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Zlatan Ibrahimović

Zlatan und seine verschiedenen Gesichter

Zlatan Ibrahimovic ist heute eine weltweite Ikone. Doch vor allem in zu Anfang seiner Karriere war er gebeutelt. Wir sprachen mit dem Regisseur der Doku „Zlatan", die den jungen, unkontolierbaren Zlatan zeigt.
Screenshot: Youtube

Zlatan Ibrahimovic ist der unumstrittene Star der schwedischen Nationalmannschaft. Viele seiner Aussagen sind legendär und strotzen vor Selbstbewusstsein, doch der Stürmer hat auch andere Seiten. Im Film „Zlatan—Ihr redet, ich spiele" werden diese Seiten beleuchtet. Wir haben den Regisseur Magnus Gertten über den Ausnahmestürmer und dessen Beziehung zu seinem Heimatland befragt.

VICE Sports: Wann hast du das erste Mal Zlatan Ibrahimovic getroffen?
Magnus Gertten: Das war 1999. Er war schon mit 17 Jahren ein charismatischen Spieler und hat uns sofort fasziniert. Damals war er ganz neu in der Mannschaft und noch niemand hat an ihn geglaubt. Wir haben mit Zlatan sein erstes Interview überhaupt gefilmt und sein erstes Profispiel. Wir haben ihn bis zu seinem Wechsel nach Amsterdam intensiv verfolgt. Einige Aufnahmen haben wir für unsere Filme über Malmö FF verwendet. Die Idee mit dem Zlatan-Film kam allerdings erst vor ein paar Jahren, als wir die alten Aufnahmen aus dem Keller gekramt haben.

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War euch sofort klar, dass Zlatan das Zeug zu einer großen Karriere hat?
Es gab schon nach kurzer Zeit Gerede im Umfeld des Vereins, dass Zlatan ein ganz Großer werden könnte. Das war nicht der einzige Grund weswegen wir ihn verfolgt haben. Für uns als Filmemacher war auch sein persönlicher Hintergrund Interessant. Zlatan als Sohn von Einwanderern, der sich durchsetzen will. Wir machen schließlich keine Sportdokumentationen, sondern Filme. Im Endeffekt ist es natürlich auch ein bisschen Glück. Filme gibt es schließlich nur über Gewinner. Für jeden Gewinner-Film gibt es tausend Filme, die nicht gemacht werden.

Der Film begleitet Zlatan nur bis zu seiner Station in Turin—warum?
Wir wollten den Film über die entscheidenden Jahre seiner Lebens machen. Auch bei Ajax gab es mehrere Momente, die seine Karriere beinahe in eine andere Richtung gelenkt hätten. Nach seiner ersten Saison gab es beispielsweise Überlegungen ihn zu verkaufen. Außerdem ist es heutzutage nicht mehr möglich die Aufnahmen, die wir für unsere Filme benötigen, zu bekommen. Wir wollten einen unabhängigen Film machen, ohne dass uns jemand kontinuierlich über die Schulter schaut. Wenn wir einen Film über Zlatans gesamte Karriere machen würden, müsste man ihn und sein gesamtes Management involvieren. Damals waren wir einfach direkt nach den Spielen in der Kabine. Das ist heute unvorstellbar.

Was wollt ihr mit dem Film zeigen?
Im Film geht es vor allem um innere Konflikte. Zlatan hat viele verschiedene Gesichter, einige davon sind nicht besonders positiv. Er ist egozentrisch und teilweise egoistisch, aber das ist bei anderen Spielern genauso. Außerdem war er oft unsicher und einsam. Zlatan musste immer wieder kämpfen und schwierige Situationen durchstehen. Bei seinen häufigen Vereinswechseln musste sich Zlatan jedes Mal neu beweisen. Er hat es nur wegen seines unbändigen Willens immer wieder geschafft. Genau das wollten wir rüberbringen. Wir wollten alle Seiten von Zlatan zeigen, die guten und die schlechten.

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Was gefallt dir besonders gut an Zlatan?
Zlatan steht für das moderne Schweden. Schweden ist ein Immigrationsland—wir sind offen. Zlatan liebt seine Heimat Malmö und sein Land, er fühlt sich durch und durch als Schwede. In seiner Werbung für Volvo läuft eine abgewandelte Version der Nationalhymne im Hintergrund. Dafür hat er zwar auch Kritik von Traditionalisten bekommen, aber die Meisten lieben ihn dafür, vor allem Einwanderer. Für sie ist Zlatan ein Vorbild und eine Möglichkeit sich leichter mit Schweden identifizieren zu können.

Aber nennt sich Zlatan im Film nicht selbst einen Zigeuner?
Ja, aber dabei geht es ihm eher darum, seinen eigenen Weg zu gehen. Er ist schon früh von Zuhause weggegangen und musste lernen, seinen Alltag alleine zu regeln. Trotzdem hörte er nie auf über seine Heimat zu sprechen und seine Sympathien zu ihr werden nie aufhören. Deswegen endet auch unser Film mit einem Besuch von Zlatan in der Heimat.

Warum geht er dann nicht zurück zu Malmö FF?
Malmö ist zu klein und zu offen für Zlatan, er hätte keine Möglichkeit auf Privatsphäre. Außerdem ist Zlatan zu gut. Die letzte Saison war eine seiner erfolgreichsten überhaupt. Ich würde Zlatan gerne noch zwei Jahre auf internationalem Niveau spielen sehen und Malmö FF könnte da nicht mithalten. Manchester United wäre eine tolle neue Herausforderung, denn in England hat Zlatan noch nie gespielt. Ich mag den Verein zwar nicht besonders und würde mir persönlich lieber Arsenal oder in einen italienischen Verein wünschen. Italien wäre vielleicht sogar das beste Ende seiner Karriere, weil er dort endgültig zum Weltklassespieler wurde. Die Roma würde mir persönlich gefallen und Neapel wäre interessant.

Vielen Dank für das Gespräch.

Dieser Artikel wurde durch die Unterstützung von A-Z möglich.