Kanye & Co.: Die Renaissance von House im HipHop

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Mitunter scheint es, als seien HipHop und House voneinander getrennte Genres. Es gibt Partys für die einen und Partys für die anderen. Man kommt sich nicht in die Quere. Dabei haben beide viel gemeinsam. Die Herangehensweise bei der Produktion von Beats den MPC anzuwerfen und die Samples durchzujagen, haben beide als Ursprung. Beide greifen dabei auf den Disco, Funk, Soul und Jazz der 1970er und 1980er zurück. Ebenso gibt es zahlreiche Jackin’ House Tracks, die HipHop sampeln. In Deutschland hat sich die vermeintliche Trennung von House und HipHop aufgelöst. Die Kölner Entourage um Retrogott, Hulk Hodn, Twit One und Damiano von Erckert hat einen regen Austausch mit der Money-Sex-Records-Crew gehabt. Daraus sind viele großartige House-Produktionen entstanden, die neben Jazz, Soul, Funk und Disco, auch HipHop sampeln

Weniger bekannt war bis vor kurzem der umgekehrte Weg: HipHop, der sich beim House bedient. Doch dank dem allgegenwärtigen Kanye West rückt diese Thematik wieder in den Fokus: Auf seinem neue Album, The Life of Pablo, hat er im Track „Fade“, der auch schon die Vorab-Single war, gleich drei Klassiker des US-House verarbeitet:

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Bei Monsieur West kommt das Main-Sample von Mr. Fingers bei 0:28, Hardrives bei 1:59 und Barbara Tucker bei 2:07 vor.

Über Kanyes House-Sampling ist schon vieles geschrieben worden. Weniger ist hingegen über andere HipHop-Produktionen bekannt, die Teile von klassischen Tracks aus dem Bereich House oder der elektronischen Musik allgemein verwenden. Wir haben uns die Mühe gemacht und die Untiefen der Sampling-Seite „WhoSampled“ durchforstet und eine Liste mit interessanten Samples zusammengestellt:

Ultra Nates „Free“ bei Nas

Dieser Track ist ebenfalls aus dem reichhaltigen Katalog von Strictly Rhythm. Neben Naté haben Lem Springsteen und John Ciafone an der Produktion mitgewirkt. „Free“ war die erste Single des Albums Situation: Critical (1997) und gehört zu den erfolgreichsten des Labels. Deutlich zu hören sind die Soul-, Disco- und Garage-Einflüsse.

Ja, Nas war früher besser. Zumindest erzählen das die selbsternannten HipHop-Experten immer. Ungefragt. In seinem 2009er Track „Film“ hat er jedenfalls „Free“ gesampelt. In diesem Fall lautet die Devise: lieber beim Original bleiben.

Sohos „Hot Music” bei Missy Elliott, Ghostface Killah, Cyhi Da Prynce und Common

Dieser Track ist 1990 erschienen und war einer der ersten Hits auf den Warehouse Parties in Chicago. Soho und Pal Joey sind Aliases von Joseph Longo III. Der Jazz Mix des Tracks wurde von mehreren bekannten Künstler gesampelt, auf sehr unterschiedliche Art und Weise.

Missy Elliott verwendet das signifikante Sample aus „Hot Music“ in einem Dance-Break von „I’m Really Hot“, das 2004 erschien.

Ghostface Killah, Mitglied des Wu-Tang Clans, gehört für einige zu den größten MCs aller Zeiten. Gefeiert wird er auch für seinen schnellen und lauten Flow. In dem Remix seines eigenen Tracks „Charlie Brown“ verwendet er das Piano-Sample von Soho durchgängig von Beginn an.

CyHi the Prynce ist den meisten vermutlich nicht unmittelbar bekannt. Er hat jedoch auf Kanye Wests 2010er Album My Beautiful Dark Twisted Fantasy mitgewirkt und zahlreiche Mixtapes veröffentlicht, zuletzt BHP II: NAACP, in dem es um die Geschichte der Schwarzen Bevölkerung in den USA geht. Gegenwärtig ist er auf Akons Label Konvict Muzik und Kanyes GOOD Music unter Vertrag. Auch verwendet den Piano-Loop, allerdings unterlegt er ihn mit Broken-Beat.

