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Irgendetwas lässt die Erde unter Sibirien seltsam blubbern

Die mysteriösen geologischen Anomalien Sibiriens, Teil 3.
GIF: YouTube/Siberian Times

Die Tundra Nordsibiriens wird allmählich zum Hotspot mysteriöser geologischer Phänomene. In den vergangenen Jahren sind durch unterirdische Methan-Explosionen bereits riesige Krater aus dem Permafrost-Boden entstanden, und erst im Juni haben Forscher Details über einen monströsen Abgrund öffentlich gemacht, der sich in der Republik Sacha aufgetan hat. Seine Maße sind so überwältigend, dass die Bewohner der Gegend ihn als „Tor zur Unterwelt" bezeichnen.

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Jetzt ist die Tundra auf Sibiriens abgelegener Insel Bely zum Schauplatz einer neuen geologischen Anomalie geworden: Unmittelbar unter der Erdoberfläche sind unheimliche, wogende, unterirdische Blasen aufgetaucht.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Video der Siberian Times untersuchen die beiden Geologen Alexander Sokolov und Dorothee Ehrich eine scheinbar ganz normale Grasfläche, die jedoch tatsächlich eher die Oberfläche einer gigantischen, versteckten Blase zu sein scheint, die mit einer undefinierbaren Substanz gefüllt ist. Ähnlich eines Trampolins gibt die unterirdische Blase unter dem Druck von Sokolovs Fuß nach. Laut dem russischen Wissenschaftler wurden auf der Insel bisher 15 solcher blasenförmigen Stellen entdeckt.

Die Forscher, die das das eigenartige Naturschauspiel in einem Video festgehalten haben, berichteten, dass sowohl Kohlendioxid als auch Methangas aus der Blase herausströmte, als sie sie durchstochen haben. Es ist noch immer nicht genau geklärt, wie und warum diese Gasblasen ursprünglich entstanden sind. Eine mögliche Begründung könnte aber sein, dass das Permafrost durch eine ungewöhnliche Hitzewelle auftaut, wodurch im Boden eingeschlossenes Methangas freigesetzt wird.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Methangas für die wilden Anomalien der sibirischen Landschaft verantwortlich gemacht wird. Geologen vermuten, dass die riesigen Krater und Erdfälle ebenfalls aufgrund des Gases entstanden sind, als vorher gefrorene Kältesteppen plötzlich aufzutauen begannen. Zahlreiche Wissenschaftler

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befürchten

, dass ähnliche Emissionen von Methangas in der Arktis zu einer zusätzlichen Erderwärmung beitragen könnten. In einer Studie wurde geschätzt, dass bis 2100 etwa

205 Milliarden Tonnen

Kohlenstoffemissionen aus dem Permafrost entweichen werden, wenn der Klimawandel sich weiter verschlimmert.

Die Insel Bely liegt im Karasee, der zum Nordpolarmeer gehört, und ist ein beliebtes Ziel von Wissenschaftlern, die untersuchen wollen, wie der Klimawandel sich auf die nördlichen Ökosysteme auswirkt. In der Region leben auch viele Eisbären, die vor kurzem von russischen Biologen mit Satellitenhalsbändern ausgestattet wurden, mit denen ihre Wanderbewegungen verfolgt werden können.

Laut Sokolov ist es dieses Jahr auf der Insel ungewöhnlich warm gewesen, wodurch ganze Gruppen hungriger Eisbären auf Nahrungssuche an Land gekommen sind. Auch im Norden Sibiriens zeigt sich scheinbar die ganze Palette der Konsequenzen, die der Klimwandel unseren Ökosystemen beschert.