Als Kool Savas Anfang der Woche in einem Tweet vor einem nahenden Bankencrash warnte und zur Selbstversorgung aufrief, musste er dafür viel ungläubige Häme einstecken. In dieser Hinsicht klappt das mit dem Säen und Ernten also schon mal.
Da wir uns bei Noisey aber nicht über die Ängste anderer erheben möchten, egal wie wahrscheinlich oder unwahrscheinlich diese auch sein mögen, haben wir beschlossen, das Thema ernst zu nehmen. Denn – und das meinen wir jetzt wirklich unironisch – so unwahrscheinlich ist es im Kern nicht, dass irgendwann eine Bankenpleite stattfinden könnte.
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Es passiert vielleicht nicht so schnell, wie Savas es mit dem Jahr 2020 voraussagt und wahrscheinlich auch nicht mit der Konsequenz, dass ihr euer Germanistikstudium direkt abbrechen und euch stattdessen einen Imkerhut aufziehen und in eine Höhle ziehen solltet. Aber was schon mal passiert ist, kann theoretisch wieder passieren. Wollt ihr dann wirklich in der Position sein, euch von Kool Savas auslachen lassen zu müssen? Eben.
Also haben wir eine zweite Expertenmeinung eingeholt, die jedoch nicht in Kontakt mit Xavier Naidoo steht. Zumindest nicht, dass wir wüssten.
Laurent Hengesch ist ehemaliger Banker und berät heute weltweit private, sowie institutionelle Investoren im Bereich Immobilien und Private Equity. Das hört sich kompliziert an und ist es bestimmt auch – was wissen wir schon.
Schließlich hauen wir unser Geld lieber direkt auf den Kopf, wenn es da ist. Sonst macht man sich 24/7 nur Sorgen darüber, dass man es verlieren könnte. Und das kann einen ganz komisch in der Birne werden lassen. Wir meinen da jetzt niemand bestimmtes.
Für alle, die weniger fahrlässig mit ihren Finanzen umzugehen pflegen oder dies in Zukunft zumindest planen, hoffen wir, dass euch das Folgende hilft.
VICE-Video: “Der echte Wolf of Wallstreet?”
NOISEY: Wie hoch stehen die Chancen, dass es 2020 einen Bankencrash geben könnte? Oder wie kommt Savas auf diese These?
Laurent Hengesch: Die These kommt wahrscheinlich daher, weil der letzte Bankencrash genau zehn Jahre her ist. Es gibt immer neue Risiken, aber ebenso immer neue Kontrollmechanismen, welche einen Bankencrash verhindern sollen. Die Zentralbanken haben damals großzügig Liquiditäten zur Verfügung gestellt, um das Schlimmste zu verhindern. Das würden sie heute wieder tun. Besonders systemrelevante Banken, das heißt Banken, bei denen der “Normalverdiener” seine Konten führt, werden wahrscheinlich immer gerettet werden.
Für die Misstrauischen unter uns: Warum sollten wir Ihnen, einem Investment-Berater und ehemaligen Banker, Glauben schenken und nicht den unabhängigen, geheimen Informationen von Kool Savas?
Niemand kann sowas wirklich voraussagen.
Sollte es tatsächlich zu einem Bankencrash kommen, wie hoch stehen die Chancen, dass wir 2020 wieder mit Kieselsteinen und Muscheln bezahlen?
Die Herausforderungen für die Banken bestehen heutzutage hauptsächlich in der Umsetzung von alternativen Zahlungsmethoden wie auf Blockchain-Technologie basierten Währungen, der Digitalisierung und zukünftig auch Künstlicher Intelligenz. Heutzutage werden bereits an extrem volatilen Tagen [also sprunghafte, unbeständige Aktienkurse, Anm. d. R.] bis zu 90 Prozent der Trades, also des Handels mit Aktien, an der Wallstreet von Computern durchgeführt. Im Durchschnitt sind es circa 50 Prozent.
Nach dem letzten Bankencrash haben Regulatoren, wie die in der Europäischen Zentralbank (EZB) tätige europäische Bankenaufsicht SSM, bessere Kontrollmechanismen implementiert. Diese können jetzt schneller und härter durchgreifen als zuvor, um so den Steuerzahler besser schützen zu können.
Zum jetzigen Zeitpunkt sollte man auf jeden Fall die Zinspolitik der EZB im Auge behalten, sowie den Brexit. Sollte es keine klassischen Währungen mehr geben, was ich für äußerst unwahrscheinlich halte, denke ich, dass die Menschen eher wieder mit dem Tauschen anfangen, anstatt mit Kieselsteinen und Muscheln zu bezahlen.
Also lohnt sich eine Umschulung zum Imker?
Weltweit sind die Bienen leider am Sterben. Imker als Hobby würde bestimmt durchaus Sinn machen.
Wie würde sich unser alltägliches Leben tatsächlich im Falle eines Crashs verändern? Wie können wir uns wirklich wappnen?
Unsere Generation, die Millennials und die Generation Z, haben verglichen mit den Baby Boomers kaum Ersparnisse. Am Wichtigsten ist für uns, sich überhaupt mal mit dem Thema Geld und Investitionen zu beschäftigen. Hierfür muss man kein BWL studieren, sondern man sollte die Grundmechanismen verstehen. In der Schule wird das kaum behandelt, daher sollte man selber ran an den Stoff und sich schlau machen. Sollte dann mal ein Crash kommen, ist man vielleicht entspannter.
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