Zugegeben: Es ist mir ziemlich peinlich, am Arbeitsplatz an einer virtuellen Muschi herumzuspielen, während eine Frauenstimme mir hauchend Anleitungen gibt. "Genau so", sagt sie. Oder: "Warum hörst du denn jetzt auf?" Ich entscheide, meine Recherche nach Hause zu verlegen. Dort ist mein Ehrgeiz dann aber geweckt. "Jetzt komm endlich, du Stück", denke ich, während mein Zeigefinger minutenlang die Klitoris auf meinem Smartphone umkreist. Die Muschi weiß genau, was sie will, und sieht täuschend echt aus – schließlich hat für die Vorlage eine echte Frau ihre Vulva abfotografieren lassen.
Seit einer Woche bin ich Mitglied bei OMGyes – einer Webseite, die zur weiblichen Lust forscht und ihren Usern erklärt, wie sie funktioniert – theoretisch und auch praktisch. In Videoanleitungen erklären echte Frauen ihre sexuellen Vorlieben und Masturbationstechniken und zeigen sie auch. Ja wirklich, zeigen. Vergesst Make-up-Tutorials! Bei OMGyes masturbieren Frauen vor der Kamera und kommentieren dabei, was sich gut anfühlt. Und im praktischen Teil kann man an unterschiedlichen Vulven verschiedene Techniken üben: zum Beispiel "Hochschaukeln", "Akzente setzen" oder "Umspielen" – sich also einer empfindsamen Stelle nähern, aber sie nur gelegentlich berühren.
So sehen die virtuellen Vulven aus, an denen User üben | Foto: Lisa Ziegler
Der prominenteste Fan von OMGyes ist Emma Watson. Seit sie vor knapp einem Jahr die Seite in einem TV-Interview empfahl, hat OMGyes es auch in den Mainstream geschafft. Zum Glück: Denn was weibliche Lust angeht, hat die Welt noch viel zu lernen. Klar, spätestens seit Dildopartys die Tupperpartys der Mittzwanziger geworden sind und die Werbespots für Sexspielzeuge auch während der Mittagszeit über die Bildschirme flimmern, wissen wir: (Solo)-Sex ist kein Tabu mehr. Laut Umfragen masturbieren 80 Prozent aller Frauen etwa einmal die Woche. Aber: Es spricht immer noch kaum jemand darüber. Dabei gibt es noch viel, was im Verborgenen liegt.
Auch bei VICE: Die mobile Liebesindustrie
Ich war überrascht, wie viel ich von OMGyes gelernt habe. Vorher habe ich gedacht, ich hätte das nicht nötig. Schließlich weiß ich selbst ziemlich gut, wie Masturbieren geht. "Wissen, wie das geht", ist aber nur die halbe Miete, erklärt mir Claire Kim, Mitarbeiterin von OMGYes in einer E-Mail. "Viele Menschen sind der falschen Ansicht, dass sexuelles Vergnügen irgendwann ein Maximum erreicht, und der Orgasmus eben das Beste ist, das man zu erwarten hat. In Wirklichkeit werden die Orgasmen aber mit mehr Wissen und mehr Entdecken besser. Wir wollen sexuelles Vergnügen methodischer machen, sodass es ein Hobby werden kann, bei dem Menschen immer wieder was Neues entdecken können" sagt sie.
Auch bei VICE: Die mobile Liebesindustrie

Ich war überrascht, wie viel ich von OMGyes gelernt habe. Vorher habe ich gedacht, ich hätte das nicht nötig. Schließlich weiß ich selbst ziemlich gut, wie Masturbieren geht. "Wissen, wie das geht", ist aber nur die halbe Miete, erklärt mir Claire Kim, Mitarbeiterin von OMGYes in einer E-Mail. "Viele Menschen sind der falschen Ansicht, dass sexuelles Vergnügen irgendwann ein Maximum erreicht, und der Orgasmus eben das Beste ist, das man zu erwarten hat. In Wirklichkeit werden die Orgasmen aber mit mehr Wissen und mehr Entdecken besser. Wir wollen sexuelles Vergnügen methodischer machen, sodass es ein Hobby werden kann, bei dem Menschen immer wieder was Neues entdecken können" sagt sie.
Anzeige
Recht hat sie. Meine empfohlene Zielgruppe für OMGyes: die Herren der Schöpfung. Wie oft lagen wir Frauen schließlich schon da und haben uns "Weiter liiiiiiinks" gedacht, während der aktuelle Liebhaber wahlweise über das Ziel hinausschoss oder den richtigen Punkt überall suchte, nur nicht dort, wo er tatsächlich zu finden war. Das kostet Nerven. Und Orgasmen. Ein Glück also, dass tatsächlich die Hälfte der 135.000 OMGyes-User Männer sind. Für alle, die keine 29 Euro für das Web-Paket übrig haben, habe ich meine Erkenntnisse zusammengetragen:Abwechslung ist vor allem am Anfang wichtig! Also nicht nur rubbeln, sondern auch kreisen, oder sogar leicht klopfen. Wechselnde Bewegungen und ein wenig Experimentierfreude machen Frauen in der Aufwärmphase schneller heiß.In der sogenannten Plateauphase, also auf der Zielgeraden zum Orgasmus, kann Abwechslung aber den sexuellen Ruin bedeuten. Da ist Dranbleiben die Devise. Das habe ich mir auch schon öfter gedacht: Wenn die Frau das, was du gerade machst, merklich so gut findet, dass es sie fast zum Kommen bringt, warum zur Hölle änderst du deine Bewegungen dann kurz vorm Höhepunkt? "Nicht härter, nicht sanfter, nicht schneller, nicht langsamer – genau gleich", sagt die Anleitung von OMGYes und bringt es damit auf den (Höhe-)Punkt.Die Lust ist nicht symmetrisch. So wie es bei Männern Links- oder Rechtsträger gibt, gefällt manchen Frauen die eine oder die andere Seite besser. Manche sind an der linken Seite der Klitoris empfindlicher, manche rechts und wieder andere mögen es genau auf der Spitze am liebsten. Ein Kreisen im Uhrzeigersinn beansprucht laut OMGYes die linke Seite der Klitoris, gegen den Uhrzeigersinn die rechte.Was OMGYes Hochschaukeln nennt, ist auch als "Edging" bekannt: sich bis knapp vor den Höhepunkt stimulieren (lassen), dann aber stoppen, und erst nach mehrmaliger Wiederholung einen Orgasmus erlauben. Der gewünschte Effekt ist ein stärkerer und intensiverer Orgasmus, ganz nach dem Prinzip: Wenn man sich vorher beim Fasten gezügelt hat, schmeckt die Sahnetorte gleich doppelt so gut! Bei 65,5 Prozent der Frauen funktioniert's, wie die eigens angelegte Studie von OMGYes herausgefunden hat.
OMGyes zeigt: Die Abwechslung macht's
… aber nur am Anfang
Akzente setzen
Hochschaukeln
Anzeige