Drogen

Wo in Deutschland besonders viel gezogen und geworfen wird

Kokain und Ecstasy auf einer Deutschlandflagge

Wenn man wissen will, womit sich eine Gesellschaft beschäftigt, muss man sich ihren Müll ansehen. Auch dann, wenn es um Drogen geht. Seit 2011 untersucht die EU wie viel Drogenrückstände durch europäische Kanalisationen und Abwasserrohre fließen. Daraus lässt sich schließen, welche und wie viele Drogen wir konsumieren.

Die am Donnerstag veröffentlichten neuesten Studienergebnisse der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) zeigen die Entwicklungen in etwa 70 europäischen Städten, 8 davon in Deutschland. Im März 2018 hatten die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen eine Woche lang die Rückstände von Kokain, Amphetamin, MDMA und Methamphetamin im Abwasser dokumentiert. Zwar fehlen einige Großstädte wie Hamburg, Frankfurt und Köln, aber auch so zeichnen die Ergebnisse ein spannendes Bild des Drogenkonsums in Deutschland.

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Kokain – München ballert lieber freitags als samstags

Kokain
Alle Screenshots: emcdda.europa.eu

Von allen deutschen Städten, die 2017 und 2018 an der Studie teilnahmen – das sind Berlin, München, Dortmund, Chemnitz, Dresden, Erfurt, Saarbrücken und die Kleinstadt Dülmen –, wurde in Dortmund im Schnitt am meisten Kokain geballert. Sogar 19 Prozent mehr als in Berlin. Gleichzeitig ging der Konsum in Dortmund im Vorjahresvergleich um 11 Prozent zurück, in Berlin stieg er um ein Viertel. München liegt bei seiner Vorliebe für kolumbianisches Marschierpulver eher im Mittelfeld, am wenigsten wird in den Ostdeutschen Städten Chemnitz, Erfurt und Dresden gezogen.

In den meisten untersuchten deutschen Städten nahmen die Leute von Montag an jeden Tag ein bisschen mehr Koks, bis der Konsum am Samstag den Höhepunkt erreichte. Am Sonntag stellten die Forscherinnen und Forscher daher jeweils die höchsten Konzentrationen von Kokain im Abwasser fest. Die Münchner, Erfurter und Dresdner allerdings konsumieren am Freitag am meisten und gönnen ihren Nasen schon ab Samstag eine Verschnaufpause.

Nur in Berlin war der Donnerstag nach dem Montag der Tag mit dem zweitschwächsten Zug.


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MDMA – In München ging der Konsum zurück, aber auch nur dort

MDMA

Von den 14 Ländern, die 2018 an der Studie teilnahmen, konsumierten die Menschen in Belgien, den Niederlanden und Deutschland das meiste Ecstasy. In fast allen untersuchten deutschen Städten wurden mehr Teile geschmissen, Bömbchen gebaut und bittere Pülverchen gedippt als im Jahr davor. Nur in München ging der MDMA-Konsum leicht zurück. In Berlin stieg der Verbrauch dagegen um fast ein Fünftel, aber auch in Saarbrücken scheint irgendwo ein neuer Techno-Club aufgemacht zu haben. Dort fuhren sich Raverinnen und Raver 2018 gleich 59 Prozent mehr MDMA rein als 2017.

Listet man die MDMA-Rückstände nach Wochentagen auf, merkt man schnell, dass in Berlin eine andere Feierkultur herrscht als im Rest des Landes. Der MDMA-Konsum erreicht dort an Sonntagen seinen Höhepunkt, so dass die Forschenden an Montagen die größte Konzentration im Abwasser registrierten. Im Gegensatz dazu lag der Peak in allen anderen Städten am Sonntag, was darauf schließen lässt, dass die Leute dort am Samstag besonders viel konsumierten.

Methamphetamin – Vor allem ein Phänomen in Ostdeutschland

Meth

Während sich bislang besonders Tschechien und die Slowakei mit dem Phänomen Meth beschäftigen mussten, konsumieren Leute die Droge laut den neuen Studienergebnissen inzwischen auch verstärkt auf Zypern, in Spanien, generell Nordeuropa und Ostdeutschland.

Ein Blick in die Daten zeigt, dass in Chemnitz und Erfurt 2018 tatsächlich etwa 80 bis 100 Mal(!) so viel Meth konsumiert wurde wie in Saarbrücken und Dortmund.

Aber es gibt auch andere Nachrichten aus dem Osten. Während der Meth-Konsum 2018 in Erfurt und Dresden im Vergleich zum Vorjahr fast gleich hoch blieb, ging er in Chemnitz um mehr als sieben Prozent zurück.

Anders als MDMA, scheint Meth keine Droge fürs Wochenende zu sein. In Dresden, Erfurt und Chemnitz konsumierten die Leute auch am Dienstag und am Donnerstag mehr als an den Vortagen. Erst am Sonntag ging der Konsum stark zurück. In Berlin hingegen machten die Konsumierenden überhaupt keinen Unterschied zwischen den Wochentagen und fuhren sich an allen Tagen etwa gleichviel Meth rein.

Amphetamin – Besonders beliebt in Saarbrücken

Amphetamin

Vielleicht war es doch eher ein Gabber-Schuppen, der in Saarbrücken die Leute zum Drogenkonsum animiert, denn von allen untersuchten Städten und Drogen gab es in Saarbrücken den krassesten Anstieg beim Amphetaminkonsum: 82 Prozent mehr Speed als im Vorjahr zogen die Leute dort. In Dortmund ging die Kurve dagegen runter und zwar um 22 Prozent.

Woran es genau liegt, dass es so große Unterschiede zwischen einzelnen Städten gibt, ist schwer zu sagen. Soziale und demografische Faktoren spielen sicherlich eine Rolle, schreiben die Studienautoren. So komme es darauf an, ob eine Stadt zum Beispiel eine Universität oder viele Bars und Clubs habe. Aber auch die Größe spiele eine Rolle.

MDMA und Kokain seien demnach vor allem in Großstädten beliebt. Bei Meth und Speed gebe es jedoch kaum Unterschiede zwischen Metropolen und Gemeinden auf dem Land.

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