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Thomas Edison hat Elektrizität an Tieren getestet

Der brillanteste Erfinder der Geschichte hatte zwar kein Patent auf die Idiotie, dennoch hat er bahnbrechende Errungenschaften auf diesem Gebiet gemacht.
Photo via Wikimedia Commons

Die meisten Menschen wissen über Thomas Edison nur, dass er die Glühbirne erfunden hat—und das ist vollkommen in Ordnung! Zu seinen geistigen Schöpfungen gehören aber auch noch ganz andere Dinge: Unter seinen 1.093 Patenten findet sich unter anderem der Phonograph, eine frühe Methode, um Obst vakuumdicht zu verpacken, sowie eine gruselige Puppe, die entweder hoch kreischen oder mit Edisons tiefer, männlicher Stimme sprechen konnte. Laut dem Historiker Maury Klein war Edison „wahrscheinlich der brillanteste amerikanische Erfinder aller Zeiten." Im selben Atemzug merkt Klein jedoch auch an, dass es „vorkam, dass er außergewöhnliche Fehlentscheidungen traf", was—gelinde gesagt—ziemlich untertrieben ist: In Wirklichkeit nämlich war Edison ein ruchloser Geschäftsmann, der die Beziehungen zu seiner Familie, das Wohlergehen zahlreicher Künstler und das Leben unzähliger Tiere für seinen Versuch, den Wettbewerb zu dominieren, opferte.

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Geboren wurde Thomas Alva Edison 1847 in Ohio und entwickelte schon früh einen ausgeprägten Unternehmergeist. Nachdem er aufgrund seiner Hyperaktivität aus der Schule geworfen worden war, begann er Süßigkeiten und Zeitungen in Zügen zu verkaufen und führte chemische Experimente in einem Waggon durch. (Da er die Chemikalien in einem Schließfach im Zug aufbewahrte, lässt sich mindestens ein Brand in einem Zug auf ihn zurückführen.) Da ihm die formelle Schulbildung fehlte, wurde der Schulabbrecher schnell zu einer Art Kapuzenpulli tragendem Programmierer des 19. Jahrhunderts. Seinen ersten Erfolg konnte er mit 22 Jahren verzeichnen, als er 1869 rund 35.000 Euro mit der Verbesserung des Börsentickers verdiente.

War Edison heiß? Foto: Levin C. Handy | Wikimedia Commons | public domain

Danach gründete Edison ein Labor und veranstaltete ein wahre Erfindungsorgie. Dennoch sind viele Leute in verschiedenen Foren der Meinung, dass er für sein Dasein als findiger Geschäftsmann und Manager mehr Anerkennung verdient hätte, als für sein Können als Wissenschaftler. Seine bekanntesten wie auch zweifelhaftesten Bemühungen, die Weltherrschaft an sich zu reißen, begannen in den 1880er-Jahren und sollten viele Jahre andauern: Der „Stromkrieg" wie der langwierige Kampf zwischen Edison und dem Industriellen Goerge Westinghouse auch genannt wird, drehte sich um die Frage, wer die Kontrolle über das amerikanische Stromnetz erlangen sollte. Auf der einen Seite gab es da Edison, der 1879 die Glühbirne erfunden hatte, die mithilfe eines von ihm gestalteten Gleichstromnetzes betrieben wurde. Edison war sich bewusst, dass ihm der Aufbau eines Gleichstromnetzes zu königlichem Ruhm verhelfen würde, während andere Elektrizität aus Wasserkraft nutzten, um ganze Städte mit Strom zu versorgen. Trotzdem befürchtete er, dass das Gleichstromsystem an seine Grenzen stoßen könnte, vor allem weil sein System über weite Strecken viel Energie verlor. Westinghouse auf der anderen Seite glaubte an ein anderes System: das Wechselstromsystem, das der junge serbische Ingenieur Nikola Tesla ursprünglich für Edison entwickelt hatte. (Edison hatte Tesla gesagt, dass seine Bemühungen zwar nett seien, aber vollkommen unpraktisch, und hat ihn wieder weggeschickt.)

