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WTF

Wie kommen die Nazi-Codes in den Edeka-Spot?

Eine Extremismusexpertin findet das „erschütternd“. Edeka spricht hingegen von „Fantasiekennzeichen“.
Bild via imago

Muss der Großvater denn erst sterben, bis er ein bisschen Aufmerksamkeit bekommt? Im letzten Jahr hatte Edeka die Sympathien auf seiner Seite, als sie diesen rührseligen Spot produzierten, wie ein einsam und verlassener Großvater mit diesem Trick die Familie wieder zusammen bringt. Er hatte seinen Tod vorgetäuscht, nur um dann die ganze Familie, die vorher abgesagt hatte, als er sie höflich bat, dann mit einem Dinner zu überraschen. Schön, was fürs Herz in der kalten Jahreszeit.

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In diesem Jahr also wollte Edeka nun an seinen viralen Erfolg anknüpfen und startet eine Geschichte, die ähnlich klingt. Klaviermusik spielt in dem Clip, dazu Szenen vom Feiertagsstress, wie ihn jeder schon mal mehr, mal weniger erlebt hat. Vergessen werden dabei die Kinder, die sich nur um sich selbst kümmern können, weil ihnen niemand Zeit schenkt: „Das schönste Geschenk ist deine Zeit". Das alles ist nicht weiter ungewöhnlich, wenn da nicht Sabine Bamberger-Stemmann von der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg wäre.

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Die zwei Autokennzeichen, die in dem kleinen Film auftauchen, enthalten Zahlencodes, wie sie auch in der rechten Szene verwendet werden. Bamberger-Stemmann glaubt in einem Interview mit dem Manager-Magazin nicht an einen Zufall. Es geht um die beiden Kennzeichen, die im Film zu sehen sind. Im oberen Fall: SS, klar, unsittlich und dann die Zahlenkombination „420". Die, so erklärt die Extremismusexpertin, sei eine Abkürzung für Hitlers Geburtstag. Der 20. April ist der Geburtstag Hitlers, in der Reihenfolge oben steht es wie in der amerikanischen Datumsschreibweise. Die deutschen Behörden sind bei so etwas sensibel, deswegen wird häufig die amerikanische Schreibweise genutzt, was nicht ganz ohne Ironie ist. Die Buchstabenkombination „SS" ist auf Kennzeichen ohnehin verboten, da muss es schon etwas kreativer sein. Den Hinweis, dass „420" auch für den Cannabis-Tag stehen könnte, will sie nicht gelten lassen: „Den Verweis auf den Cannabis-Tag halte ich im Zusammenhang mit den Buchstaben SS, den wir vor uns haben, für konstruiert."

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Corpus Delicti II, dieses Mal ist es etwas komplizierter. Bild via YouTube.

Es gibt noch ein zweites Nummernschild, das in dem Spot auftaucht. Auch in diesem Fall sieht die Expertin Szenetypisches, in diesem Fall ist es ein wenig komplizierter. „84", in der Mitte zu sehen, wird als Ausdruck für „Heil Deutschland" benutzt. „39" hingegen—und jetzt wird es spitzfindig—steht für„Christliche Identität" und rahmt den anderen Code ein. Edeka nannte das alles ein Versehen und spricht von „Fantasiekennzeichen".

Bamberger-Stemmann findet das alles „erschütternd". Und wir haben derweil keine Zeit damit verbracht, mit den Kindern zu reden. Andererseits: Was soll man an Weihnachten nicht alles müssen?

https://www.youtube.com/watch?v=jjFtbNq9svw

Update, 24.11.16, 13:52 Uhr: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass es sich bei der Schreibweise des Datums um die englische Schreibweise handele. Das ist nicht korrekt. Es handelt sich dabei um die amerikanische Schreibweise.