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Berlin

„Wir sind kein Stimmungsdienstleister"–Ultras stellen Gespräche mit Hertha-Geschäftsführung ein

Wegen fehlender Dialoge auf Augenhöhe und Konflikten um pinke Trikots oder ein neues Stadion ließen die Ultras in einer Stellungnahme ihren ganzen Frust raus. Und dürften mit einer kleinen Drohung wohl auf offene Ohren stoßen.
Foto: Imago

„Wir geben hiermit bekannt, dass wir bis auf weiteres sämtliche Gespräche mit der Geschäftsführung von Hertha B.S.C. einstellen werden", erklärten die Hertha-Ultragruppen Harlekins Berlin '98, Dynamic Supporters 2005 und Hauptstadtmafia 2003 in einer gemeinsamen Stellungnahme. Trotz einer sportlich guten Hinrunde seien die zahlreichen Konflikte mit der Geschäftsführung der Grund für diesen drastischen Schritt. „Wir sehen uns nicht mehr als gleichberechtigen Partner in den Gesprächen, sondern werden in die Rolle von Bittstellern und vermeintlich Ewiggestrigen gesteckt", so die Gruppierungen. „So ergab sich für viele Herthaner der Eindruck, dass der Verein gerade zwei Schritte vor dem Ersten macht und sich immer weiter von seiner Basis entfernt."

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Die Gruppen bezogen sich besonders auf eine „vollkommen am Ziel vorbeigehenden Marketingkampagne". In der Kritik stehen dabei nicht nur die neuen pinken Ausweichtrikots, die orangefarbene Trainingskleidung und der neue Slogan „We try. We fail. We win", sondern auch eine erneute Debatte um einen Stadionneubau (diesmal sogar außerhalb Berlins), der Ausschluss der Fanszene beim „Festkomitee" für den 125. Geburtstag des Vereins sowie die unkooperative Vorgehensweise des Vereins in Bezug auf das Spiel gegen RB Leipzig. „Eine sachliche Auseinandersetzung mit der Kritik am eigenen Vorgehen fand zu keinem Zeitpunkt statt!", fassten die Gruppen in ihrer ausführlichen Erläuterung zusammen.

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Nach Jahren der konstruktiven Gespräche auf Augenhöhe sehen sich die Fans nicht mehr ernst genommen als seien sie ein „lästiges Übel". Dabei riefen sie ihre jahrelange Treue den Verantwortlichen ins Gedächtnis. „Jetzt, in einer Phase sportlicher Stabilität, scheint man auf den Rückhalt aus der Ostkurve bzw. der aktiven Fanszene nicht mehr angewiesen zu sein, anders als in den Jahren, in denen man zwischen 1. und 2. Bundesliga pendelte und es vor allem die Fans waren die dem Verein am Leben hielten." Und betonten: „Wir sind kein Stimmungsdienstleister, weder in guten noch in schlechten Zeiten. Wenn wir nicht ernst genommen werden, dann darf man auch nicht erwarten, dass wir weiterhin gute Miene zum bösen Spiel machen." Die Hertha-Ultras betonten jedoch auch, dass sie für ihren Support „keine Lorbeeren und lieben Worte" erwarten würden, sondern lediglich, dass man ihre „Anliegen ernst nimmt und sie nicht als Geschwafel abtut".

Dem Klub wollen die Gruppen natürlich weiterhin die Treue halten, er sei schließlich eine „Herzensangelegenheit". Doch mit ihrer Stellungnahme forderten sie vor allem „eine Reaktion des Vereins, eine deutliche Kehrtwende in der Zusammenarbeit mit den Fans und nicht zuletzt ein deutliches Umdenken im Hinblick auf die Außendarstellung." Und verwiesen mit einer kleinen Drohung auf ihre eigene Ausdauer: „Andernfalls wird die Zeit zeigen, wieviel Ausdauer die Herrschaften an den Tag legen werden im Konflikt mit den eigenen Fans. Denn eines ist sicher: Wir stehen auch noch dann hier, wenn die Verantwortlichen ihren Job getan haben!" Hertha hat bisher noch keine Stellungnahme gegeben.