Kölsch vs. Alt – Es ist ein für alle Mal entschieden

Kölsch sei kein Bier, sagt man außerhalb von Köln oft und gerne, Kölsch sei ein „Bier”. Und keine Ahnung, für was die Kölner Altbier halten, vielleicht für Alkohol aus braunem Kandiszucker, ist auch nicht so wichtig. Köln und Düsseldorf pflegen seit jeher eine Fehde, die alle die nicht verstehen, die nicht dort aufgewachsen sind. 

Sascha Brunow, Braumeister bei Schumacher Alt, sagt, dass die Rivalität oft auf die Schlacht von Worringen von 1288 (!) zurückgeführt wird, wo Köln gegen Düsseldorf antrat. Oder so. Ein 800 Jahre alter Running Gag also. Sascha erklärt uns auch den Unterschied von Alt und Kölsch, der gar nicht so groß ist. Das Hauptmerkmal ist meist die Farbe, es kommen dunkle Malze in das Alt, die werden karamellisiert. Das war es schon, die restliche Herstellung ist ähnlich. Deswegen dieser sehr faire Vergleich:

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Geschmack: Eine höchst wissenschaftliche Studie von Professor Quack (!) hat im letzten Jahr herausgefunden, dass Kölsch und Alt eigentlich gleich schmecken. Wenn jemand schreibt, „(Alt) duftet wunderbar delikat, hat keksartige Aromen und einen lang anhaltenden trockenen Nachklang”, kann man das also getrost vergessen. Damit wären wir also schon durch.

Mag man weder in Düsseldorf noch in Köln I.

Mag man weder in Düsseldorf noch in Köln.

Die richtigen Freunde: Ob jemand ein guter Typ ist oder nicht, lässt sich anhand seines Umgangs sagen. Nicolas Cage mag nicht nur den Bierrausch. Im College hat er nicht getrunken. Er hat sich Magic Mushrooms eingeschmissen – zusammen mit seiner Katze. Warum das wichtig ist? Das ist der größte Promi-Fan, den das Alt so hat. „Ich liebe Gans und Alt”, sagte er einer Zeitung mit überdurchschnittlich großen Buchstaben. Beim Kölsch sind es hingegen sehr überraschend viele TV-Kommissare. SK Kölsch heißt das dann und sie nennen ihre Folgen „Krieg dem Kölsch” oder so was in der Art und alle freuen sich, dass Köln im Fernsehen so schön aussieht. Die Tatort-Kommissare essen regelmäßig Currywurst und trinken ein Kölsch am Rheinufer, wenn der böse Bösewicht im Kittchen sitzt. Das ist zu brav, zu viel TV-Grau. Sorry.

Klarer Sieg für den Ghost Rider.

Politische Ausrichtung: Die Truther haben recht, VICE hat ein Weltanschauungsprogramm. Da die AfD im April in Köln ihren Parteitag abhalten wird, vermauern die Kölner Wirte ihre „Kein Kölsch für Nazis” schreiben sie auf ihre Bierdeckel. „Gute Aktion”, sagt da der Düsseldorfer, „aber da bin ich mehr Punk gewöhnt.” In der Alt-Kneipe Ratinger Hof in Düsseldorf ist einst Ende der 70er-Jahre der Deutsch-Punk erfunden wurden. Dort traten früh Bands wie Fehlfarben oder DAF auf, verwandelten Alt in Rotze, zerkratzten Autos auf der Straße davor und nannten andere Altstadt-Besucher „Müslis”. Punk(t) für Düsseldorf.

Gemeinsame Feinde I

Gemeinsame Feinde 

Musik: Danach ging es musikalisch eher bergab. Heute besingt bloß noch Heino das Alt: „Caramba, Karacho, ein Altbier / Caramba, Karacho, auch zwei”. In Köln gibt es Karnevalsmusik und da singt man dann: „10 Liter Kölsch / ist dat letzte watt wa haben / Et gab keine Brauerei mehr, et ganze Kölsch war weg” (Filue, „10 Liter Kölsch”). Abzug, für beide. „Kölsch ist die einzige Sprache, die man auch trinken kann”, sagt Anna Heller, Brauerin in der Brauerei Hellers aus Köln, und wenn man nicht wüsste, wie viel Ärger das geben könnte, würde man sagen: „Das hört man auch.” Anna braut Alt, mitten in Köln. Um die Düsseldorfer zu trollen. Denn eigentlich hat sie eine kleine Kölsch-Brauerei, die zum Spaß auch Alt herstellt.

Skandale: Die Kölner provozieren geschlossen nach außen, nach innen sind sie aber immer offen für einen Skandal mit ausreichend Klatsch. Gaffel ist eine der größten Kölsch-Brauereien der Stadt – was du sicher weißt, wenn du hier immer noch liest –, bis vor einigen Jahren wurde sie noch von zwei Brüdern geführt, die zerstritten sich heftig. 2006 schmiss der eine den anderen raus, in der Kölner Presse las man vom „Bruder-Krieg“. Alles war öffentlich, sie warfen sich gegenseitig vor, Millionenbeträge aus dem Unternehmen gezogen zu haben. Daraufhin warf der eine dem anderen vor, ihn bei Kartellamt verpfiffen zu haben. Fünf Kölner Brauereien wurden durchsucht. Es gab den Vorwurf, dass sie sich abgesprochen haben sollen, zu welchem Preis sie das Kölsch verkaufen wollen. Am Ende musste Gaffel drei Millionen Euro Strafe bezahlen, die Brauereien bundesweit insgesamt 340 Millionen.

Gemeinsame Feinde II

Und dann war da noch die Sache mit den gefälschten Fässern. Fälscher hatten sich tausende Fässer der Kölner Brauereien besorgt und sie mit billigem Bier gefüllt. Die haben sie dann an die Kölner Kneipen verkauft, die Kölner haben es getrunken und niemandem ist es aufgefallen. Erzählt ja auch einiges.

Außerdem ist Kölsch schuld, dass das iPhone geleakt wurde. Ein Mitarbeiter von Apple hatte den Prototypen des iPhone 4 in einem Biergarten „liegen lassen”, nachdem er sich dort betrunken hatte. Dort gab es zu diesem Zeitpunkt Gaffel Kölsch im Angebot. Das wäre also geklärt.

Beim Alt: Nichts. Keine Skandale. Ein solides, graues Bier – was den Klatschfaktor angeht.

Damit ist es entschieden, Kölsch ist tatsächlich kein Bier. Es ist eine Seifenoper. Ein Unterhaltungsformat, so viel passiert da. Herzlichen Glückwunsch, Düsseldorfer: Alt gewinnt. Herzlichen Glückwunsch, ihr Menschen am Rhein: Ihr habt nach 800 Jahren endlich Frieden.