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geschichte

Albert Einstein: mathematisches Genie und Frauenfeind

Klar, er hat unseren Blick auf das Universum verändert. Einstein war allerdings auch dafür bekannt, seine Frauen und Kinder wie Dreck zu behandeln.
Portrait of Einstein in 1935. Photo via Wikipedia

Laut Walter Isaacson, dessen Biografie über Albert Einstein (Einstein: His Life and Universe) 2007 erschien, ist es lohnenswert, sich mit dem Leben des berühmten Physikers und Nobelpreisträgers zu beschäftigen, weil es „unsere kindliche Fähigkeit zu staunen erhält." Der Mann, der sich in seiner Jugend selbst einen „tapferen Schwaben" nannte, hat unser Verständnis vom Universum grundlegend verändert.

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Außerdem war seine Leidenschaft für Physik so groß, dass sein Gesicht und seine verrückte Frisur zum Symbol dafür wurden, dass man nur hart genug arbeiten muss, um sein volles Potenzial zu entfalten. Aus diesem Grund hängt sein Poster heutzutage auch als Inspiration in vielen Klassenzimmern dieser Welt. (Ganz nebenbei: Ein weitverbreitetes Gerücht über Einstein ist, dass er in der Schule in Mathe durchgefallen wäre. Ist er aber nicht.)

Der deutschstämmige Wissenschaftler ist aber trotzdem nicht das beste Vorbild für die heutigen jungen MINT-Studenten—es sei denn, sie wollen sprunghafte, frauenfeindliche Schürzenjäger werden.

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Einsteins berühmteste Errungenschaft auf dem Gebiet der Physik ist die Relativitätstheorie, deren Entdeckung acht Jahre gedauert hat: Energie gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat. Seine Errungenschaften auf dem Gebiet von „Wie behandle ich meine Frau so scheiße wie möglich" wurden dagegen erst bekannt, als 1996 einige seiner Briefen versteigert wurden. Zu seinen Glanzleistungen zählte unter anderem, dass er seiner ersten Frau Mileva Maric, eine Liste geschrieben hat, auf der er ihre „Fehler" aufgezählt hat. (Einstein und Maric haben sich während des gemeinsamen Lehramtsstudiums an der Technischen Hochschule in Zürich kennengelernt. Maric war die einzige Frau in ihrem Jahrgang.) Während Einstein damit scheinbar versuchen wollte, den Kindern zuliebe ihre scheiternde Ehe zu retten, liest sich die Liste, die in Einstein: His Life and Universe veröffentlicht wurde, eher wie eine Drohung.

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Er fordert unter anderem, dass Maric „sicherstellt", dass Einstein immer saubere Kleidung hat und regelmäßig drei Mahlzeiten in sein Arbeitszimmer geliefert bekommt, welches sie selbstverständlich ebenfalls sauber halten sollte. Außerdem sollte sie „versprechen, [sein] Ansehen vor den Kindern nicht zu schmälern—weder durch Worte, noch durch ihr Verhalten." Was Maric im Gegenzug erwarten durfte, hat er in einem eigenen Abschnitt des Dokuments festgehalten, in dem es im Großen und Ganzen darum geht, dass sie „auf jeden persönlichen Kontakt zu [Einstein] verzichten soll, wenn es aus sozialen Gründen nicht zwingend notwendig ist." Darin steht unter anderem, dass Maric davon Abstand nehmen sollte, „zu Hause mit ihm herumzusitzen", „gemeinsam auszugehen oder zu verreisen" und sie sollte „keine Intimitäten erwarten". Sie sollte außerdem aufhören, mit Einstein zu sprechen und auf seine Anwesenheit verzichten, wenn er es verlangte.

