FYI.

This story is over 5 years old.

News

Wie internationale Diplomaten in Berlin Tequila-Shots weghauen

Die Welt der Diplomatie stellt man sich eher eintönig, verkrampft und grau vor. Nicht aber, wenn man die Gesandten mal beim Feiern erwischt. Da gehts dann richtig ab.

Botschaftspartys sind in der Regel wirklich langweilig. Es fühlt sich an, wie an der Uni, ähnlich wie auf einer Abschlussfeier. Sie sind förmlich. Eine Menge Menschen, die Krawatten tragen und wie Professoren aussehen. Zwar gibt es vielleicht Drinks umsonst, aber du kennst keinen und der Alk ist schnell weggesoffen.

Aber da irrst du dich: In der mexikanischen Botschaft läuft das anders—die hatten Performance-Künstler auf LSD und Diplomaten, die Tequila aus einem Hut tranken. So fing das ganze an:

Anzeige

Das Gebäude der mexikanischen Botschaft ist ein großer Betonblock im Tiergarten. Viele beschweren sich immer über dessen Architektur (ein Mexikaner), weil es nicht zum deutschen Wetter passt—es ist immer kalt in der Botschaft. Dennoch hat es eine beeindruckende Struktur und ist untypisch für eine Botschaft. Es ist ein großer ausgedehnter Raum mit hohen Decken und vorne wäre genügend Platz für eine Kunst-Ausstellung. Das ist selten. Platz für Künstler in einem Regierungsgebäude?

Das Motto der Party war „Mode und Musik aus der ganzen Welt“. Die Vereinigung der Presse- und Kulturattachés hat eine Art Schmoozefest organisiert. Die Organisation wurde gegründet, um ausländische Gesandte in Berlin mit Pressevertretern in Deutschland zusammenzubringen. Das Gremium ist ziemlich interessant: Es treffen Vertreter der Botschaften aus Finnland, Malaysia, Großbritannien, Kanada und den Philippinen zusammen. In der Botschaftswelt ist das selten (zumindest für die meisten Botschaften—wo war eigentlich die amerikanische Botschaft? Was das wohl bedeutet, dass die Amis nicht da sind?). Die Gäste wurden ermutigt, ihre eigenen Landestrachten zu tragen. Als ob der Scheiß den armen Attachés nicht eh schon immer aufgezwungen wird—wo sind eigentlich die Namenschilder, heh?

Mexiko hat seit kurzem einen neuen Kulturattaché, Xavier Gurza Barroso, ein echt netter Typ, der neu in Berlin ist. Daher die Party. In Mexiko hat Barroso ein Museum gegründet, dem Künstler ihre Kunstwerke hinbringen, anstatt Steuern zu zahlen (ich frage mich, ob das in Deutschland funktionieren würde?). Er ist jemand, der immer von Künstlern umgeben ist. Er ist sogar mit einer kanadischen Künstlerin verheiratet und beide haben viele Jahre in Mexiko gelebt.

Anzeige

Was war also neu? Die Veranstaltung bot eine Mariachi Band, ein mexikanisches Buffet und Tequila.

Als ich ankam, neigte sich das Essen langsam dem Ende, und die Bühnenshow fing gerade an. Es war eine experimentelle Soiree der finnischen Künstlerin Mimosa Pale, die so etwas wie der Botschaftsliebling geworden ist, nachdem sie erst kürzlich erfolgreich auf der Weihnachtsparty in der finnischen Botschaft aufgetreten war. Sie kam mit dem Entertainer Herr Charlartan (Christos Karageorgoudis), der eine Drehorgel bediente und eine Wasspfeife auf seinem Turban trug. Die beiden tanzten zu einer ekklektischen Musik, die die “Schnapsglas”-Performance einläuten sollte.

Die Beiden drängten sich in den Mittelpunkt der Gesellschaft, spielten experimentelle Stücke und füllten eine Flasche Tequila in Schnapsgläser, die auf Mimosas Kopf agebracht waren. Mimosa ging auf die Knie und jeder Diplomat durfte sich einen Strohhalm schnappen und sich einen genehmigen. Es war total schräg, wie alle darauf abgingen—alle Diplomaten tranken Tequila aus ihrem Hut voller kleiner Schnapsgläser

Zwar hat der mexikanische Botschafter, Jorge Castro-Valle Kuehne, die Party ziemlich früh verlassen (er hat an einem Donnerstagabend Besseres zu tun, als mit Kunstbürokraten und der Presse zu feiern). Ein paar nennenswerte Bürokraten-Promis waren dann aber noch da, darunter der finnische Pressereferent Leo Riski, der Pressesprecher Jacek Biegala aus der polnischen Botschaft, die kolumbianische Pressereferentin Juliana Gonzalez Rios sowie die kolumbianische Kulturattachée Laura Arango Blanco.

Wenn das eine Party für Kultur- und Presseattachés war, damit sie der eintönigen Büromonotonie entfliehen können, dann würde ich sagen: Mission erfüllt.