Common gehört zu den festen Größen des US-HipHop. JDilla hat für ihn Beats gemacht, es gibt keine größere Ehre. In der Live-Version von „Heat”, die auf der 2000 erschienene Single „The Light/Sixth Sense” erschienen ist, haut er bzw. sein DJ, bei Minute 2:06 Sohos Klassiker rein. Very Nice!

4 Heros „Give In“ bei madlib

4 Hero, das sind Mark „Marc Mac“ Clair und Dennis „Dego“ McFarlane. Dego gehört bis heute zu den einflussreichsten Künstlern des Broken Beats gehört, wie Alexander Nut feststellt: „Verglichen mit Drum’n’Bass oder Techno, die alle Leute weltweit bewegt haben, war Broken Beat eine ziemliche Nischenbewegung. Aber was die Frage betrifft, wie sehr Leute davon beeinflusst wurden, kann man sagen, dass Dego einen großen Einfluss für den Sound heutiger Musik hatte.“ Der hier gezeigte Track stammt von dem 2006er Album Play With The Changes.

Madlib gehört ebenfalls zu den Größen des amerikanischen HipHop und hat mit JDilla und MF DOOM zusammengearbeitet. In dem kurzen „Dill Withers Theme“ verwendet er das ab 4:29 Minuten auftauchende Sample von 4 Hero durchgängig.

Cybotrons „Clear” bei Missy Elliott

Cybotron, das sind Juan Atkins and Richard „3070“ Davis, Urgesteine des Detroit-Sounds. „Clear“ stammt von 1983 (!) und wurde etliche Male gesampelt, in verschiedenen Genres. Gleiches gilt auch für andere Songs von Cybotron.

Und wieder Missy Elliott. „Lose Control“ sampelt nicht nur die Vocals („Music makes you lose control“) aus dem HipHop-Klassiker „Body Work“ von Hot Streak, sondern auch die Synthie-Linie aus Cybotrons „Clear“.

Maya Jane Coles’ „What they say” bei Nicki Minaj, Drake & Lil Wayne

„What they say“ ist einer der jüngeren Klassiker der House-Musik. Der Track sampelt die Vocals aus „Feel The Same“ von Triple X und verbindet sie mit dem bekannten 90er Jahre Groove.

„Truffle Butter“ erschien auf Nicki Minajs Album The Pinkprint von 2014 als Bonustrack. Die Verwendung des Samples ist sehr simpel: man nehme den Signature Sound aus „What They Say“, pitche ihn etwas runter und fertig.

Jamie XX’ und Gil Scott Herons „I’ll Take Care Of You“ bei Drake feat. Rihanna

amie XX hat 2011 auf seinem Album „We’re New Here“ Gil Scott-Herons 2010 erschienene LP „I’m New Here“ geremixt. Die Platte enthält eine Cover-Version von „I’ll Take Care Of You“ von Brook Benton (erschienen 1959). Jamie Smith alias Jamie XX hat Herons Interpretation ein elektronisches Gewand gegeben.

Drake wiederum hat sich den Remix von Jamie XX genommen und daraus eine neue Version gemacht, bei der Rihanna hinzukommt. Die Nummer ist 2011 auf Drakes gleichnamigem Album erschienen.

The Nightcrawlers „Push The Feeling On (Dub Of Doom)“ bei Pitbull

Einer Anekdote zu Folge hat Marc Kinchen alias MK den Remix von „Push The Feeling On“ eine halbe Stunde bevor er in einen mehrwöchigen Urlaub geflogen ist, angefertigt. Als er wiederkam, war der Mix ein Hit und Kinchen überrascht. Mittlerweile wahrscheinlich eine der fünf Hymnen der 90er.

Pitbulll…Er hat dem MK-Remix den Groove genommen und eine Proll-Version von DMX mit einem Schuss Scooter angefertigt. Hoffentlich hat er zumindest für die Samples bezahlt.

Dieser Artikel ist zuerst auf THUMP erschienen.

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