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Das coolste aller Brettspiele gibt es jetzt endlich auch online

Falls deine Freunde heute Abend keine Zeit haben, die Würfel zu werfen, kannst du auch einfach ne Runde auf Steam zocken.
Bild: Playdek

Von all den Brettspielen der letzten Jahre, die um den Titel des coolsten Brettspiels aller Zeiten konkurrieren—die Siedler von Catan, Zug um Zug, Pandemie—überragt eine fast schon mythische Ikone aus Pappe und Würfeln alle anderen. Es geht natürlich um Gleichgewicht des Schreckens, das mit seinen komplexen Spielregeln, der potentiell epischen Spieldauer und den strategisch anspruchsvollen Spielzügen als Gigant unter den Brettspielen bekannt ist. Am Mittwoch, den 13.4., wurde dem Spiel nun mit der Veröffentlichung einer Version für PCs und Mac auf der Gaming-Plattform Steam neues Leben eingehaucht.

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Das Zwei-Spieler-Spiel

Gleichgewicht des Schreckens

wurde erstmals 2005 herausgegeben und macht die Spieler zu eisernen Gegnern, die entweder die USA oder die Sowjetunion in einem erbitterten Wettrüsten um die irdische Weltmacht und die Eroberung des Alls anführen. Die Spieler kämpfen um die Kontrolle aller irdischen Länder und sammeln wertvolle Punkte, indem sie so viele Gebiete wie möglich durch imperialistische Einflussnahme oder Staatsstreiche besetzen. Das besondere strategische Element des Games liegt dabei darin, dass Karten gespielt werden, die historische kapitalistische und kommunistische Ereignisse darstellen—beispielsweise eine Karte mit der „

tear down this wall

"-Rede von Reagan oder mit der Kubanischen Revolution. Mit diesen Karten gestalten die Spieler die Spielwelt dann je nachdem, wie effektiv sie die Schachzüge ihres Gegenübers entschärfen können, neu.

Die Online-Version löst auch das größte Problem des Brettspiels—die Spielpartnersuche

Doch selbst diese kurze Beschreibung wird dem unglaublich komplexen, preisgekrönten Spiel nicht wirklich gerecht. Denn die besondere Herausforderung liegt auch darin, dass die Spieler versuchen müssen, jeden gegnerischen Spielzug vorherzusehen, um auf die zahlreichen Auswirkungen so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Und ganz wie im echten Kalten Krieg verwickeln sich die Spieler dadurch Zug um Zug in Krisen, Paranoia und Nuklearschlags-Drohungen.

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Es ist diese Komplexität, die dafür gesorgt hat, dass das Spiel sich fünf Jahre lang auf der Spitzenposition der BoardGameGeek Liste halten konnte, die über 80.000 Brettspiele umfasst. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Evergreen Gleichgewicht des Schreckens schon bald wieder seine ursprüngliche Position zurückerobern wird, die ihm Anfang des Jahres von dem neuen Pandemic Legacy entrissen wurde (Pandemic ist trotzdem ein unglaublich tolles Spiel).

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Es war sicherlich nicht einfach, ein derart komplexes Spiel auf ein Computerspiel zu übertragen. Die Herausgeber GMT Games hatten sich dieser Herausforderung schon mal gestellt—und mussten das Projekt „nach einem langen und komplizierten Entwicklungsprozess" 2014 dann doch abblasen. Die aktuelle Version, die von Playdek entwickelt wurde, konnte dank einer Kampagne der Crowdfunding-Seite Kickstarter umgesetzt werden—die dem Projekt im Juni 2014 die nötige finanzielle Unterstützung widmete. Innerhalb nur eines Monats konnten auf diesem Weg statt der benötigten 50.000 Dollar stattliche 391.047 Dollar gesammelt werden.

Die digitale Version bleibt dem Original treu, hat eine übersichtliche Benutzeroberfläche und Übergänge zwischen den Spielzügen. Sie löst auch das größte Problem des Brettspiels—die Spielpartnersuche. Es ist wahrlich nicht einfach, einen Freund dazu zu kriegen, sich mal eben die seitenlangen Spiel- und Strategieregeln reinzuziehen um dann den Kampf der Taktiken beginnen lassen, der auch locker mal sechs Stunden dauern kann. Wegen der ausgedehnten Spieldauer kann es einem selbst in Kreisen Gleichgesinnter während eines Spieleabends passieren, dass man alleine mit seinem Spielbrett dasteht. Daher ist die Online-Version, die ein Mehrspieler-Spiel ermöglicht, genau die richtige Lösung für nach Gesellschaft suchende Strategen.

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Das Feedback auf die digitale Version ist bisher ziemlich positiv: Die Fan-Community des Brettspiels zeigt sich von der handlichen Benutzeroberfläche sowie kleineren kosmetischen Korrekturen wie Kalter-Krieg-Soundeffekte und Audiodateien angetan. Ein häufig geäußerter Kritikpunkt ist jedoch, dass der KI Spielgegner beim Einzelspieler-Modus fehlerhaft und sehr langsam sei. Spieler müssen bis zum nächsten Update also mit einer noch längeren Spieldauer rechnen.

Playdek erklärte, dass man nach der Veröffentlichung plant, das KI-System zu verbessern, außerdem soll es demnächst auch eine mobile Version für iOS und Android geben. „Andere Plattformen sollen dann später folgen." Der Kalte Krieg kann also weitergehen.