des Schmerzmittels, Oxycodon, verleiht den Nutzern ein ähnliches Hochgefühl wie Heroin und ist viel einfacher zu beschaffen als andere harte Drogen. Aber wie ist es überhaupt so bekannt geworden?
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Eine aktuelle, von Gesundheits-experten durchgeführte, kanadische Studie beantwortet diese Frage vielleicht zum Teil. Die Forscher stellten fest, dass die meisten medizinischen Fakultäten Kanadas fragwürdige Beziehungen zu Pharmakonzernen unterhalten—mehr als die Hälfte der 17 untersuchten Fakultäten „verfügen entweder über gar keine oder sehr freizügige Richtlinien“, wenn es um potenzielle Interessenkonflikte geht, wie etwa Lehrende, die Geschenke erhalten oder Beratungsverträge bei Pharmaunternehmen haben. Diese Ergebnisse haben den in Toronto lebenden Arzt Dr. Nav Persaud nicht sonderlich überrascht. Anfang des Jahres veröffentlichte Persaud im britischen Journal of Medical Ethics einen Artikel über das Verhältnis der University of Toronto zum Oxycontin-Hersteller Purdue Pharma, welches er während seiner Studienzeit erlebt hatte.
Persaud beschreibt darin eine Vorlesungsreihe über Schmerztherapie—für Studierende von 2002 bis 2010 eine Pflichtveranstaltung—in der jede Menge verzerrte Darstellungen und eklatante Unwahrheiten vermittelt wurden. So wurde Oxycodon beispielsweise als „schwaches Opioid“ und weniger wirksam als Morphium beschrieben, obwohl Letzteres die schwächere Substanz von beiden ist. Es schien ganz so, als wären die Medizinstudierenden an der University of Toronto unwissentlich dazu verpflichtet worden, Werbung für Oxy anzuschauen. Aufgrund der Kritik von Persaud gestaltete die Universität das Programm um, doch die Konsequenzen derartiger Interessenkonflikte sind mehr als deutlich. 2011 wurde Oxy in Kanada 1,6 Millionen Mal verschrieben, und in den USA brachte der Verkauf des Medikaments 2,8 Milliarden Dollar ein. Und obgleich die University of Toronto hier leichte Fortschritte gemacht hat, meint Adrienne Shnier, eine der Autorinnen von „Too Few, Too Weak“, dass diese Art des Fehlverhaltens anhält. „Kanadische Universitäten gestatten Lehrenden, von Interessenkonflikten geprägte Verbindungen zu unterhalten“, erklärt sie. „Jede einzelne Verbindung zu Pharmakonzernen kann zur Verbreitung falscher Informationen über Medikamente führen … Darüber hinaus gelten Beziehungen zu Pharmakonzernen unter Studierenden als prestigeträchtig, da niemand sie dazu anhält, diese Beziehungen zu hinterfragen …“