Aus der Crown and Scepter Issue
Im September hat Guam den Chemical Castration for Sex Offenders Act verabschiedet. Das Gesetz beginnt ein vierjähriges Pilotprogramm, das männlichen Sexualstraftätern eine regelmäßige, die Libido reduzierende chemische Kastration im Austausch für Entlassung auf Bewährung vorschreibt. Infrage kommende Straftäter müssen für die Behandlung, die viele Nebenwirkungen mit sich bringen kann, selbst bezahlen.
Videos by VICE
Dass ein Territorium der USA Dutzende Bürger chemisch kastriert (selbst wenn diese Sexualverbrecher sind), klingt barbarisch. Doch nachdem Kalifornien die Praktik 1996 wieder einführte, griffen acht weitere US-Staaten zu Antiandrogenen. Allerdings setzen diese sie sparsamer ein, als Guam es tun wird.
Chemische Kastration mag vielerorts akzeptiert sein, doch das bedeutet nicht, dass sich damit auch erfolgreich Sexualverbrechen verhindern lassen. Guamische Befürworter verweisen auf europäische Daten und sagen, dieses Vorgehen werde die Rückfälligkeitsrate erheblich senken. Der Großteil dieser Daten stammt jedoch aus freiwilligen Programmen, die oft mit Therapie verbunden werden, anders als in Guam.
Die Unterstützer des Gesetzes ignorieren außerdem Kritiker aus dem Senat, die betonen, Mediziner würden Antiandrogene nur bei Sexualverbrechern empfehlen, deren Taten im Zusammenhang mit der Libido und nicht etwa mit genereller Gewalttätigkeit oder Drogen stünden.
„Das hier ist ein wenig, als würden Politiker ohne Zulassung Medizin praktizieren”, sagte Dr. Frank Berlin. Als Pionier der Antiandrogenbehandlung meint Berlin, man sollte diese Mittel solchen, die es nehmen wollen und bei denen es wirkt, leichter zugänglich machen. Undifferenzierte Programme wie das in Guam lehnt er jedoch ab, denn in diesen sieht Berlin eher eine demonstrative Reaktion auf die Vergewaltigungsstatistik (laut FBI-Daten von 2013 hat Guam nach Alaska die höchste Vergewaltigungsrate der USA).
Kritiker hoffen, eine Klage oder eine interne Untersuchung könne das guamische Programm aufhalten, doch der Mangel an Fürsprechern lässt auch das zweifelhaft erscheinen.