Studien zu Kokain-Streckmittel: Levamisol ist wohl noch schädlicher als bislang bekannt

Kokain wird oft mit Levamisol gestreckt

Dass das Zeug, was Berliner Kokstaxis oder die Dorfdealerin liefern, nicht direkt von der Plantage kommt, müsste jedem Kokainkonsumierenden spätestens seit der ersten Staffel Narcos bekannt sein. Kokain ist praktisch immer gestreckt – mit ungefährlichen Beimengungen wie Laktose oder Stärke, aber auch mit dem Arzneistoff Levamisol. Eine Forschungsgruppe der Universität Zürich kam jetzt zum dem Schluss, dass Levamisol dem Gehirn stark schaden könnte.

Levamisol benutzten Menschen früher, um ihre Katzen zu entwurmen, vor zehn Jahren begann es vermehrt, in Kokain aufzutauchen, und gehört mittlerweile zu den verbreitetsten Streckmitteln weltweit. In Zürich wurde es 2018 bislang in jeder fünften getesteten Kokainprobe nachgewiesen.

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Laut des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung wird Levamisol schon in den Produktionsländern in Südamerika beigemengt. Weshalb es sich dort so großer Beliebtheit erfreut, ist nicht abschließend geklärt, doch Gründe gibt es genug. Es verstärkt allem Anschein nach die euphorisierende Wirkung des Kokains, es sieht aus wie reines Kokain und lässt sich besonders leicht mit dem echten Zeug vermischen.

Probanden, die viel Levamisol konsumierten, hatten eine dünnere Hirnrinde

Dass Levamisol obendrein krankmacht, wissen wir schon länger. Bei übermäßigem Konsum kann es Blutkrankheiten und Gefäßveränderungen begünstigen. Acht Forscherinnen und Forscher der Universität Zürich haben sich nun in gleich zwei voneinander unabhängigen Studien angeschaut, ob und wie Levamisol das Gehirn und die Denkleistung verändert.

Hierfür untersuchten sie Kokainkonsumierende mit hohen Levamisolwerten, mit niedrigen Werten und Nicht-Konsumenten. Das Ergebnis der ersten Studie: Die kognitiven Fähigkeiten der Konsumierenden gegenüber denen, die kein Kokain konsumieren, waren deutlich schlechter. Sie reagierten langsamer in Tests und lösten ihnen gestellte Probleme langsamer oder gar nicht.


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Zwar ist bekannt, dass Kokain selbst bei Gelegenheitskonsum die Nasenscheidewand angreifen, das Herz vernarben lassen und die Psyche zerrütten kann, doch die Gruppe der Konsumierenden mit mehr Levamisol in den Haaren schnitt in den Tests noch mal deutlich schlechter ab als die mit wenig. Insbesondere die Fähigkeit zum Planen und Handeln sei bei Menschen, die stark gestrecktes Kokain konsumieren, viel stärker beeinträchtigt gewesen.

In der zweiten Studie untersuchten die Forscher das Gehirn von Kokain-Konsumierenden und Nicht-Konsumierenden mit Hilfe eines MRT. Sie sahen: Konsumierende mit hohen Levamisolwerten hatten eine dünnere Hirnrinde als die mit niedrigeren Werten. Wie Menschen ihre Umwelt wahrnehmen, wie sie fühlen und sich erinnern: All das geschieht wesentlich in der Hirnrinde.

An den Studien nahmen 154 bzw. 67 Menschen teil. Laut Studienleiter Boris Quednow weisen die Ergebnisse daraufhin, dass Levamisol das Nervensystem stark beschädigen könnte. Deshalb drängt er darauf, Drug-Checking-Programme unbedingt auszubauen, damit Konsumierende ihr erworbenes Kokain auf seine Zusammensetzung untersuchen lassen können. In der Schweiz ist das schon seit Jahren möglich, mit großem Erfolg.

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