Einstein mit seiner ersten Frau Mileva Maric. Foto: Unbekannt | Wikimedia Commons | Public Domain

Einstein war schlichtweg gemein und weder seine Familie noch seine Freunde konnten seine unberechenbaren Launen vorhersehen. (Er konnte aber auch sehr liebevoll sein, vor allem zu Beginn seiner Beziehungen oder wenn er sich wirklich Mühe gab.) Das ist eine Eigenschaft, die Bewunderer—wie der britische Philosoph Bertrand Russell, der in den 20ern ein Buch über die Entdeckung der Relativitätstheorie geschrieben hat—als eine Art erhabenen Beweis für sein verbohrtes Einzelgängerdasein betrachten, welches zu seinem Genie beigetragen haben soll. „Persönliche Belange hat er in die Ecken und Winkel seines Lebens verbannt", wird Russel in Das geheime Leben des Albert Einstein von Roger Highfield und Paul Carter zitiert. Zugegeben, als Einstein 1921 den Nobelpreis in Physik gewonnen hat, hat er das Preisgeld seiner Ex-Frau Maric gegeben, um für die beiden gemeinsamen Söhne zu sorgen—das ist tatsächlich „ehrenhaft". Man muss aber auch sagen, dass er seinen jüngeren Sohn Eduard—von dem gesagt wurde, dass er Einsteins Genie geerbt hätte, dieses aber in der Kunst auslebte—kein einziges Mal besucht hat, als dieser in eine psychiatrische Klinik in der Schweiz eingeliefert wurde. Einstein kam mit Eduards Schizophrenie nicht klar. Eduard starb letztendlich „in elenden Verhältnissen."

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Natürlich müssen wir Einstein auch zugutehalten, dass er seinen Söhnen über Brief mit ihren Geometriehausaufgaben geholfen hat, bevor die Beziehung zu ihnen schließlich zerbrach. Doch es gibt trotzdem keinen Zweifel daran, dass er ein unverbesserlicher Schürzenjäger war. Die langwierige Trennung von Maric—die am Ende einen Nervenzusammenbruch hatte—war nämlich letztlich zum Teil auch die Folge von Einsteins Affäre mit seiner Cousine Elsa Einstein Löwenthal, welche er später heiratete. Am Anfang schrieb er Löwenthal unzählige Briefe, in denen er sich nach ihrer Gegenwart sehnte und gleichzeitig über Maric lästerte, die er eine Frau „von ungewöhnlicher Hässlichkeit" und „eine Angestellte, die ich nicht feuern kann" nannte. Trotzdem wurde auch die einstmals so heiß geliebte Elsa irgendwann zu einer bedauerlichen Bürde und nicht mehr als Einsteins Sekretärin. Laut Highfield und Carter zeigte er „eine völlige Missachtung gegenüber ihren Gefühlen" und hatte mehrere Affären mit jüngeren Frauen.

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Doch auf gewisse Weise hat Isaacson mit seiner Behauptung recht: Es ist lohnenswert, Einsteins Biografie zu studieren, weil es uns hilft zu erkennen, wie jemand seine „kindliche Fähigkeit" zu staunen mit einem schlechten Charakter zunichte machen kann. In einigen seiner Briefe und anderen Dokumenten hat Einstein sein Ego und seine Gefühle oft geleugnet, was—wie Highfield und Carter sagen—angeblich die Tatsache widerlegen soll, dass er sich ernsthaft an der Unterdrückung anderer beteiligt hat. „Ich habe den Eindruck", schreibt C. P. Snow, „dass ein Mann ein ziemlich starken Charakter haben muss, wenn er die Notwendigkeit sieht, diesen komplett zu unterdrücken." Am Ende seines Lebens scheint er das aber nicht mehr für ganz so notwendig gehalten zu haben. In einem Brief an einen alten Kindheitsfreund schrieb das weltbekannte Genie über sich selbst, er sei „der siegreiche Überlebende der Nazizeit und zweier Ehefrauen."

Vielleicht lag das daran, dass er anscheinend mindestens eine der beiden geschlagen hat.


Foto: Underwood and Underwood, New York | Wikimedia Commons | Public Domain