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Statt seine Fans mit Musik zu begeistern, gab sich Kanye West am Samstagabend im kalifornischen Sacramento einer ausführlichen Wut-Tirade hin. Nachdem er verkündete, dass er ganz im Stil von Donald Trump heute kein Blatt vor den Mund nehmen würde, rechnete er mit allen von Jay-Z, Beyoncé, Hillary Clinton und Mark Zuckerberg über Radiosender und die Presse ab. Nach gerade mal 30 Minuten schmiss er dann das Mikrofon hin und verließ die Bühne.
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Seine Wutrede startete West, als er seinen Song „Famous” bereits in der ersten Strophe abbrach und sich direkt ans Publikum wandte. „Ihr alle wollt nicht noch einmal verlieren”, verkündete er. „Viele, die heute Abend hier sind, meinen, dass sie verloren haben. Und wisst ihr warum das so ist? Weil man euch belogen hat. Google hat euch belogen. Facebook hat euch belogen. Das Radio hat euch belogen.”
West redete sich immer weiter in Rage und kam auch auf die Präsidentschaft von Barack Obama zu sprechen. „Obama konnte die USA nicht groß machen, weil er nicht er selbst sein durfte. Schwarze waren Sklaven. Obama durfte nicht einfach das hier machen”, ruft West und streckt dabei eine Hand in die Luft und schreit wild, „und trotzdem noch gewinnen. Er musste perfekt sein. Aber indem man perfekt ist, kann man nicht immer was verändern, Bro.”
Schließlich wandte sich Kanye auch seinen Problemen mit Beyoncé zu:
„Beyoncé, das hat mich verletzt! Ich habe gehört, dass du gesagt hast, du würdest nur auftreten, wenn du ‘Video of the Year’ gegen mich und ‘Hotline Bling’ gewinnst. Ich denke —Moment, fangt nicht an, Beyoncé zu dissen, sie ist toll. Taylor Swift ist auch toll. Wir sind alle toll, wir sind alle gleichwertig. Aber manchmal lassen wir uns zu sehr von der Politik mitreißen und vergessen, wer wir wirklich sind, um zu gewinnen. Scheiß’ aufs Gewinnen! Scheiß drauf, cool zu wirken!”
Danach kam er auf Jay-Z zu sprechen und bestätigte damit Gerüchte über ihr angespanntes Verhältnis:
„Meine Aufgabe ist es, euch allen meine Wahrheiten zu verkünden—selbst, wenn ich damit mein Leben gefährde, selbst wenn ich damit meinen eigenen Erfolg, meine Karriere gefährde”, erklärte er weiter. „Meine Aufgabe ist es, euch allen meine Wahrheiten zu verkünden. Jay-Z, ruf’ mich an, bro! Du hast dich immer noch nicht gemeldet! Jay-Z, ruf’ mich an! Jay-Z, ich weiß, dass du Killer hast, bitte hetz’ sie nicht auf mich. Ruf’ mich einfach nur an! Lass uns von Mann zu Mann reden!”
West bediente sich auch Trumps Wahlslogan „Make America great again”, um seine Aussagen zu unterstreichen. „Ich versuche nicht, euch etwas vorzuschreiben. Ich bin einfach nur ein normaler Mensch, genau wie ihr auch”, sagte er. „Ich bin weder besser noch schlechter als irgendeiner von euch. Wir sind alle gleich. Das ist die richtige Einstellung, Bro. Das ist die Zukunft. Mit dieser Einstellung können wir Amerika wieder groß machen.”
West, der 2015 für Hillary Clintons Kampagne 2.700 Dollar und 2014 für die Demokratische Partei sogar 15.000 Dollar spendete, nahm auch zu der Präsidentschaftskandidatin Clinton Stellung, nachdem er die Rufe aus dem Publikum hörte: „Euch gefällt das nicht. Aber wisst ihr was? Es hat mich verletzt. Gefühle sind wichtig. Die Art, wie einige Motherfucker Geld über alles andere setzen. Beliebtheit. Wie oft sie im Radio gespielt werden. Gefühle sind wichtig, Bro. Es ist eine neue Welt, Hillary Clinton. Es ist eine neue Welt. Gefühle sind wichtig. Und weißt du, warum? Jeder in Zentralamerika hat etwas gefühlt, und sie haben dir gezeigt, wie sie sich fühlen […] Es ist eine neue Welt, Barack. Es ist eine neue Welt, Jay-Z. Hey, hetz’ keine Killer auf mich, Bro, wir sind hier nicht im Malcolm-X-Film. Wir können an diesem Moment wachsen. Lasst ‘Ye einfach ‘Ye sein.”
„Leute, ich sage das alles nicht, nur damit es mir selbst besser geht”, fuhr West fort, „denn für mein eigenes Wohlergehen ist es nicht gerade schlau, euch all das zu sagen […] Wenn ihr weiterhin nach veralteten Vorstellungen lebt, wird es euch genauso ergehen wie Hillary Clinton.”
Zum Abschluss seiner Wutrede wandte sich West direkt an die Medien:
„Es gibt ein Richard-Pryor-Interview, das könnt ihr euch anschauen, über Leute, die an die Macht gelangen, aber rein gar nichts verändern. Sie werden einfach nur Teil des Systems. Genau das passiert auch mit Musikern, weil sie Angst haben. Ich habe keine Angst. Ich bin hier, um Dinge zu verändern. Aber Dinge ändern sich erst, wenn Leute ihre eigene Verlogenheit eingestehen. Ich bin hier, um etwas zu verändern. Ich habe eine Vision, Bro. Damit bin ich gesegnet. Mit meiner Vision. Ich drücke mich nicht immer perfekt aus. Ich sage es so, wie ich es fühle. Ihr von der Presse, macht euch bereit, eure passiv-aggressiven, rassistischen Kommentare, zu schreiben, wie bei LeBron James. Rassistische Kommentare wie zu meiner vierten Staffel. Macht euch bereit, denn heute ist euer großer Tag, Presse. Macht euch bereit. Macht euch bereit. Denn diese Show ist zu Ende.”
Diese Ansprache hielt West nur zwei Tage, nachdem er mit der Bekanntmachung in den Schlagzeilen landete, er habe bei der US-Wahl zwar nicht gewählt, hätte ansonsten aber Donald Trump seine Stimme gegeben.
In diesem Video könnt ihr euch seine ganze Wutrede anschauen: