Killed in Action: Die Fotos der ersten amerikanischen Kriegsberichterstatterin

Selbstportrait, mit der Armbinde für Kriegskorrespondenten, 1942 (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection)
   
Heute sind die Nachrichten oft von verwackelten Smartphone-Videos und oberflächlichen Twittermeldungen geprägt. Früher hingegen mussten furchtlose Menschen wie Dickey Chapelle (1919-1965) ihr Leben riskieren, um die Öffentlichkeit mit Nachrichten zu versorgen. Die erste weibliche Kriegsfotografin der USA berichtete über den Vietnamkrieg und kam in ihm zu Tode.

In dem Buch Dickey Chapelle Under Fire: Photographs by the First American Female War Correspondent Killed in Action präsentiert der Autor John Garofalo die Arbeiten von Chapelle auf eine ganz neue Art. Er durchforstete das umfangreiche Archiv der Kriegsjournalistin, das ihre Tagebücher, Veröffentlichungen, Negative und Abzüge enthält und von der Wisconsin Historical Society verwaltet wird. Garofalo begann bereits im Jahr 1991 mit seiner Arbeit an dem Projekt. Im Jahr 2016, genau 50 Jahre nach dem Tod von Chapelle, bekommt die Öffentlichkeit nun endlich einen Einblick in ihr Lebenswerk.

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Marine-Stabschef Nelson West und südvietnamesische Soldaten patrouillieren eine Gegend in der Nähe von Vinh Quoi. Dieses Bild erschien ursprünglich im „National Geographic” im Jahr 1962 und wurde 1963 mit dem Photograph of the Year Award der National Press Photographers Association ausgezeichnet (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection) Dickey Chapelle Under Fire What’s a Woman Doing Here?: A combat reporter’s report on herself Dickey Chapelle Under Fire


Dieses Foto von Chapelle war bis zu ihrer Zeit im Vietnamkrieg das am häufigsten reproduzierte Bild der Fotografin. Sein Originaltitel war „The Dying Marine”. Der abgebildete Soldat, Corporal William Fenton, ist schwer verwundet und wartet auf die medizinische Behandlung. In ihrer Autobiografie beschreibt Chapelle Fenton als „einen von 551 schwer verletzten Marines, die an Bord der USS Samaritan gebracht wurden und um ihr Leben kämpften. Er überlebte. Iwo Jima, 1945 (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection)
   
Chapelle wurde im Jahr 1919 unter dem Namen Georgette Louise, oder auch „Georgie Lou”, Meyer in Shorewood geboren, einer Vorstadt von Milwaukee, Wisconsin. Ihre Eltern waren Pazifisten, aber Chapelle interessierte sich schon in ihrer Kindheit für Luftfahrt und Entdecker. Ihren Spitznamen „Dickey” erhielt sie zu Ehren ihres Idols, dem Piloten, Konteradmiral und Polarforscher Richard E. Byrd.

Dies war Dickey Chapelles Lieblingsbild von sich selbst bei der Arbeit. Aufgenommen wurde es von dem Marine Master Sergeant Lew Lowery im Jahr 1958 in Milwaukee. Von ihm stammt auch das Bild des erstmaligen Hissens der amerikanischen Flagge auf Mount Suribachi bei Iwo Jima (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection) Look

Nach ihrer Zeit bei der Navy dokumentierte Chapelle internationale Hilfseinsätze für Magazine und Wohltätigkeitsorganisationen. Gemeinsam mit ihrem Mann gründete die sogar eine eigene Hilfsorganisation: die American Voluntary Information Services Overseas (AVISO). Ihre fotografischen Dokumentation von Hilfsprojekten in Europa, dem Mittleren Osten und Asien führten zu der Veröffentlichung zweier Serien im National Geographic. Nach der Trennung von ihrem Mann im Jahr 1955 konnte sich Chapelle noch freier auf der ganzen Welt bewegen und sich ganz ihrem Beruf widmen. So erhielt sie auch ihre Akkreditierung der US-Navy zurück und begann wieder, über Kriege und Bürgerkriege in der ganzen Welt zu berichten.

Verwundete Soldaten, Matrosen und Marines werden mit einem Landungsboot auf die USS Samaritan gebraucht, die kurz vor der Küste anliegt, Iwo Jima, 1945 (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection)
   
Als sie im Rahmen eines Auftrags des Magazins Life nach Österreich reiste, schmuggelte Chapelle Penicillin für ungarische Flüchtlinge, die vor der Auseinandersetzung zwischen den ungarischen Freiheitskämpfern und dem sowjetischen Militär flüchteten. Sie verbrachte zwei Monate in einem ungarischen Gefängnis, nachdem die Russen sie gefangen genommen und an ungarische Nationalisten übergeben hatten, die sie exekutieren wollten. Die USA konnten jedoch ihre Freilassung bewirken. Die Idee, Aufstände zu dokumentieren, ließ sie jedoch nicht los, und Chapelle reiste nach Algerien und danach nach Kuba, wo einige seltene Fotos von Fidel Castro an der Schwelle zur Revolution entstanden. Im Jahr 1961 wurde Chapelle nach Vietnam geschickt. Für ihre Arbeiten im Vietnamkrieg wurde sie mit dem Overseas Press Club’s George Polk Award ausgezeichnet und von der National Press Photographers Association zur Fotografin des Jahres gewählt. Am 4. November 1965 starb Chapelle durch einen Granatsplitter, der bei der Explosion einer Sprengfalle, die durch den Tritt eines Marinesoldaten auf eine Angelschnur versehentlich ausgelöst wurde, ihren Hals traf.

Auf ihrem Weg nach Österreich überqueren ungarische Familien gefrorene Felder in der Nähe des Dorfes Andau. Die Menschen wanderten mindestens 10 Meilen bei Minustemperaturen, um sich während des Aufstands in Ungarn in Sicherheit zu bringen (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection, ca. 1956)

Chapelle war erst 47, als sie starb. Ihr Beruf war ihr Leben und ihre Leidenschaft.
    


Südvietnamesische Soldaten in einer Artillerieübung, ca. 1961–62 (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection)
     


Vietnamesische Kinder reagieren auf Mörserbeschuss, ca. 1961–62. Dieses Bild erschien ursprünglich im Jahr 1962 im „National Geographic” (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection)
   


Fallschirmjäger Captain E. F. McGushin tanzt mit einer Klasse Viertklässlerinnen in der Pause einer Schule in Santo Domingo. Sein Unternehmen organisierte Schulunterricht für 720 Kinder und arbeitete dafür, die Kinder von der Straße zu holen, nachdem die Lehrer die Stadt verlassen hatten, 1965 (aus dem Buch „Dickey Chapelle Under Fire”, alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Wisconsin Historical Society Historic Images Collection)
   
Dickey Chapelle Under Fire: Photographs by the First American Female War Correspondent Killed in Action zu bestellen bei Wisconsin Historical Society Press.