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Palmöl

Könnte Hefe aus der Weinherstellung Palmöl ersetzen?

Palmöl ist so allgegenwärtig wie kontrovers. Jetzt haben Forscher der University of Bath eine Methode entwickelt, mit der sie eine Hefeart, die in der Weinproduktion verwendet wird, zu einer potentiellen Alternative verwandeln können.

Falls du es nicht ohnehin schon wusstest, Palmöl ist so allgegenwärtig wie Herpes. Das günstige, extrem wandelbare Lipid findet man in allen möglichen Produkten: von Lippenstift über Shampoo bis hin zu Instant-Nudeln und Dunkin Donuts' heißgeliebter Boston Kreme.

Es ist das am häufigsten konsumierte pflanzliche Öl der Welt und der Hauptgrund, wieso wir alle des Mordes an Orang-Utans schuldig sind. Palmölplantagen haben zur großflächigen Zerstörung der tropischen Regenwälder sowie der Lebensräume von diesen sanften Primaten (sowie von Elefanten, Tigern und Nashörnern) geführt.

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Aus diesem Grund löst Palmöl immer wieder Debatten aus und man darf sich kaum als bewussten Konsumenten bezeichnen, wenn man nicht zumindest mit dem Gedanken spielt, sich einer Palmölboykottbewegung anzuschließen.

Wie unsere Autorin Helen Nianias im September schrieb, können diese Boykotte jedoch mehr Schaden anrichten, als Gutes tun. Höhere Nachhaltigkeitsstandards stehen im Fokus der Aktivisten, weil Boykotte sich auf die Arbeiter, deren Lebensunterhalt von ihrer Arbeit auf den Palmölplantagen abhängt, nachteilig auswirken.

Trotzdem sollte auf dem Weg zur Nachhaltigkeit die Suche nach Alternativen nicht völlig außen vor gelassen werden. Forscher der University of Bath haben eine Methode entwickelt, um eine Hefeart, die bei der Weinherstellung zum Einsatz kommt, zu einer Quelle für Öl mit ähnlichen Eigenschaften wie Palmöl zu verwandeln.

Die meisten kommerziellen Weinhersteller verwenden irgendeine Form von Saccharomyces cerevisiae, die zuckerfressende und alkoholausspuckende Hefe, die die Alkoholproduktion und das Backen überhaupt erst möglich macht. In der Weinproduktion werden auch andere natürlich vorkommende Hefearten als die Saccharomyces eingesetzt. Die Wissenschaftler entschieden sich für die relativ unbekannte Metschnikowia pulcherrima, die häufig in Südafrika auftritt und eine nicht ganz unbeträchtliche Menge Öl produziert. Wie Jason Koebler von Motherboard letztes Jahr aufzeigte, könnte die M. pulcherrima auch dabei helfen, einige der Auswirkungen der globalen Erderwärmung auf Trauben abzuwehren, die in wärmeren Klimaverhältnissen mehr Zucker und daher mehr Alkohol produzieren.

Laut eines Berichts von The Guardian ist die M. pulcherrima nicht besonderes wählerisch, was ihre Nahrung anbelangt und gedeiht gleichermaßen mit Traubensamen, Stroh sowie Lebensmittelabfällen, um ihr wertvolles Öl zu produzieren. Als Bonus könnte der Abfall, der bei der Ölproduktion entsteht, wieder zu Rohstoff verarbeitet werden.

Für Umweltschützer sind die Vorteile ganz klar. Dr. Chris Chuck, einer der leitenden Forscher des Projekts, sagte zu The Guardian, diese Art der Ölproduktion erfordere eine 10 bis 100 Mal geringere Fläche als die Palmölherstellung.

Derzeit spielt sich die Ölproduktion noch im kleineren Rahmen ab: Beim nächsten Testlauf wollen die Forscher zwischen 30 und 50 Liter produzieren, bis Jahresende sollen es 10.000 Liter sein. Das größte Problem ist aber der Kostenfaktor. Um es mit Palmöl aufnehmen zu können, müsste der Preis des mit Hefe produzierten Öls nämlich zwischen 700 und 800 Euro pro Tonne liegen. Die Forscher haben es bisher zwar noch nicht geschafft, die Produktion auf ein absatzfähiges Niveau zu skalieren, bei einer ähnlichen Ölproduktionsmethode auf Hefebasis liegen die Preise pro Tonne jedoch derzeit bei 1060 Euro.

In der Zwischenzeit wird sich aber auch an den Boston Kreme-Donuts nichts ändern.