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homophobie

Bundeswehrsoldaten stornieren Hotel, weil es ihnen zu schwul ist

Die Bundeswehr buchte "aus Versehen" elf Zimmer in einem Berliner Gay-Hotel. Wir haben beim Verteidigungsministerium nachgefragt, was das soll.

Die tapferen Männer und Frauen der Bundeswehr fürchten sich nicht vor scharfen Waffen, sie zucken nicht bei der Vorstellung von nächtlichen Dauermärschen. Ja, im Ernstfall müssen sie sogar bereit sein für den Kriegseinsatz. Doch eines flößt manchen unter ihnen wohl trotzdem ungeheure Angst ein: Gay-Hotels.

So wie das "Two Hotel" in Berlin-Wilmersdorf, Dachterrasse, modern eingerichtete Zimmer, top bewertet auf Online-Buchungsportalen. Im Februar sollte das Hotel die Flugbereitschaft des Verteidigungsministerium für zwei Nächte behausen. Eigentlich. Denn am Tag der Anreise erkannten die Soldaten plötzlich, dass das Hotel im Internet mit zwei nackten Männern unter der Dusche für einen Newsletter wirbt, und dass es homosexuell ausgerichtet ist und "nur für Erwachsene".

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Vor allem der "Buchungsknopf im Genitalbereich eines nackten Mannes" sei den Soldaten "obszön" vorgekommen, sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums gegenüber VICE. Deswegen habe die Besatzung lieber die elf gebuchten Zimmer kurz vor der Anreise storniert – für über 6.000 Euro Stornierungsgebühr. Die Soldaten wurden dann in ein Hotel im Berliner Umland eingebucht, wo sie wohl beruhigt schlafen konnten.

Screenshot von der Website des "Two Hotels"

Jetzt stellt sich bloß die Frage, wer für die Buchung verantwortlich ist, wenn man dafür auf den Penis unter dem Waschbrettbauch eines tätowierten Mannes klicken muss. "Der Verantwortliche hat das Hotel über eine Buchungsplattform reserviert", erklärt der Sprecher des Ministeriums. Wegen der Berlinale und einer Messe seien die bereits bekannten Hotels alle ausgebucht gewesen – und auf der Buchungsplattform habe der Verantwortliche die Ausrichtung des Hotels nicht erkennen können.

Wahrscheinlich hat der Bucher einfach die schön eingerichteten Zimmer, das stylische Restaurant und die modernen Armaturen in den Bädern gesehen – und als angemessen befunden. Das Hotel beschreibt sich auf seiner Homepage übrigens als "heterofriendly" und "Ort für Gays, aber offen für alle".

In einer Mail an Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen wirft das Berliner Hotel der Bundeswehr deswegen jetzt Diskriminierung vor, schreibt die Berliner Morgenpost. Doch das Ministerium weist das zurück. "Das hat mit Diskriminierung nichts zu tun", sagt der Sprecher, "wenn sich in der Crew jemand mit einer Entscheidung nicht wohl fühlt, wird darauf Rücksicht genommen." Niemand würde dazu gezwungen, in einem Hotel zu übernachten, in dem er sich nicht wohlfühle. Ursula von der Leyen werde dem Hotel offiziell antworten.

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