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Popkultur

70 Menschen wurden bei den Dreharbeiten zum Löwen-Film „Roar“ verletzt

Über den Wahnsinn, einen Film mit 150 Raubkatzen zu drehen.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Drafthouse Films

„Ich wurde schon zu Beginn ziemlich übel gebissen. Es war traumatisch, aber zwei Tage später war ich wieder am Set“, erklärt John Marshall. Der Sohn von Regisseur Noel Marshall ist einer der wenigen Originaldarsteller, die den aktuellen Re-Release des Films „Roar–Die Löwen sind los“ promoten. Dass bei den Dreharbeiten alles mit rechten Dingen zu gegangen sei–wie der offizielle Disclaimer „No Animals Were Harmed“ der American Humane Association im Abspann verkündet–mag man kaum glauben.

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Zumindest nicht, wenn man die 102 Minuten voller spektakulärer Aufnahmen von Mensch und Tier gesehen hat, die Noel Marshalls, ebenfalls Produzent von „The Exorcist“, bereits im Jahr 1981 veröffentlichte. Stattdessen sollen 70 Menschen, und damit die überwiegende Mehrheit der Filmcrew, bei den Aufnahmen verletzt worden sein. Das ist zumindest das erste, was man im reißerischen neuen Trailer des Filmvertriebs Drafthouse Films über „Roar“ erfährt.

Das tierreiche Action-Abenteuer mit dem außergewöhnlichen Raubkatzen-Faktor gilt als einer der größten Filmflops aller Zeiten. Trotzdem ist er seit letzter Woche wieder in ausgewählten US-Kinos zu sehen und wird unter obigem Trailer und folgendem Filmplakat fleißig beworben.

Etwas neu aufgemacht, könnte die Kombination aus Faszination und Erschrecken, die einst den Arbeitstitel  „Lions, Lions and More Lions“ trug, natürlich anno 2015 besser funktionieren als 1981. Damals spielte „Roar“ nach 11 Jahren Produktionszeit und Kosten von 17 Millionen US-Dollar nur schlappe 2 Millionen US-Dollar ein.

Doch von einem äußerst schwachen Drehbuch mal abgesehen, steckt  „Roar“ voller Superlative und Kuriositäten: Nie zuvor hatte man fast alle existierenden Großkatzen an einem Ort versammelt. Am Set von „Roar“ tummelten sich neben den Löwen auch Tiger, Leoparden, Jaguare und Pumas. Insgesamt 150 Raubkatzen, dazu zwei Elefanten, Flamingos und acht Strauße.

Gedreht wurde auf der Ranch von Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Darsteller Noel Marshall, 60 Kilometer nördlich von Los Angeles. Der als Produzent von  „Der Exorzist“ bekannt gewordene Marshall hatte seiner Frau Tippi Hedren, Star aus der Hitchcockverfilmung „Die Vögel“ und ebenfalls in „Roar“ zu sehen, Jahre zuvor bei Dreharbeiten in Afrika besucht, wo beide auf einer Safari ein verlassenes Waisenhaus entdeckten, das offensichtlich von wilden Löwen bewohnt wurde.

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Geboren war die Idee zum Film, in dem Hedren und Marshall dann auch gleich ihre drei (nicht gemeinsamen) Kinder mitspielen ließen. Und so sehen wir in  „Roar“ unter anderem die junge Melanie Griffith (Tochter von Hedren), die sich heute ausdrücklich von dem Film distanziert und keine Auskünfte mehr über die Dreharbeiten gibt.

Griffith, die uns im Trailer ein “Why did you bring us here? We’re just gonna die!” entgegen schreit, kam bei den Dreharbeiten ziemlich unter die Tatzen. Die Schauspielerin, damals Mitte 20, verlor bei einer Attacke fast ihr Auge und musste mit 50 Stichen im Gesicht genäht wurden. Sie zog sich schließlich mit den Worten „Ich will hier nicht mein halbes Gesicht verlieren“ aus den Dreharbeiten zurück.

Griffiths Mutter Hedren Tippi wurde selbst von einem Löwen in den Nacken gebissen und brach sich ein Bein, als sie von einem Elefanten fiel. Seinen halben Skalp verlor Kamerann Jan de Bont, der später als Regisseur von Filmen wie  „Speed“ oder „Twister“ weltbekannt wurde.

Dass es auf Seiten der Filmcrew zu den teils schweren Verletzungen kam, ist dabei nicht der vermeintlichen Aggressivität der Tiere geschuldet. Die Raubkatzen wurden über fünf Jahre an das Zusammenleben mit den Menschen auf der Ranch gewöhnt und hatten Marshall und seine Familie als Teil des Rudels akzeptiert.

Doch die schiere Kraft und Masse der Tiere gepaart mit ihrer Verspieltheit sorgte für einige schwere Unfälle—ein Risiko, dem sich Marshall mit samt seiner Familie bewusst ausgesetzt hatte. Zwei Jahre nach Veröffentlichung des Films gründete Hedren in Kalifornien übrigens die  Roar Foundation, welche sich um die Löwen aus „Roar“ kümmerte und noch heute existiert. Hedren lebt hier mit rund 70 Tieren, darunter der bengalische Tiger von Michael Jackson.

Den kompletten Film in Originalfassung könnt ihr bei ​MyVideo sehen.