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Als Westinghouse begann, seine Wechselstromgeneratoren landesweit zu verkaufen, bekam Edison Panik und initiierte gemeinsam mit dem Smithsonian-Magazin „unglaublich politische und rechtliche Vermarktungsaktivitäten", um Westinghouse zu „ruinieren." Teil dieser Marketingaktivitäten waren Edisons Live-Vorführungen, bei denen er streunende Hunde, Pferde und Kühe mithilfe von Wechselstrom tötete, um zu zeigen, dass der Strom seines Rivalen viel zu gefährlich war für die öffentliche Nutzung.

Heutzutage nutzen wir fast ausschließlich Wechselstrom, was bedeutet, dass Edison vollkommen falsch lag. Doch seine Hybris hat ihn ziemlich weit gebracht. Einige seiner Biographen sagen, dass Edison wahrscheinlich wirklich davon überzeugt war, dass Wechselstrom eine Gefahr für die Gesellschaft darstellen könnte—was für eine gutherziger Mann! Trotzdem stößt sich kaum jemand an der Tatsache, dass er für seine zurechtgebogenen Überzeugungen (beziehungsweise seinen Größenwahn) zahlreiche Lebewesen umgebracht hat. Gegen Ende des Jahrhunderts hat Edison heimlich die Entwicklung des weltweit ersten elektrischen Stuhls finanziert, nachdem Westinghouse sich geweigert hatte, der Firma seine Generatoren zur Verfügung zu stellen. Edison selbst war zwar gegen die Todesstrafe, aber er wollte um jeden Preis beweisen, dass der Strom seines Erzfeindes tödlich war. William Kemmler, der erste verurteilte Mörder, der auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet wurde, musste auf die harte Tour lernen, dass Edison kein wahnsinnig guter Mensch war: Es waren zwei Versuche nötig und dauerte mehrere Minuten, um Kemmler hinzurichten. Sein qualvoller Todeskampf und der Geruch seines verbrannten Fleischs führten dazu, dass die Zuschauer aus dem Raum flohen.

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Am 4. Januar 1903 gipfelte der Stromkrieg in der spektakulären Hinrichtung des Elefanten Topsy aus dem Luna Park Zoo, der zuvor drei Menschen getötet hatte (darunter auch seinen Trainer, der versucht hatte, ihm eine brennende Zigarette zu füttern) und deshalb als zu gefährlich für die Menschheit eingestuft wurde. Das traurige Video von Topsys Hinrichtung bietet einen schönen Einblick in Edisons Lieblingsmedium: den Film. Während Edisons Fehleinschätzung in Bezug auf den Stromkrieg wohl sein berühmtester Griff ins Klo war, hat er sich beim dem Versuch, das Monopol über die Filmindustrie an sich zu reißen, als ähnlich unnachgiebig erwiesen. Laut einer Episode der Cinefix-Serie Film School'd hat Edison Raubkopien von Negativen zahlreicher einheimischer und internationaler Filme angefertigt und anschließend seinen eigenen Namen darunter gesetzt, um Profit zu machen. Er trieb das Ganze so weit, dass er eine Treuhandgesellschaft gründete, für die er einige Männer angeheuerte, um zu verhindern, dass irgendwo auch nur eine einzige Kamera lief, ohne dass Edison daran verdiente. Angeblich haben sie sogar in laufende Kameras Edison-fremder Produktionen geschossen, um ihre Interessen durchzusetzen.

Zu allem Überfluss war Edison ein schwer zufriedenzustellender Vater und ein nachlässiger Ehemann. Als seine Söhne versuchten, in seine technologischen Fußstapfen zu treten, mussten sie sich von dem alten Edison für jeden einzelnen Fehler harsche Kritik anhören. Thomas Senior nannte Thomas Junior einmal „absolut ungebildet—in der Wissenschaft und auch sonst." Wie viele große Männer der Geschichte, war auch Edison immer im Labor und vergaß häufig Jahrestage oder Geburtstage. Und obwohl sein Sohn William in Yale studiert, im zweiten Weltkrieg gedient und neuere Versionen der Zündkerze erfunden hat, sagte Edison ihm immer wieder, dass er der Grund sei, warum er „vor Scham errötete."