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Landwirtschaft

Für Weideland: Droht 45.000 Wildpferden der Tod?

Es braucht Platz für Viehherden.
Photo via Flickr user carfull

Wilde Pferde galoppieren über Steppen, ihre Mähnen im Wind. Gibt es ein symbolischeres Bild für Freiheit? Doch 45.000 Wildpferde in den USA droht ein ziemlich düsteres Schicksal.

In den letzten Tagen hieß es in verschiedenen Medien, dass das Bureau of Land Management (BLM), das öffentliches Land in den USA verwaltet, beschlossen hätte, dass Tausende Wildpferde getötet werden, damit anschließend Vieh auf den von den Pferden besetzten Flächen grasen könnte. Doch das stimmt allerdings nicht so richtig, auch wenn es nicht ganz so weit entfernt von der Wahrheit ist.

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So lief es wirklich ab: Letzte Woche hat sich das National Wild Horse and Burro Advisory Board in Nevada getroffen. Die Gruppe aus neun Sachverständigen für Wildpferde und Esel, die das BLM berät,hat über einen Überschuss an Wildpferden, die bereits in Auffangstellen untergebracht sind, abgestimmt. Jetzt soll Platz gemacht werden für neues Weideland für Rinder. Das Gremium entschied sich dann acht zu eins, dass es die Empfehlung an das BLM, das gut 50 Millionen Dollar für die Pflege der Tiere zahlen muss, aussprechen würde, die Pferde einschläfern zu lassen. Das Ergebnis der Abstimmung ist jedoch nur eine Empfehlung. Wenn sich das BLM daran hält, dann wird die Empfehlung weiter an den Kongress geleitet. Wenn auch dieser zustimmt, dann würde den Pferden im Laufe des nächsten Jahres das Ende drohen.

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Wie man sich vielleicht vorstellen kann, freut es einige nicht gerade, zu hören, dass die US-Regierung Wildpferde töten will, um Platz für Vieherden zu machen. Wir haben uns mit Gillian Lyons unterhalten. Sie ist bei der Humane Society für den Naturschutz insbesondere für Wildpferde und Esel zuständig. Wie sie sagt, hat die Humane Society nichts dagegen, wenn Viehherden auf öffentlichen Ländern weiden, allerdings „hat die Behörde die Aufgabe, die Wildpferde unserer Nation artgerecht zu verwalten. Sie haben es nicht verdient, geopfert zu werden, nur damit mehr Viehherden Platz haben."

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Auch Lisa Lange, Senior Vice President of Communications bei PETA, ist ähnlicher Ansicht: „Das Bureau of Land Management hat die Wildpferde schon in dem Moment verraten, als es entschied, sie bei Roundups zusammenzutreiben und einzufangen, damit staatliches Land frei wird, was sie dann an die Fleischindustrie als Weideland verpachtet haben. Die Tiere, die von der Fleischindustrie gezüchtet und geschlachtet werden, sind den Wildpferden und Eseln zahlenmäßig weit überlegen, verbrauchen viel mehr Wasser und Futter und zerstören dabei auch die Umwelt. Anstatt Wildpferde einzusperren und zu töten, sollte das BLM Wildpferde auch wild leben lassen und lieber die ressourcenfressende Industrie bestrafen."

Der kalifornische Kongressabgeordnete Tom McClintock, ein Republikaner, der im Unterausschuss für staatliche Ländereien sitzt, hatte zuvor gegen ein Gesetz gestimmt, das den Wildpferden eigene Flächen gegeben hätte. Er meinte zu uns: „Es ist herzzerreißend, aber wir haben keine andere Wahl. Ohne Geburtenkontrolle verdoppeln sich die Herden alle fünf Jahre, irgendwann sind es zu viele, sie zerstören wichtige Lebensräume und werden am Ende verhungern." Außerdem möchte auch niemand mehr Wildpferde adoptieren, meint er, und Sterilisationsinitiativen wurden von Tierrechtlern blockiert. „Wir müssen also eine schreckliche Entscheidung treffen: Entweder die Tiere sterben grausam durch Verhungern, Verdursten oder Krankheit oder wir verkaufen sie ohne Einschränkungen oder töten sie. Wenn es eine realistische Alternative geben würde, würde ich die gerne wissen."

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Das einzige Mitglied des Gremiums, das gegen die Tötung gestimmt hat, Ginger Kathrens von der Cloud Foundation, sieht es etwas anders als der Kongressabgeordnete. Ihrer Meinung nach wird die Zahl der Wildpferde überschätzt, sie glaubt, dass sie „ungefähr so hoch ist, wie bei der ersten Zählung des BLM Mitte der 70er. So extrem angestiegen sind die Zahlen gar nicht, im Gegensatz dazu müssen sich die Wildpferde gegen Millionen von Tieren aus der Landwirtschaft behaupten."

Sie glaubt außerdem, dass bei den Kosten für die Wildpferde übertrieben wurde: „Das BLM schrie rum: ,Das ist ja schrecklich, diese ganzen Wildpferde da draußen, wir können sie nirgendwo unterbringen und sie kosten so viel Geld.' Aber wussten Sie auch, dass das BLM dieses Jahr ein kleineres Budget beantragt hat als noch im Jahr zuvor?" Sie fasst es zusammen: „Noch ist das keine Krise, solange sie [das BLM] tun, was wir von ihnen fordern: Sie sollenmit den verfügbaren Mitteln die Vermehrung begrenzen." Allerdings nicht die vorher erwähnten Sterilisationsmaßnahmen,die laut Kathrens „entsetzlich" und gefährlich für die Tiere waren.

Eine Lösung, die allen zusagt, liegt ganz klar in weiter Ferne. Die 45.000 Wildpferde sind alles andere als frei und ihr Leben hängt am seidenen Faden.