Kochshows machen dich zu einem schlechteren Koch

Stell dir einmal Folgendes vor: Du stehst gerade in der Küche, um dich herum Zutaten, die du—sind wir mal ehrlich–nur für dieses eine Rezept benutzt, bevor sie dann ihr Dasein in den hintersten Ecken des Kühlschranks fristen und einen dicken Pelzmantel anlegen. Du rufst deinen inneren Jamie Oliver zu Hilfeund machst schnell dich an die Hühnerbrust, schwenkst sie ein paar Mal in der Pfanne hin und her, bis sie irgendwie fertig aussieht.

Einer neuen Studie zufolge bringen dir Jamie und Co. schlechte Angewohnheiten bei.

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Vor ein paar Wochen veröffentlichten Forscher der University of Massachusetts, Amherst, eine Studie, bei der sich Experten für Lebensmittelsicherheit beliebte amerikanische TV-Kochshows angeguckt haben. Ergebnis: Bei den meisten Shows hielt man sich nicht an die grundlegenden Vorschriften zur Lebensmittelsicherheit.

Für die Studie, die imJournal of Nutrition Education and Behaviour veröffentlicht wurde, mussten sich Vertreter der Aufsichtsbehörden und Experten für Lebensmittelsicherheit 39 Folgen von zehn populären Kochsendungen angucken. Dann bewerteten sie die Shows mithilfe eines Fragebogens,der an den Prüfbericht bei Kontrollen von Gastronomiebetrieben in Massachusetts angelehnt ist.

Dabei zeigte sich, dass in 70 Prozent der Fälle „die Mehrheit der bewerteten Vorgehensweisennicht gemäß der Bestimmungen oder der Empfehlungen waren.” So wurden in 93 Prozent der untersuchten Shows die Gerichte nicht lange genug und nicht bei der richtigen Temperatur gegart. Ähnlich hoch war der Anteil der Moderaten, die nicht richtig mit einem Lappen sauber gemacht haben. Das Thema Lebensmittelsicherheit wurde in nur drei Folgen angesprochen.

Doch es gab nicht nur schlechte Noten für die TV-Köche. Die Forscher haben auch herausgefunden, dass in 72 Prozent der untersuchten Folgen Küchenwerkzeuge richtige gehandhabt und aufbewahrt wurden—was allerdings auch heißt, dass in besorgniserregenden 28 Prozent der Fälle die Köche nicht wussten, wie man ein Messer richtig hält. Bei 82 Prozent der Shows waren außerdem die Fingernägel richtig gepflegt.

Nancy Cohen, die leitende Autorin der Studie und Professorin für Ernährungswissenschaften an der University of Massachusetts,sagte in einer Presseerklärung, dass die Studie zeigt, welche Unterschiede es zwischen den Hygienestandards gibt, wie sie in einer professionellen Küche erwartet werden und denen, die man in Kochshows sieht.

Sie sagte: „Bei den meisten Punkten hielten sich prozentual weniger Shows an die Empfehlungen, als es in der Gastronomie und bei den Verbrauchern allgemein der Fall ist.

ARTIKEL: Kochsendungen machen dich dick

Die britische Lebensmittelsicherheitsbehörde Food Standards Agency sagt, dass es jedes Jahr über 500.000 Fälle von Lebensmittelvergiftung in Großbritannien gibt, eine europaweite Untersuchung der WHO im Jahre 2003 hat herausgefunden, dass 40 Prozent aller Lebensmittelvergiftungen zu Hause entstehen. Wenn man dann auch noch hört, dass die Menschen mittlerweile mehr Kochsendungen gucken, als tatsächlich hinterm Herd zu stehen, könnte es durchaus sein, dass man sich von Moderatoren oder tollpatschigen Showteilnehmern einige schlechte Angewohnheiten abguckt.

Nancy Cohen fügt jedoch auch hinzu, dass man hoffen kann, dass diese Studie zur Verbesserung der Lebensmittelsicherheit im Fernsehen beiträgt: „Kochshows bieten viele Möglichkeiten, um einer breiten Öffentlichkeit etwas über den sicheren Umgang mit Lebensmitteln beizubringen und dabei zu helfen, lebensmittelbedingte Krankheiten zu reduzieren. Gleichzeitig könnten Ernährungs- und Lebensmittelsicherheitsexperten mit den Medien zusammenarbeiten, um Sendungen zu machen, die den richtigen und sicheren Umgang mit Lebensmitteln zeigen.”

Also aufgepasst.