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Umwelt

Überfischung: Selbst nachhaltiger Fischfang ist bald nicht mehr möglich

Die Welternährungsorganisation FAO hat ihren jüngsten Weltfischereibericht veröffentlicht und die Ergebnisse sind, vorsichtig formuliert, beunruhigend.

Wer Fisch und Meeresfrüchte liebt, sollte langsam anfangen, sich mit katsuobushi, surströmming und Dosenfisch einzudecken, denn es sieht so aus, als stehen die weltweiten Fischvorkommen kurz vor dem Zusammenbruch.

Die Welternährungsorganisation FAO hat gerade ihren zweijährlichen Bericht zu Fischfang und Aquakultur veröffentlicht—mit, gelinde gesagt, ziemlich beunruhigenden Ergebnissen. Wie es imWeltfischereibericht 2016 heißt, werdengut 90 Prozent der weltweiten Fischbestände entweder so stark befischt, dass keine Steigerung mehr möglich ist, oder sogar überfischt. Bis 2025 soll die Produktion noch mal um 17 Prozent ansteigen.

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Der Verbrauch von Fisch ist in den letzten Jahren ungehindert auf gut 20 Kilogramm pro Kopf angestiegen. Auch die Überfischung hat sich mehr als verdreifacht: Heute sind 30 Prozent der Bestände überfischt, 1970 waren es noch 10 Prozent. Beim Thunfisch sind 40 Prozent der Bestände überfischt.

UN-Fischereidirektor Manuel Barange sagte im Guardian, dass die Lage im Mittelmeer und im Schwarzen Meer „besonders alarmierend" ist, hier gelten fast 60 Prozent der Bestände als überfischt.

„Wir können nur begrenzt Fische aus dem Meer fangen und diese Grenze ist möglicherweise sehr nah an den jetzigen Produktionsmengen, die sich in den letzten Jahren stabilisiert haben. Es gab in den vergangenen Jahren ein bisschen Wachstum, allerdings erwarten wir da nicht viel mehr, weil immer mehr Fisch aus Aquakulturen kommt."

Der gestiegene Fischverbrauch liegt teilweise wahrscheinlich auch an den immer beliebteren Aquakulturen. FAO-Generaldirektor José Graziano da Silva meint, dass 50 Prozent des Fischs heute aus Aquakulturen kommen. 2021 soll erstmals sogar mehr Fisch aus Aquakultur als aus Wildfang auf unseren Tellern landen. Besonders in China ist bei dieser Fischzuchtmethode Vorreiter, denn 60 Prozent der weltweiten Aquakulturproduktion finden hier statt.

„Persönlich finde ich es ziemlich bedeutend, dass diese Produktionszahlen erreicht wurden", so Barange im Guardian. „Wir versuchen kontinuierlich, genug Essen für 9 Milliarden Menschen 2050 zu haben, jede Nahrungsquelle ist da willkommen."

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Trotz des lobenswerten Anstiegs bei der Fischzucht heißt es in dem Bericht auch, dass „sich der Zustand der weltweiten marinen Fischbestände insgesamt nicht verbessert hat." Wie Graziano da Silva meint, werden 26 Millionen Tonnen Fisch jährlich illegal gefangen, was circa 15 Prozent des weltweiten Fischfangs in Meeren und in Binnengewässern entspricht.

Vor allem für Entwicklungsländer ist der Vormarsch der Aquakultur eine gute Nachricht, denn diese Länder der UN-Kategorie „niedriges Einkommen und Nahrungsmitteldefizit" importieren den meisten Fisch. Einige Umweltorganisationensind allerdings der Meinung, dass Aquakulturen invasive Arten einbringen und natürliche Ökosysteme zerstören können. Andere sagen, dass eine Fokussierung auf Fischzucht der falsche Weg sei. Lasse Gustavsson, Leiter der Meeresschutzorganisation Oceana, meint, dass es viel wichtiger wäre, nachhaltigen Fischfang richtig zu managen, als sich vorrangig auf Aquakultur zu konzentrieren.

„Im Vergleich zu 2002 sind jetzt 20 Prozent mehr der weltweiten Fischbestände auf beunruhigendem Niveau", erklärt er. „Der Einfluss der Überfischung auf die Umwelt ist unberechenbar und die daraus resultierenden gravierenden Folgen für Küstengebiete kann man einfach nicht mehr unter den Teppich kehren."

Egal auf welcher Seite man steht, eins ist klar: Wenn die Verbrauchertrends und Fischereipraktiken sich so unkontrolliert weiterentwickeln, stecken wir bald ganz schön in der Klemme.