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Frankreich

Neu: Tinder für Rinder!

Dank dieser Internetseite können jetzt auch Kühe die große Liebe finden.

Die Suche nach gutem Bullensperma gestaltet sich schwieriger, als man denkt—vor allem wenn du als Bauer (oder zoophile Person) in Frankreich wohnst.

In unserem schönen Nachbarland sind schon seit einiger Zeit sowohl die Rinderzucht als auch die Milchwirtschaft auf dem absteigenden Ast—im Jahr 2012 ging die Rindfleischproduktion um 5,5 Prozent zurück und zwischen 2000 und 2010 mussten mehr als ein Drittel aller Milchbetriebe dichtmachen. Doch damit eben leider nicht genug: Denn immer mehr französische Viehwirte haben ihre Schwierigkeiten damit, passende Bullen für ihre Färsen zu finden. Dass die Lage dennoch nicht aussichtslos ist, verdanken wir—wie sollte es anders sein—dem Internet. Denn dort können mittlerweile nicht nur Menschen die große Liebe—oder Spiel und Spaß für eine Nacht—finden, sondern auch französische Kühe und Bullen. Du liest richtig: Tinder für Rinder!

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Letzten Oktober gründeten einige französische Rinderzuchtvereine gemeinsam die Seite trouverlebontaureau.com, was soviel wie „den richtigen Bullen finden" bedeutet. Die Seite ist recht minimalistisch gestaltet. Über ein Vorschaubild (ohne Filter!) gelangen Samensuchende zu einer genauen Auflistung der Meriten und Stärken des jeweiligen Bullen. Beispiel gefällig? Esa etwa kommt aus der schönen Region Limousin und ist die perfekte Wahl für „les amoreaux des grosses vaches". Wenn Bauern also kräftige Kühe auf ihrer Wunschliste zu stehen haben, dann ist Esa—oder besser gesagt der Saft seiner Lenden—die perfekte Wahl.

Was sich auf den ersten Blick etwas albern anhört, ist für viele Bauern ein echter Glücksfall. Denn hier können sie unter rund 300 Bullen nach dem richtigen suchen, der ihre Ansprüche hinsichtlich Alter, Gewicht und Abstammung erfüllt. Es gibt übrigens noch eine weitere Parallele zu einschlägigen Flirt-Apps: Es wird zwar viel hin und her geschrieben, doch am Ende kommt trotzdem kein Treffen zustande. Was aber in diesem Fall überhaupt nicht schlimm ist, denn das Wunschsperma wird einfach zum Viehwirt geliefert, der damit die Lucky Lady künstlich besamen kann. Denn aufgrund der immer größer werdenden Distanz zwischen den Höfen sind tierische Tête-à-têtes gar nicht mehr so en vogue.

Auch ansonsten befindet sich die moderne Landwirtschaft im Umbruch. Im Gespräch mit Pascal Soulas—Pressesprecher für Charolais Univers, das Unternehmen, das für trouverlebontaureau.com die künstlichen Besamungen organisiert—erfahren wir, dass französische Höfe mittlerweile doppelt so groß sind wie früher, aber über immer weniger helfende Hände verfügen. Schuld daran sind die Jüngeren, die den landwirtschaftlichen Betrieben ihrer Eltern den Rücken kehren. Aus diesem Grund, so Soulas weiter, haben heutige Landwirte ein besonders großes Interesse daran, möglichst pflegeleichte Tiere zu bekommen. Das beginnt übrigens schon bei der Geburt. „Der Bauer von heute braucht sanftmütige Kühe, die am besten ohne großes Zutun vonseiten des Bauern oder eines Tierarztes Kälber auf die Welt bringen", so Soulas.

Also, Ladys: Wenn ihr demnächst euer Tinder-Profil aktualisiert, dann probiert doch auch mal, auf euer sanftes Wesen und das besonders gebärfreudige Becken hinzuweisen.

Oberes Foto: Just a Prairie Boy | Flickr | CC BY 2.0