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Wirres Deutschland

Kathrin Oertels Entschuldigung an die Muslime ist so aufgesetzt wie ihre Augenbrauen

Kathrin Oertel tut leid, dass sie gegen Muslime gehetzt hat. Aber gegen wen hetzt sie denn nun als Nächstes?
Foto: Imago/epd

Kathrin Oertel war im inneren Kreis von Pegida und war eine Zeit lang sowas wie die Stimme dieser Bewegung. Sie trat nicht nur in Dresden auf, sondern durfte auch bei Jauch erklären, was falsch läuft in diesem „Volk". Dann kam Hitlergate und nachdem Lutz Bachmann sich nicht wie versprochen aus der Organisation zurückzog, trennte sich Oertel im Streit, um eine neue Gruppe namens „Direkte Demokratie für Europa" zu gründen und sich wenig später auch hier zu distanzieren.

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Aber es ist noch lange nicht Schluss. Kathrin Oertel goes Querfront. Schon Anfang April trat sie bei einer Veranstaltung von Compact auf und diskutierte mit Jürgen Elsässer über die Zukunft von Pegida. Zwischenzeitlich trat sie auch bei Endgame auf, eine der zahlreichen Veranstaltungen, die sich aus der unangenehmen Melange aus Friedensdemoabspaltungen und Pegida-Sympathisanten gebildet hat.

Wirft man einen Blick auf Oertels Facebook-Seite, kann man erkennen, wie endlich zusammenkommt, was zusammengehört: Pegida, Pegada, Endgame und Montagsquerfront. Oertel kritisiert den Auftritt von Geert Wilders bei Pegida in Dresden, indem sie ein Video einer Hart aber Fair-Sendung postet, bei der Michel Friedmann zu Gast war. Sie stört offensichtlich, dass Wilders Israel als „Leuchtfeuer der Weisheit, umgeben von islamischer Dunkelheit" bezeichnet hat. Und dann wird es richtig nett im Kommentarbereich ihrer Facebook-Seite: Jemand benutzt das Wort Israel ausschließlich in Anführungszeichen, Friedmann, „dem alten Juden", wird nahegelegt „nach Israel abzuhauen", die „Vernichtung" Israels wird vorhergesagt (danach wird übrigens Weltfrieden einkehren) und jemand verstrickt sich in Theorien über die genetische Herkunft von Juden, im Gegensatz zu Israelis, im Gegensatz zu Zionisten.

An anderer Stelle postet Oertel ein Video von Andreas Popp, einer Schlüsselfigur der Montagsmahnwachen, dessen Plan-B, ein eigenes Wirtschaftssystem, auf Gottfried Feder zurückgeht, den Architekten des NS-Wirtschaft. Im Video geht es um die Frage, was uns denn jetzt eigentlich droht, die Islamisierung oder die Amerikanisierung (ist ja auch schwer, auf dem Laufenden zu bleiben, wovor man gerade Angst haben muss). Ein gefundenes Fressen für das Kommentariats-Proletariat: Einer vergleicht Flüchtlinge mit den Europäern, die die amerikanischen Ureinwohner ausgerottet haben, einer weiß, dass „die Moslems" wissen, dass der Westen in Dekadenz untergeht, und deswegen nur auf ihre Chance warten, einem Dritten ist es eh egal, ob „in 30-50 Jahren die arabische oder zionistische Flagge über Berlin weht", weil Chemtrails und Monolandwirtschaft. Und dann ist da noch der Typ, der sagt, dass der Koran genauso ist wie Mein Kampf.

Und dann veröffentlicht Oertel gestern ein neues Video, sie (in einem Auto sitzend, mit einem Rollkragenpullover mit absurd großem Rollkragen) spricht über eine Verbindung zwischen Pegida (und Abspaltungen) und Friedensdemos (und Abspaltungen), weil am Ende wollen doch eigentlich alle das Gleiche: Frieden (ob Israel dabei auf der Landkarte bleibt oder ein paar Schwule dran glauben müssen, ist ja zweitrangig). Sie zitiert Lars Mährholz und spricht immer wieder übers „Volk". Und um sich dann in der Szene der in Sachen Pegida unentschlossenen Montagsdemonstranten endgültig Freunde zu machen, entschuldigt sie sich bei den Muslimen. Herzallerliebst. Davon mal abgesehen, dass Oertel in der Öffentlichkeit immer sehr genau darauf geachtet hat, bei Anschuldigungen gegenüber dem Islam und Muslimen immer im Vagen zu bleiben, und ihren Anhängern die Interpretation überlassen hat, passt diese neue pro-muslimische Haltung sehr gut zu ihrer neuen Heimat, den Montagsmahnwachen. Denn im Gegensatz zu Pegida, wo man den Islam hasst, hasst man bei den Montagsmahnwachen gerne Israel und den Zionismus. Immerhin Hass bleibt in Kathrin Oertels Oeuvre also eine Konstante.

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