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Wir haben mit Saffiyah Khan gesprochen – der Frau, die sich britischen Rassisten in den Weg gestellt hat

Ich kenne Saf von Punk-Konzerten und dem Skate-Park. Die Welt kennt sie als die Frau, die einen Anführer der EDL belächelt.
Saffiyah Khan konfrontiert EDL-Anführer Ian Crossland bei einer Demonstration in Birmingham. Foto: ​Joe Giddens | PA Wire | PA Images

Meine Freundin Saffiyah ist am Wochenende berühmt geworden. Ein Foto, auf dem sie Ian Crossland, einen Anführer der rassistischen English Defence League, lächelnd gegenübersteht, ging viral durchs Internet. Die Geschichte hinter dem Bild: Nach dem Terroranschlag von London Ende März entschied sich die rechtsextreme Gruppierung letztes Wochenende, in Birmingham zu "demonstrieren" – will heißen: sich zu besaufen und Zeug über Halal-Schlachter zu brüllen.

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Während des Aufmarsches konfrontierten Ian Crossland und etwa 20 andere EDL-Mitglieder eine Gegendemonstrantin in einem Hidschab. Als die Polizei es versäumte einzuschreiten, tat Saffiyah das und schon war das Foto entstanden.

Crossland behauptete, der wahre Grund dafür, dass er "das dreckige, ungewaschene, linke Flittchen" konfrontiert habe, sei gewesen, dass sie eine Schweigeminute für die Opfer der Anschläge von Westminster und Stockholm unterbrochen hätte. Allerdings meldete sich schon bald sogar ein ehemaliger EDL-Anführer zu Wort und bezeichnete Crosslands Version als frei erfunden. Er bestätigte, dass Saffiyah eingeschritten war, um die Frau zu verteidigen, und nannte das Bild "peinlich".

Ich kenne Saf von gemeinsamen Punk-Show-Besuchen in Birmingham und dafür, dass sie beim Skaten eine Yogapose halten kann. Der Rest der Welt applaudiert ihr momentan dafür, bei der Demonstration die Ruhe bewahrt zu haben. Ich habe kurz während ihres Interviewmarathons mit Medien aus der ganzen Welt mit ihr gesprochen.

VICE: Einige EDL-Anhänger behaupten, dass du eine Schweigeminute für die Opfer islamistischer Anschläge gestört hättest. Ist da etwas dran?
Saffiyah Khan: Nun, es gibt Videobeweise, die anderes zeigen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich eine Schweigeminute für den Tod unschuldiger Menschen respektieren würde – egal, wer sie abhält. Das ist eine Frage meines Gewissens und ein mächtiges Werkzeug.

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Du lässt dich also nicht von dem Gegenwind stören?
Sollte ich das? Ich schätze nicht. Wir werden sehen, wie sich das noch entwickelt. Ich bin entspannt, das Leben ist schön.

Saffiyah todesentspannt | Foto mit freundlicher Genehmigung von Saffiyah

Wie sollte sich die Geschichte deiner Meinung nach noch entwickeln?
Ich warte darauf, dass sich alles etwas entspannt, damit ich wieder produktiv gegen Rassismus auf den Straßen Großbritanniens vorgehen kann – auch abseits dieses abgefahrenen Medieninteresses. Ich habe Großes vor und konzentriere mich auf den größeren Zusammenhang. Viral zu sein, ist wertlos, wenn daraus nichts Hilfreiches entsteht.

Wie genau wirst du deinen neuen Online-Ruhm jetzt einsetzen?
Mein Ziel gerade ist einfach nur, das als Plattform für alles einzusetzen, was ich tun kann, um den Rassismus und die Islamophobie in Großbritannien zu reduzieren. Es geht absolut nicht um irgendeinen persönlichen Kampf mit dem Ruhm; ich bin kaum berühmt. Es geht viel mehr um den Symbolismus in dem Bild als darum, wer ich bin.

Hat Pepsi dich schon für seinem nächsten Werbefilm kontaktiert?
Nein. [lacht]

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